Wer darf die Kirche zur Armut auffordern – und wer nicht?

25. Oktober 2013 in Kommentar


Christliche Armut und Bescheidenheit sind nichts, was von nichtkirchlichen Medien eingefordert werden darf mit dem nur mühsam verhüllten Ziel der Demontage der Kirche. Ein kath.net-Kommentar von Petra Lorleberg


Stuttgart (kath.net/pl) Wenn nichtkirchliche Medien meinen, an unsere Kirche und an unsere Geistlichen die Messlatte der „Armut“ anlegen zu dürfen, dann läuft etwas schief. Dies gilt nicht nur für den Streit in Limburg und den tatsächlichen oder angeblichen Lebensstil des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. Nur scheinbar können sich solche Presse- und TV-Erzeugnisse auf das Einverständnis des Papstes berufen, de facto konterkarieren sie die Intention von Papst Franziskus.

Aber nanu? Papst Franziskus bittet doch tatsächlich darum, dass seine Kirche manches an äußeren Ehrenzeichen ablegen könnte. Der Papst versucht erkennbar, dies auch vorzuleben. Schon Papst Benedikt hatte ja beispielsweise bei seinem Freiburgbesuch im Jahr 2011 eindringlich davon gesprochen, dass sich die Kirche entweltlichen müsse. Und die Suche nach Armut, so wissen auch viele kirchlich nicht gebundene Menschen, gehört zu den klassischen Punkten christlicher Spiritualität. Warum sollten nun ausgerechnet die nichtkirchlichen Medien nicht in dasselbe Horn stoßen dürfen?

Franziskus möchte mit seiner Aufforderung zur Armut, zur Einfachheit, zur Hinwendung zum Nächsten und zum Armen und mit seinem selbst vorgelebten Beispiel jeden Menschen ansprechen, Impulse der christlichen Spiritualität in das eigene Leben aufzunehmen. Der Papst gibt weitere Impulse, beispielsweise: Sich von Herzen Jesus zuzuwenden. Nicht schlecht über andere zu reden.

Wer jedoch freiwillige christliche Armut als äußerlich erkennbares Statussymbol für gelungenes Christsein leben würde, wäre im übertragenen Sinn gerade „reich“ statt arm. Er würde einen Teilaspekt dazu benutzen, um vor den Menschen gut dazustehen. Doch Christen sind keine Leistungssportler in der Disziplin „Askese“. Papst Franziskus wies vor wenigen Tagen in einer Predigt darauf hin: „Es geht nicht um den Weg der Armut um der Armut willen. Nein!“

Letztlich ist christliche Armut nie Selbstzweck, sondern sie nimmt um Gottes Willen den Nächsten in den Blick.

Wie freiwilliger Verzicht zugunsten anderer aussieht, wird von Jesus in der Bergpredigt klar beschrieben: „Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“ (Mt 6,3.4). Jesus warnt sogar ausdrücklich: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.“

Es ist also nicht vorgesehen, dass unbeteiligte Zuschauer für christliche Armut und Bescheidenheit Fanjubel und Fleißkärtchen verteilen dürfen. Christliche Armut und Bescheidenheit sind erst recht nichts, was von nichtkirchlichen Medien anstrengungsfrei eingefordert werden darf mit dem nur mühsam verhüllten Ziel der Demontage der Kirche hierzulande.

Als Faustregel mag gelten: Nur derjenige darf über die von Papst Franziskus geforderte Armut mitreden, der sich selbst unter diesen Anspruch gestellt weiß und der die Mühsal, die Fehlbarkeit solcher Versuche kennt. Nur derjenige darf außerdem mitreden im Punkt geistliche Lehren dieses Papstes, der sich auch seine anderen Lehren in das eigene Leben hineinsagen lässt. Da wäre beispielsweise die Sache mit dem schlechten Reden über andere, zu der Papst Franziskus immer wieder deutliche, ja harte Worte findet…

Möglicherweise versuchen die Massenmedien – unbewusst oder bewusst – derzeit, die überraschende Kraft dieses Papstes nicht durch heftige Kritik wie bei den letzten Päpsten, sondern durch billiges Zujubeln zu entschärfen. Es sollte aber jedem, der sich berufen fühlt, über diesen Papst sowie über unsere Kirche zu schreiben, klar sein: Dieser Papst sucht keine Fans und Jubler. Sondern er sucht Mitmacher.

Papst Franziskus möchte seine Herde nämlich nicht zu einseitige asketischen Hochleistungssportlern machen, sondern zu guten Jüngern Jesu, zu Menschen, die konkret in der Nachfolge des Gekreuzigten und Auferstandenen leben.

Denen aber, die versuchen, sich auf diesen Weg des Mitmachens, der Nachfolge existenziell einzulassen, dämmert es langsam: Es wird Zeit, dass sich die Gläubigen schützend vor jene stellen, die sich für diesen Glauben öffentlich exponieren. Dass sich inzwischen beispielsweise unsere Bischöfe und Priester von nichtkirchlichen Medien über ihre Autos, die Zahl ihrer Zimmer und ihren persönlichen Lebensstandard kritisch befragen lassen müssen, lässt sich absolut nicht mit dem Hinweis auf Aussagen von Papst Franziskus rechtfertigen. Wenn im Einzelfall Kritik am Lebensstandard der öffentlichen Exponenten unseres Glaubens nötig sein sollte - und dies wird natürlich immer wieder mal der Fall sein -, dann ist diese Kritik und Korrektur nicht zuletzt ein innerkirchlicher Vorgang.

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Foto: Ein ´neues´ Auto für Papst Franziskus: Baujahr 1984, über 300.000 km gelaufen. Die Angestellten des Vatikans haben offenbar Diskussionsbedarf



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