Nach Papstumarmung: Der schwer entstellte Kranke erzählt

20. November 2013 in Aktuelles


„Ich bin nicht ansteckend, aber das wusste er nicht. Er streichelte mich über mein ganzes Gesicht, und während er dies tat, fühlte ich nur noch Liebe“, sagte der an Tumoren auf dem ganzen Körper leidende Vinicio Riva


Vatikan (kath.net/pl) Papst Franziskus „dachte nicht einmal darüber nach, ob er mich umarmen solle oder nicht“ und die Umarmung durch den Papst sei „wie das Paradies“ gewesen, sagte der durch Tumore auf dem ganzen Körper schwer entstellte Vinicio Riva. Die Fotos waren um die Welt gegangen: Papst Franziskus war Anfang November während der Generalaudienz einem entstellten Mann begegnet und hatte ihn ohne Zögern berührt und geküsst, kath.net hat berichtet. Die Bilder avancierten schnell zu Symbolen uneingeschränkter christlicher Nächstenliebe. Nun hat sich der Erkrankte selbst in einem Interview mit der britischen Tageszeitung „Daily Mail“, zu Wort gemeldet. „Ich bin nicht ansteckend, aber das wusste er nicht. Er streichelte mich über mein ganzes Gesicht, und während er dies tat, fühlte ich nur noch Liebe.“

Der Papst war vom Altarbereich heruntergekommen, um den Kranken zu begegnen, so erinnerte sich Riva. „Er umarmte mich, ohne ein Wort zu sagen. Ich fühlte mich, wie wenn mir das Herz aus dem Leib springen würde. Er war völlig still, doch manchmal kann man mehr sagen, indem man nichts sagt. Zuerst küsste ich seine Hand, während er mit der anderen Hand meinen Kopf und meine Wunden liebkoste. Dann zog er mich in eine kräftige Umarmung und küsste mein Gesicht. Mein Kopf lehnte gegen seine Brust, seine Arme umhüllten mich. Es dauerte nur über eine Minute, doch für mich schien es wie eine Ewigkeit.“

Riva war gemeinsam mit seiner Tante, der 68-jährigen Caterina Lotto, zur Generalaudienz von Papst Franziskus gegangen. Nach der Begegnung mit Papst Franziskus sei er gefühlsmäßig derart bewegt gewesen, dass er sich zu seiner Tante umgedreht hatte und zu ihr gesagt hatte: „Das bringt mich um“.

Der an der seltenen Erbkrankheit Neurofibromatose leidende Mann lebt mit seiner Schwester in einer Sozialwohnung im norditalienischen Vicenza. Trotz seiner Arbeit an einem Arbeitsplatz für Behinderte bleibt sein Einkommen unter dem Existenzminimum, seine Tante muss ihn finanziell unterstützen. Er musste bereits viele Operationen über sich ergehen lassen, am Herz, an der Kehle und an den Augen. Aus seiner Krankheit resultiert auch häufig Atemnot. Er ist von Kopf bis Fuß übersät mit schmerzhaften Neuraltumoren. Riva leidet an offenen Wunden, die durch die Kleidung hindurch bluten. Wenn er morgens aufwacht, sind sein Bett und sein Shirt immer blutgetränkt. Seine Füße sind so entstellt, dass er Schwierigkeiten beim Gehen hat. Zur Arbeit fährt er mit dem Fahrrad, für die Papstaudienz benutze er einen Rollstuhl, um langes Stehen zu vermeiden.

Seine Schwester ist von derselben Krankheit betroffen, allerdings weniger stark. Offenbar hatte die Mutter Rivas die Erbkrankheit in sich getragen, doch bis zur Geburt ihrer Kinder war sie frei von Symptomen gewesen, erst danach brach die Krankheit aus. Auch Riva hatte die ersten 15 Jahre ohne Symptome gelebt. Als die Krankheit dann ausbrach, erwarteten die Ärzte, dass er nicht älter als etwa 30 Jahre werden würde, doch dies hatte sich nicht bewahrheitet.

Der Erkrankte leidet sehr unter der sozialen Stigmatisierung infolge seines Aussehens. Beispielsweise wurde er einmal aufgefordert, einen Bus zu verlassen, weil ein anderer Passagier seinen Anblick nicht ertragen konnte. „Im ganzen Bus verteidigte mich niemand. Ich fühlte mich furchtbar.“

Von einer katholischen Organisation wird Riva jedes Jahr nach Lourdes mitgenommen, und dieses Jahr ermöglichte man ihm seinen ersten Besuch auf dem Petersplatz.

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Fotostrecke der Papstbegegnung










Foto © Vatican Insider/La Stampa


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