Der 'ganz feste Glaube' des Markus Büchel

6. Februar 2014 in Schweiz


Präsident der Schweizer Bischofskonferenz: „Ich glaube daran, ich glaube ganz fest daran“, dass es zur Öffnung der Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene kommen wird. Er kann sich auch vorstellen, dass homosexuelle Paare anerkannt werden


St. Gallen (kath.net) Markus Büchel, Bischof von St. Gallen und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, bleibt seinem Anti-Rom-Kurs treu. In einem aktuellen Radio-Interview mit dem SRF legt er jetzt nach. Bei der Lehre und den Vorschriften etwa für das Sexualleben „denke“ er, „es muss Änderungen geben“, bestätigte Büchel auf Nachfrage des Interviewers. Der Bischof von St. Gallen meint dann wörtlich: „Eine Sexualmoral muss sich entwickeln. Die Moraltheologie ist ein Stück weit - auch durch den Kontakt mit nichtkirchlichen Wissenschaften wie etwa der Psychologie und anderen - im Diskurs eigentlich weiter als die formulierte Lehre der Kirche.“

Den Zugang von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten könne er sich ebenfalls vorstellen, wenn da auch der „theologische Prozess“ stattfinde, dass man „über das Ehesakrament“ neu nachdenke und von daher sich dann auch neue Wege und Möglichkeiten ergeben“, meinte Büchel weiters gegenüber dem SRF. Er nannte es für den Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen „eine Notwendigkeit, dass in diesem Bereich sich etwas bewegt“ und betonte: „Ich glaube daran, ich glaube ganz fest daran“.

Dabei hoffe er, sagte der Bischof, dass dies nicht erst in 100 Jahren umgesetzt werde, „sondern schon in der nächsten Zeit. Denn wir müssen ja auch sehen, wie sich die Auffassung der Ehe und der Partnerschaft geändert hat. In der Ehemoral gehen wir immer davon aus, dass alles Partnerschaften sind, die für das ganze Leben bestehen, die also unauflöslich sind und die von der Gesellschaft mitgetragen werden usw, das habe sich verändert. Auf diese neuen Begebenheiten muss man sich einstellen.“ Dabei gelte es, danach zu „suchen, wie man in diesen neuen Begebenheiten die hohen Ideale, die wir haben, hochhalten können, aber den Menschen zugleich einen Weg zu zeigen, wie sie mit ihrer Realität und ihrem Glauben umgehen können.“

Auch mit seinem „Glauben“ an Änderungen der kirchlichen Lehre bezüglich des Umgangs mit Menschen, die ihre Homosexualität praktizieren, hielt Büchel nicht hinter dem Berg. Der Interviewer fragte nach dem Umgang der Kirche mit homosexuellen Paaren und dem Wunsch, diese Partnerschaften „zu segnen“. Büchel meinte dazu wörtlich: „Ich kann mir vorstellen, dass solche Paar-Partnerschaften in gewisser Dimension anerkannt werden, aber sie können nicht einfach mit der Ehe gleichgesetzt werden – das stehe ja auch nicht zur Diskussion.“ Büchel erwarte, dass die Kirche „einen Weg sucht, diesen Menschen das Zeichen zu geben, dass auch sie zur Kirche gehören und ihnen auch Hilfe zu geben, dass sie ihren Glauben… leben können.“ Der Präsident der SBK erläuterte weiter: „Ich glaube, wir müssen uns auch damit auseinandersetzen, dass homosexuelle Partnerschaften in der zivilen Gesellschaft anerkannt sind – und wie gehen wir mit diesen um? Wenn ein Paar, dessen zivile Partnerschaft anerkannt ist, sagt: ‚Aber wir möchten auch unsere Partnerschaft mit dem Glauben verbinden und aus dem Glauben heraus leben‘, dann müssen wir ihnen als Kirche sicher eine Hilfestellung geben und einen Weg suchen“. Diese „Diskussion des Umgangs mit homosexuellen Paaren stellt eine neue Diskussion dar, die Kirche ist herausgefordert, sich ihr zu stellen.“

Hintergrund:
Die von der SBK durchgeführte Umfrage im Vorfeld der Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie hat in Kirchenkreisen mehrfach für erhebliche Irritiationen gesorgt. Denn es stellte sich bald heraus, dass die Fragen, die man den Gläubigen zur Beantwortung gelegt hatte, nur ein äußerst verdünntes und obendrein tendenziöses Destillat der ursprünglichen Vatikanumfrage darstellten. Außerdem wurden nolens volens auch jene Bistümer stillschweigend dafür vereinnahmt, die sich aus der SBK-Umfrage dezidiert ausgeklinkt hatten, etwa das Bistum Chur.

Das Bistum Chur wehrte sich daraufhin gegen diese Vereinnahmung und wies darauf hin, dass gemäß kirchlichem Verständnis die eigentlichen Verantwortungsträger nicht die lokalen Bischofskonferenzen, sondern die einzelnen Ortsbischöfe sind.

Inzwischen ist weiters bekannt geworden, dass bei der Erstellung und Auswertung ein Gender-Mainstream-Forscher starken Einfluss hatte, nämlich Arnd Bünker, der Leiter des Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut, welches die Umfrage begleitete, kath.net hat berichtet.


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