Ein Klimawandler für die Vatikanfinanzen

25. Februar 2014 in Weltkirche


Sydneys Kardinal George Pell wird nach Rom befördert. Von Alexander Brüggemann (KNA)


Sydney/Vatikanstadt (kath.net/KNA) Und wieder einer vom «anderen Ende der Welt». Franziskus, der erste Papst aus Lateinamerika, hat am Montag ein neues vatikanisches Ministerium geschaffen: das Sekretariat für Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten. Es soll künftig für alle wirtschaftlichen und Verwaltungsbelange des Heiligen Stuhls zuständig sein. Zum Präfekten dieses Finanzministeriums ernannte Franziskus den australischen Kardinal George Pell (Foto), ein Mitglied des Kardinalsrates für eine Kurienreform.

Der 72-jährige Pell, der derzeit einzige Papstwähler aus Ozeanien und Gastgeber von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) beim Weltjugendtag 2008, war schon in der Vergangenheit immer wieder für vatikanische Ämter im Gespräch. Geboren 1941 in Ballarat im Bundesstaat Victoria, wurde Pell mit 25 Jahren zum Priester geweiht. Sein Weiterstudium in Rom und Oxford führte ihn zur Promotion im Fach Kirchengeschichte - und als Historiker argumentiert er auch im politischen und naturwissenschaftlichen Diskurs. Nach mehreren Stationen in Seelsorge und Hochschule ernannte ihn Papst Johannes Paul II. 1987 zum Weihbischof und 1996 zum Erzbischof in Melbourne.

Eine feine Karriere, könnte man meinen. Doch für Pell war die elegante und fleißige Wirtschaftsmetropole Australiens nur eine Zwischenstation. Im März 2001 wurde er nochmals befördert: nach Sydney, die Hauptstadt des australischen Libertinismus. Von hier meldete er sich regelmäßig mit kontroversen Statements über Themen wie Homosexualität, Missbrauch, Bioethik und Umwelt zu Wort.

Mehrfach wurde Pell, der zu den betont konservativen Köpfen im Weltepiskopat gehört, für noch höhere Ämter ins Spiel gebracht. Als Mitglied der römischen Glaubenskongregation (1990-2000) gehörte er zu den engsten Beratern des damaligen Präfekten Joseph Ratzinger. Unter den Kandidaten für dessen Nachfolge im Amt des Präfekten wurde 2005 auch sein Name genannt.

Zum Weltjugendtag 2008 bekam Pell den Zuschlag für den Austragungsort Sydney. Das Hafenbecken mit Harbour Bridge und Opernhaus war eine spektakuläre Kulisse für das katholische Großevent. Die 68er-Generation und ihre Nachfolger hätten die Kirchen regelrecht geleert und die Jugendlichen zurückgedrängt, erklärte der Kardinal einmal. Nun jedoch werde die jüngere Generation von der rechtgläubigen Lehre angezogen; jene Orden und Priesterseminare, die sich daran hielten, seien auch voll.

Pell provozierte mit seinen Positionen oft Widerspruch – am augenfälligsten in Umweltfragen; ein Thema, bei dem er sich stets als Zweifler an einem menschengemachten Klimawandel präsentierte, kath.net hat berichtet. Die Wetterphänomene seien auf Veränderungen zurückzuführen, die auch auf anderen Planeten zu beobachten seien. Umweltschützern warf Pell vor, ihre «moralisierenden Ziele anderen durch eine Angstkampagne aufzwingen» zu wollen. Offenbar müssten Heiden immer vor irgendetwas Angst haben und vermeintlich launische oder grausame Götter durch Opfer besänftigen - früher mit Schlachttieren, heute eben mit einer Reduzierung der CO2-Emission.

Der Leiter des australischen Wetteramtes, Greg Ayers, wollte den Kardinal einmal bei einer Tour zu Forschungsprojekten durch das Land überzeugen. Dazu ist es nicht gekommen. Papst Franziskus, mit seiner Berufung auf Franz von Assisi eigentlich sensibel für Umweltfragen, schätzt den strengen Oberhirten von Sydney trotz alledem. Das machte er schon mit der Berufung in den Kardinalsrat zur Kurienreform deutlich. Nun hat er ihn als seinen neuen Finanzminister auf einen Klimawandel anderer Art angesetzt. Der neue Saubermann der Vatikanfinanzen hat sich am Montag bereits von seiner Diözese verabschiedet.

Cardinal George Pell: You Shall Not Kill


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