DBK distanziert sich von 'katholisch.de'-Afrika-Kommentar

30. November 2015 in Deutschland


DBK antwortet kath.net: Der Beitrag sei „nicht die Auffassung der Deutschen Bischofskonferenz“ – ABER: Umstrittener Beitrag steht weiter in voller Länge auf dem offiziellem DBK-Portal, erläuternde „Stellungnahme“ taucht nur als Link zu Facebook auf!


Bonn (kath.net) Die Deutsche Bischofskonferenz distanziert sich gegenüber kath.net vom „katholisch.de“-Beitrag „Romantische, arme Kirche” des „katholisch.de“-Redakteurs Björn Odendahl. „Der genannte Beitrag bildet lediglich die Meinung des Redakteurs ab und nicht die Auffassung der Deutschen Bischofskonferenz. Der Redakteur hat sich ja in einer weiteren Stellungnahme auf katholisch.de bzw. auf Facebook geäußert und um Entschuldigung gebeten.“ Dies stellte der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, auf kath.net-Anfrage fest.

Hintergrund:
Das offizielle Portal der Deutschen Bischofskonferenz lässt den am 25.11.2015 online gegangenen Beitrag nun bereits seit fünf Tagen online stehen. Eine Einschränkung des umstrittenen Beitrags direkt unter dem Artikel wurde von der Redaktion bisher nicht vorgenommen. Unter dem Beitrag steht als erstes die gut sichtbare Information, dass der Autor „Redakteur bei katholisch.de“ ist. Dann folgt noch als als zweites der „Hinweis“: „Da der Standpunkt für rege Diskussionen gesorgt hat, hat unser Autor Björn Odendahl auf Facebook noch einmal Stellung zum Thema genommen und einige Formulierungen erläutert. Die Stellungnahme können Sie auch ohne Facebook-Zugang einsehen“, katholisch.de verlinkt dann zur Stellungnahme auf Facebook.

Ausschließlich auf dem katholisch.de-Auftritt auf Facebook bezog dann katholisch.de-Redakteur Björn Odendahl Stellung zu seinem Kommentar. Dort erläuterte er u.a., dass er „in keinem Wort“ „Afrikaner oder sonst irgendeinen Menschen als dumm“ bezeichnet habe oder dass er „pauschalisiere, dass nur ungebildete Menschen gläubig sind. Im Gegenteil: Ich kenne viele sehr gebildete Menschen, die einen tiefen Glauben besitzen. Ich stimme dem Papst zu, dass viele Europäer/Deutsche vielleicht vergessen haben, worauf es im Leben ankommt, so dass sich ihr Leben nur noch um Konsum und sich selbst dreht.“ Die Kirche in Deutschland könne sicher vieles besser machen, sie könne gerade auch „in Sachen Spontaneität und Glaubensfreude von unsere afrikanischen Glaubensschwestern und -brüdern lernen“. Odendahl erläuterte weiter, er wolle nur davor warnen, „allein die Kirche für den Glaubensschwund in Deutschland/Europa verantwortlich zu machen und umgekehrt den Glaubenswachstum in Afrika zu überhöhen“. Er schloss mit folgender Bemerkung: „Ich hoffe, die Erläuterungen machen meinen Standpunkt etwas deutlicher und können Vorbehalte ausräumen. Falls sich dennoch noch immer jemand durch meine Worte verletzt fühlt, bitte ich dafür um Entschuldigung.“ Seine explizite Bemerkung über Kardinal Sarah schränkte Odendahl in dieser offiziellen Facebook-Stellungnahme nicht ein.

katholisch.de musste neben vereinzelter Zustimmung auch heftige öffentliche Kritik an diesem Beitrag einstecken. Sogar auf dem DBK-Internetportal und auf seiner Facebookseite finden sich Bemerkungen wie: „Da mokiert sich jemand über Afrikaner, die einfache Antworten akzeptieren, und haut eine Platitude nach der anderen raus -- schon lustig. Bitte an die Redaktion: satirische Beiträge zur Vermeidung von Missverständnissen bitte markieren!“. Nicht nur selten wurde der Vorwurf des Rassismus erhoben.

Der Mainzer Domkapitular und Offizial Peter Hilger kommentierte auf der katholisch.de-Facebookseite sogar: „Ihre Erklärung macht nichts besser. Es wird höchste Zeit, dass Sie Ihren Beitrag auf katholisch.de - einer über Kirchensteuer finanzierte Webseite - endlich zurückziehen!“

Das Gründungsmitglied des Forums Deutscher Katholiken, Dr. Michael Schneider-Flagmeyer, hatte über den Odendahl-Beitrag festgestellt: „Wir sind ja nun inzwischen viel gewohnt von großen Teilen der deutschen Berufskatholiken auch und besonders von denen in dem aus unseren Kirchensteuern hochalimentierten Internet-Portal der DBK ‚katholische de‘. Was sich aber am 25.11.15 der Redakteur des Portals, Björn Odendahl, mit seinem Pamphlet ‚Romantische, arme Kirche‘ geleistet hat, das ist nun wirklich ein einsamer Höhepunkt an selbstgefälligem deutschen katholischen Institutionalismus.“

Ähnlich hatte auch der Journalist Peter Winnemöller geäußert, der Kommentar sei „übelster polemischer Rassismus, den man in einer Redaktion in den Händen der katholischen Kirche nicht erwartet hätte“. „Würden die deutschen Bischöfe die Worte des Papstes nämlich ernst nehmen, was ja nicht völlig auszuschließen ist, gehörte ein Portal wie katholisch.de neben vielem anderen durchaus auf den Prüfstand einer kritischen Untersuchung.“

Der Beitrag hatte nicht nur in den sozialen Netzwerken für heftige Diskussion und Kritik gesorgt, sondern sogar Artikel im britischen Magazin „Catholic Herald“ und im US-amerikanischen Magazin „First Things“ nach sich gezogen. Der Theologieprofessor Leroy Huizenga (Universität Mary in Bismarck/Nord-Dakota) hatte in „First Things“ kommentiert: „Wir wissen alle, dass die Deutsche Bischofskonferenz eine der progressivsten der Welt ist.“ Trotzdem sei es kaum zu fassen, dass ein solches Statement auf der offiziellen Website der Bischofskonferenz erschienen sei, welches „afrikanische Christen und Priester als arm und ungebildet niedermacht“ und obendrein unnötigerweise gegen Kardinal Sarah polemisiere, „man scheint ihn wirklich zu fürchten“. Huizenga schrieb weiter, Odendahls Bemerkungen offenbarten „einen soften Rassismus“, „den Rassismus des elitären weißen westlichen Paternalismus“ eines vertrockneten Kulturchristentums, „das noch nicht weiß, dass es besiegt ist“ und das von der „lebendigen, fröhlichen Treue der Katholischen Kirche“ in der Mehrheit der Welt weggeschwemmt werden wird.

Zur Dokumentation: Sreenshot


Zur Dokumentation: ´katholisch.de ist das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland´



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