25. November 2016 in Kommentar
Die ungewöhnlich brachialen und intoleranten Reaktionen mancher Bischöfe und Kardinäle auf die Bitte der vier Kardinäle Meisner, Brandmüller, Burke und Caffarra erstaune Papst Franziskus selbst rufe häufig zu offenem, freien Dialog auf
Vatikan (kath.net/pl) Die ungewöhnlich brachialen und intoleranten Reaktionen mancher Bischöfe und Kardinäle auf die ruhige und besonnene Bitte der vier Kardinäle lösen großes Erstaunen aus. Unter solchen intoleranten Reaktionen kann man Reaktionen lesen wie beispielsweise: Die vier Kardinäle seien dumm, naiv, schismatisch, häretisch, sie seien sogar den arianischen Häretikern vergleichbar. Dies schrieb Weihbischof Athanasius Schneider (Erzbistum Astana/Kasachstan) auf dem englischsprchigen Blog Rorate caeli. Schneider beschrieb Reaktionen auf die Bitte der Kardinäle Joachim Meisner, Walter Brandmüller, Raymond Burke und Carlo Caffarra an Papst Franziskus und den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Müller, um das Lösen der Knoten von Fragen, die nach dem Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Amoris laetitia aufgekommen sind, kath.net hat berichtet. Schneider spielte offenbar u.a. auf die heftigen Äußerungen von Bischof Frangiskos Papamanolis, dem früheren Vorsitzenden der griechischen römisch-katholischen Bischofskonferenz, an. Papamanolis hatte den vier Kardinälen Häresie vorgeworfen und gefordert, dass die Kardinäle vom Kardinalskollegium entfernt werden sollten. Sie hätten, so Papamanolis, die päpstliche Lehrautorität verworfen und ein Schisma riskiert, kath.net hat berichtet. Dem Schreiben Schneiders meint man zu entnehmen, dass es hinter den Kulissen noch weitere heftige Reaktionen von Kardinälen und Bischöfen gegeben haben könnte.
Schneider erläuterte, dass die intoleranten Reaktionen mancher Bischöfe und Kardinäle auch deshalb sehr erstaunlich seien, da ja Papst Franziskus selbst häufig zum freimütigen und angstlosen Dialog zwischen allen Kirchenmitgliedern in allen Bereichen, die das geistliche Wohl der Seelen betreffen, aufruft. Dies decke sich auch mit den Grundsätzen des Dialogs sowie mit der Akzeptanz einer legitimen Pluralität der Meinungen, wie sie auch durch Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils gefördert werden.
In Amoris laetitia spreche der Papst von der Notwendigkeit einige doktrinelle, moralische, spirituelle und pastorale Fragen unbefangen weiter zu vertiefen. Die Reflexion der Hirten und Theologen wird uns, wenn sie kirchentreu, ehrlich, realistisch und kreativ ist, zu größerer Klarheit verhelfen (wörtliches Zitat aus AL 2). Darüber hinaus, erinnerte Schneider, müssen die Beziehungen auf allen Ebenen innerhalb der Kirche frei von einem Klima der Angst und der Einschüchterung sein, wie Papst Franziskus in seinen vielen Äußerungen immer wieder gefordert hat.
Weihbischof Schneider wies darauf hin, dass die vier Kardinäle in einer Angelegenheit, die gleichzeitig die Wahrheit und Heiligkeit der drei Sakramente Ehe, Buße und Eucharistie betrifft, nur ihre grundlegende Pflicht als Bischöfe und Kardinäle getan haben, die in aktiver Teilhabe daran besteht, dass die Offenbarung, die von den Aposteln übermittelt wurde, sicher bewahrt bleibe und treu interpretiert werde. Es war ja besonders das Zweite Vatikanische Konzil, das alle Mitglieder des Bischofskollegiums als rechtmäßige Nachfolger der Apostel an ihre Verpflichtung erinnerte, aufgrund von Christi Stiftung und Vorschrift zur Sorge für die Gesamtkirche gehalten (69). Diese wird zwar nicht durch einen hoheitlichen Akt wahrgenommen, trägt aber doch im höchsten Maße zum Wohl der Gesamtkirche bei. Alle Bischöfe müssen nämlich die Glaubenseinheit und die der ganzen Kirche gemeinsame Disziplin fördern (Lumen gentium, 23; vgl. auch Christus Dominus, 5-6).
Church
Doch solche apodiktischen, gnadenlosen Urteile, wie sie den vier Kardinälen entgegegenschlügen, enthüllen nicht nur Intoleranz, Dialogverweigerung und irrrationale Wut, sondern enthüllen auch eine Kapitulation vor der Unmöglichkeit, die Wahrheit zu sagen, eine Kapitulation vor dem Relativismus in Lehre und in Praxis, in Glauben und Leben. Die oben erwähnte klerikale Reaktion gegen die prophetische Stimme der vier Kardinäle stellt die ultimative Machtlosigkeit vor den Augen der Wahrheit zur Schau. Eine so gewaltsame Reaktion hat als einziges Ziel: Die Stimme der Wahrheit zum Schweigen zu bringen, die die scheinbar friedliche nebulöse Mehrdeutigkeit dieser klerikalen Kritiker stört und belästigt.
Solch negative Reaktionen auf die öffentliche Erklärung der vier Kardinäle erinnere allerdings tatsächlich an die allgemeine doktrinelle Verwirrung während der arianischen Krise des 4. Jahrhunderts, so schreibt Schneider und kehrt damit den Vorwurf von Bischof Papamanoli um. Zwar würden heutzutage Bischöfe, die treu und heilig ihre Pflicht in der Auslegung der Göttlichen Offenbarung tun, nicht mehr verbannt wie die Bischöfen von Nizäa während der arianischen Krise. Doch gebe es andere Strategien, sie zum Schweigen zu bringen und sie zu verleumden (Zitat aus dem Buch des Regensburger Bischofs Rudolf Graber, Athanasius und die Kirche unserer Zeit, Abensberg 1973).
Mit ihrer prophetischen Stimme, die um Klarheit in der Lehre und der Pastoral bittet, hätten die vier Kardinäle einen großen Verdienst vor ihrem Gewissen, vor der Geschichte und vor den unzähligen einfachen katholischen Gläubigen unserer Tage, die wegen ihrer Treue zur Lehre Christi über die Unauflöslichkeit der Ehe an den kirchlichen Rand gedrängt werden. Besonders in Christi Augen hätten die vier Kardinäle einen großen Verdienst, für ihre mutige Stimme werden ihre Namen am Tag des Jüngsten Gerichts strahlend leuchten. Denn sie haben der Stimme ihres Gewissens gehorcht und sich der Worte des Heiligen Paulus erinnert: Denn wir können unsere Kraft nicht gegen die Wahrheit einsetzen, nur für die Wahrheit (2 Kor 13,8). Demgegenüber werden, schrieb Schneider, die klerikalen Kritiker der genannten vier Kardinäle am Tag des Gerichts sicher nicht leicht eine Antwort finden, um ihre brachialen Angriffe gegen die so gerechte, wertvolle und verdienstvolle Sache dieser vier Mitglieder des Heiligen Kardinalskollegiums zu rechtfertigen.
Kirche in Not - "Unauflöslichkeit der Ehe ist Abbild der Treue Gottes" (Weihbf. Athanasius Schneider)
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