Kardinal warnt Papst, durch zu sanfte Chinapolitik 'Jesus zu verraten'

2. Dezember 2016 in Weltkirche


Kardinal Zen: „Vielleicht ist der Papst ein bisschen naiv… er kennt die verfolgten Kommunisten [in Lateinamerika], aber vielleicht kennt er nicht die kommunistischen Verfolger, die Hunderttausende getötet haben“.


Peking (kath.net) Der hochrangigste katholische Kleriker Chinas kritisiert die Verhandlungen zwischen der kommunistischen Regierung Chinas und Papst Franziskus. Ein gemeinsames Abkommen würde es, so Joseph Kardinal Zen Ze-kiun, den chinesischen Kommunisten ermöglichen, zukünftig bei der Bischofsauswahl für China mitzubestimmen. Doch sei dies „ein Verrat an Christus“, stellte der emeritierte Bischof von Hong Kong fest. „Vielleicht ist der Papst ein bisschen naiv und hat nicht den Hintergrund, um die Kommunisten in China zu kennen. Er kennt die verfolgten Kommunisten [in Lateinamerika], aber vielleicht kennt er nicht die kommunistischen Verfolger, die Hunderttausende getötet haben“. Zen, der als langjähriger Bürgerrechtler und Demokratieverfechter keinem Konflikt mit der chinesischen Regierung aus dem Weg gegangen war, erläuterte weiter: „Die offiziellen Bischöfe predigen das Evangelium nicht wirklich, sie predigen den Gehorsam gegenüber der kommunistischen Authorität.“ Man könne nicht „mit der Haltung ‚Wir wollen um jeden Preis ein Abkommen unterzeichnen‘ in Verhandlungen hineingehen, denn dann liefert man sich aus, man verrät sich selbst, man verrät Jesus Christus. Wenn man keinen guten Abschluss aushandeln kann, einen akzeptierbaren Abschluss, dann sollte der Vatikan aufhören und es vielleicht später wieder versuchen. Könnte die Kirche mit Hitler verhandeln? Könnte sie mit Stalin verhandeln? Nein.“

„Der Klerus gehört auf die Seite des Volkes, auf die Seite der Armen und Verfolgten, nicht auf die Seite der Regierung. Das Blut der Märtyrer ist der Same für neue Christen. Wenn dieses Blut vergiftet wird, wie lange werden diese neuen Christen durchhalten?“

Die chinesische Regierung ist dem Christentum aller Konfessionen gegenüber feindlich eingestellt. Bei den Katholiken hat dies dazu geführt, dass sie sich gespalten haben. Es gibt einerseits die regimenahen und staatlich zugelassenen „Patriotischen Vereinigung der Katholiken Chinas“, andererseits gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst. Die sogenannten „Patriotischen Katholiken“ habe die staatliche Erlaubnis für Aktivitäten, doch die Mitglieder der Untergrundkirche leiden häufig unter staatlichen Sanktionen.

Der chinesische Kardinal warnt seit längerem vor einer Änderung der vatikanischen Politik im Stil einer nachgiebigen „Ostpolitik“ wie von Paul VI. und Kardinal Casaroli. Immerhin hat auch in jüngerer Zeit die kommunistische Regierung Bischöfe der Untergrundkirche jahrelang verschwinden lassen, teilweise spurlos, teilweise ist unsicher, ob sie überhaupt noch am Leben sind, kath.net hat berichtet. Nun hat jüngst der Vatikan ausgerechnet die Untergrundkirche vor unerlaubten Bischofsweihen gewarnt. Ohne päpstlichen Auftrag vorgenommene Bischofsweihen seien eine schwere Rechtsverletzung, stellten einen Bruch mit dem Papst dar und zögen die Exkommunikation nach sich, erläuterte der vatikanische Pressesprecher Greg Burke vor wenigen Wochen, kath.net hat berichtet. Die Untergrundkirche wiederum fühlt sich vom Vatikan im Stich gelassen, weil sie seit zwei Jahrzehnten keine Bischöfe mehr erhalten hat.

Kardinal Zen berichtete 2013 über die großen Schwierigkeiten der katholischen Kirche in seiner Heimat China (englisch, von Catholic News Service)



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