Sternberg (ZdK): 'Ich habe keinen Muslimfeiertag gefordert'

19. Oktober 2017 in Deutschland


Sternberg präzisiert: Ein Muslimfeiertag würde aber nicht christliche Tradition unseres Landes verraten – Zuvor ZdK-Mitglied Bundesminister Gerd Müller: Sternberg habe nicht für das ZdK gesprochen; „Leitkultur ist der christlich-jüdische Kulturraum“


Bonn (kath.net/pl) In der seit Tagen scharf geführten Diskussion um den Satz von Bundesinnenminister Thomas de Maizière, wonach er sich einen Feiertag für Muslime in Gegenden mit hohem Muslimanteil vorstellen könne, hatte der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg (Foto), für weiteres Diskussionsmaterial gesorgt, indem er in einem Interview vertreten hatte, dass er sich einen solchen Feiertag vorstellen könne. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hatte dazu geäußert: „Ich bin tief bestürzt, ja fassungslos, dass sich jetzt auch noch die Spitze des Zentralkomitees der Katholiken für einen Islam-Feiertag ausspricht.“ Nun präzisierte Sternberg seine Position in einer Presseaussendung des ZdK. Er habe gesagt: „Wo es einen nennenswerten Anteil an Muslimen gebe, sollte man auch deren Festkultur selbstverständlicher zur Kenntnis nehmen. Wenn in Gegenden mit hohem Anteil an frommen Muslimen Regelungen für die Ausübung islamischer Feiertage hinzukommen, würde das nicht die christliche Tradition unseres Landes verraten.“ Damit habe er „weder einen gesetzlichen Feiertag für Muslime gefordert, noch werde ich ihn anregen“.

Sternberg erläuterte, „dass unser Staat ganz wesentlich durch christliche Feiertage geprägt ist. Dies ist schon immer so – und wir werden alles tun, dass es so bleibt. Alle staatlichen Feiertage in unserem Land sind bis auf den 1. Mai und den 3. Oktober christlich geprägt. Selbstverständlich ist hier auch der Sonntag zu nennen. Ich habe darauf hingewiesen, dass es Aufgabe der Christen ist, diese Feste zu gestalten und im Bewusstsein zu halten.“

Dabei mache ihm „die immer geringere Vertrautheit mit dem Inhalt dieser Feste, sei es nun Christi Himmelfahrt oder Pfingsten“, Sorgen. Es sei „ Aufgabe der Kirchen, Bildungseinrichtungen und der Medien, über den Inhalt der christlichen Feste zu informieren. Die religionsfreundliche Rechtsordnung unseres Grundgesetzes verteidigen wir und fordern das Recht auf freie Religionsausübung in allen Ländern der Erde, selbstverständlich auch der Christen weltweit.“ Dabei gehörten in multireligiösen Gesellschaften „Kenntnisse über andere Religionen zur Grundbildung“, so Sternberg und führte weiter aus: „Religionsfreiheit ist ein sehr hohes Gut. Sie muss für alle gelten. Ich sehe, auch angesichts der aktuellen Reaktionen, einen hohen Bedarf, den notwendigen Diskurs zu versachlichen und zu strukturieren. Wir werden als ZdK hierfür geeignete Foren anbieten.“

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), der ebenfalls Mitglied im ZdK ist, hatte zuvor die Aussagen von Sternberg kritisiert und festgestellt, dass Sternberg hier nicht für das ZdK gesprochen habe. Man sei in Deutschland zwar „tolerant gegenüber anderen Religionen, geben aber unsere Identität nicht auf“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“. „Wir leben seit Jahrhunderten im christlich-jüdischen Kulturraum, das ist unsere Leitkultur.“ Er sehe keinen Grund für einen muslimischen Feiertag“.

Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak (CDU), sagte dem ZDF zur Forderung nach einem Muslimfeiertag: „Ich halte von dem Vorschlag überhaupt nichts.“ Man sei ein christlich geprägtes Land, man habe christliche Feiertage und er sehe „überhaupt keinen Grund“, daran etwas zu ändern.

Sogar Cem Özdemir, Parteivorsitzender der Grünen, kann keinen Handlungsbedarf für die Einführung eines Muslimfeiertages erkennen. Er wies gegenüber der „Passauer Neuen Presse“darauf hin, dass Muslime sich bereits heute an Feiertagen freinehmen können.


Archivfoto ZdK-Präsident Sternberg (c) ZdK


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