US-Katholiken reagieren zutiefst schockiert auf Missbrauchsskandal

17. August 2018 in Weltkirche


Der ständige Diakon und Journalist Greg Kandra sammelte einige spontane Reaktionen aus sozialen Netzwerken – Priester: „Die Bischöfe klingen wie Berater für Schadensbegrenzung, nicht wie Väter, deren Familien angegriffen und belästigt wurden.“


Brooklyn (kath.net/pl) Heftigste Reaktionen rufen die Ergebnisse staatlicher Ermittlungsbehörden bezüglich sexuellem Missbrauch und Vertuschung durch katholische Kleriker bei praktizierenden Katholiken in den USA hervor. Der ständige Diakon Greg Kandra, Direktor des TV-Kanals der Diözese Brooklyn und früherer langjähriger Journalist bei „CBS News“, sammelte auf seinem Blog „The Deacon´s Bench“ einige Reaktionen aus den sozialen Netzwerken auf den Grand Jury Report. Im Blogbeitrag „Nachbeben: Was Katholiken am Morgen danach sagen“ zitiert er:

Ein Priester: „Ein ‚Wehe‘ an den ersten, der vorschlägt, dass ‚wir‘ Buße tun sollen für die Verfehlungen der Hierarchie. SIE müssen Buße tun. WIR Priester tragen bereits allzulange das Stigma für ihre Untaten.“

Ein ständiger Diakon aus Pennsylvanien: „Meine Frau und ich sind regelrecht krank von den Neuigkeiten aus der Diözese Erie. Diese teuflischen Taten von Individuen, wie sie der Grand Jury Report berichtet, widern uns an. Ihre Taten sind ein Alptraum für alle kirchlichen Leiter, Laien und Klerus und bringen die Leute in den Kirchenbänken dazu, uns zu misstrauen, ja sogar aus der Kirche auszutreten. Unsere Herzen und Gebete spannen sich auf jene aus, die den Missbrauch erlitten, und auf ihre Familien. Wir beten darum, dass Gott seine Barmherzigkeit und seine große Weisheit, seinen Rat und seine Stärke auf jene von uns ausgießt, die im Dienstamt stehen und fähig sind, der Kirche durch diesen langen Heilungsprozess hindurchzuhelfen.“

Ein Priester (Anm. der kath.net-Redaktion: Verfasser der folgenden Zeilen ist Father Phillip De Vous, Pfarrer der St. Joseph Gemeinde in Crescent Springs, KY., er veröffentlicht wöchentlich in einem von EWTN getragenen Radiosender eine Kolumne): „Ich habe mein ganzes Leben gegeben, um Christus in seiner Kirche zu diesen. Seit ich 1994 mit dem Priesterseminar begonnen habe, brachte jedes Jahr neue Enthüllungen dunkelster Korruption, krimineller moralischer Perversion, gepaart mit unglaublichen Höhen von Imkompetenz. Doch wenn ich Zeitungen las oder Abendnachrichten ansah, sah ich Kardinäle und Bischöfe, von denen ich sicher wusste, dass sie mit ungestraften Wieselworten und Fake-Gefühlen herumlogen. Bis ich ins Priesterseminar eintrat, war mir nicht bewusst, auch nur einen einzigen kriminellen sexuellen Missbrauchstäter zu kennen. Doch dann hatte ich Umgang mit Dutzenden von ihnen, darunter hochrangige Prälaten. Und das sind nur jene, deren Namen es in Berichte und Artikel geschafft haben. Ohne die ‚New York Times‘, den ‚Boston Globe‘ und der Staatsanwalt von Pennsylvania würden die Bischöfe noch immer lügen, vertuschen, sie würden dämliche Bemerkungen über die Ökonomie und die Immigration von sich geben, während sie Korruption, Machtmissbrauch, kriminelle Fleischeslust, Abtreibungen infolge zölibatsübertretender Priester, systematisches homosexuelles Herumfischen, Pädophilie, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung IN IHREN EIGENEN REIHEN ignorieren. Trotz dieser Enthüllungen wirken sie überhaupt nicht erschrocken. Man hat den Eindruck, dass sie halt Worte sagen – fall sie überhaupt etwas sagen – damit sie den Schaden für die Bistumsspendensammlungen minimalisieren können. Sie klingen wie Berater für Schadensbegrenzung, nicht wie Väter, deren Familien angegriffen und belästigt wurden.“

Autorin und Mutter Simcha Fischer: „Seit die ersten Artikel dazu erschienen sind, verberge ich meinen Kopf in der Hand. Man weiß nicht, was man sonst tun könnte. Ich habe von einem Jungen gelesen, der so heftig von einem Priester vergewaltigt worden war, dass er eine Wirbelsäulenverletzung davontrug. Die Schmerzen des Opfers wurden mit Opioiden behandelt, er wurde abhängig, nahm Überdosen und jetzt ist er tot. Ich weiß nicht, ob auch der Priester tot ist. Ich weiß nicht einmal mehr, wofür ich beten soll…“

Link zum Blogbeitrag von Diakon Greg Kandra in voller Länge: Aftershocks: what Catholics are saying on The Morning After.

1. I’ve given my whole life to serving Christ in His Church. Since beginning the seminary in 1994, every year has brought fresh revelations of the darkest corruption along with criminal moral perversion coupled to unbelievable levels of incompetence.

— Fr. Phillip W. DeVous (@PDeVous) 14. August 2018


kathTube: EWTN - Missbrauch und Vertuschung durch katholische Geistliche im US-Bundesstaat in skandalösem Ausmaß! (engl.)




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