8. Mai 2019 in Kommentar
Europawahlen stehen an und da gibt sich so mancher kosmopolitisch und religiös pluralistisch. Aber Gastbeitrag von Helmut Müller
Regensburg (kath.net) Europa ist ohne seine Regionen von unten herauf und dem Christentum von oben herab gar nicht denkbar und deshalb sollte es auch nicht in einem diffusen Kosmopolitismus verschwinden und einem religiösen Pluralismus untergehen.
Die drei großen Europäer Konrad Adenauer, Robert Schuman und Alcide de Gasperi haben nicht als Kosmopoliten angefangen, sondern haben als Rheinländer, Lothringer und Welschtiroler begonnen. Sie waren gar nicht anders zu denken, sind regional und kommunal groß geworden und ohne diesen regionalen und den verbindenden katholischen Hintergrund wären sie nie die großen Europäer geworden. Das Katholische im eigentlichen Sinne, das Allumfassende, hat sie verbunden. Und wenn nun dieses Katholische auf synodalen Wegen zerfällt oder sich durch die laufende Kurienreform vielleicht weltweit in Bischofskonferenzen und Bistümern zersetzt, wenn alles nur noch (wem eigentlich?) dienen soll und möglichst nichts mehr von Rom aus bestimmt wird, ist dann der so gepriesene Kosmopolitismus im guten Sinne, überhaupt noch möglich? Aber vielleicht wird es ja nicht so schlimm, wie es nach Kardinal Müllers Wortmeldung auszusehen scheint. Jedenfalls Kosmopolitismus falsch verstanden, ist nicht großartig sondern lächerlich, das ist so als ob ein Frosch seinen heimischen Tümpel für den atlantischen Ozean aufgeben wollte. Beides ist zwar Wasser, aber in den Tümpel gehört der Frosch und in den Atlantik der Wal.
Kosmopolitismus und Religionspluralismus sind schlicht immer wieder auftretende Denkfehler, in denen nicht begriffen wird, dass Menschsein U-topie, Ortlosigkeit, schlecht verträgt. Auch ein Wal ist nicht ortlos global, schon in einem flachen Meer findet er den Tod. Nur von einem Ort her gewinnen wir das wirklich Weite und aus einer Religion Gott. Als Christ weiß ich, dass Gott nicht aus Spaß in diesem Mann aus Nazareth Mensch geworden ist. Der Futtertrog am Anfang und der Galgen der Antike am Ende verträgt sich nicht mit einer Einerleiheit Gottes in den Religionen der Welt. Wenn im Mann aus Nazareth etwas vom Glanz Gottes in der Welt sichtbar geworden ist und gleichzeitig in seinem Schmerz etwas von seiner Liebe zu uns spürbar wurde, dann kann das Leben jedes Menschen von nirgendwoher sonst, mehr Glanz und Liebe erfahren. Im Mann aus Nazareth hat Gott seine Ort- und Zeitlosigkeit aufgegeben, um für uns Ort- und Zeitsakramentale zu sein, aus dem wir allein Weite und die Fülle des Lebens gewinnen.
Es ist ein Irrtum, Schimmer von Glanz in allen möglichen Religionen aufzusammeln und in Mosaikstückchen zusammen zulegen, das wäre Manichäismus in neuem Gewand.
Genauso ist es ein Unsinn, die Fülle des Lebens summierend in Nachtlokalen, Meditationswochenenden, an der Börse, in der Karibik, einem Kinderlachen oder auf einem Alpengipfel zu sammeln und das dann die Fülle des Lebens nennen.
Wenn in diesem Mann aus Nazareth, Gott Mensch geworden ist, berührt in ihm der Himmel die Erde und nur an diesem Ort und dieser Zeitkoordinate wird erfahrbar, was alle Religionen erhoffen, keine aber wirklich schenkt, nur die allein, in der Gott einer von uns geworden ist. Er behält diesen Glanz, die Weite und Fülle des Lebens nicht für sich selbst, sondern will sie uns allen schenken. Der Tod, der alles Leben vernichtet, ist nicht sein endgültiges Schicksal geworden. Er ist nicht wie jeder von uns ohne ihn in der Grube geblieben. Er hat den Tod den ärgsten Feind des Lebens vernichtet.
Europa ist nur deshalb für Menschen aller Kulturen und Religionen so attraktiv, weil das alles auf dem Humus des Christentums und auch Judentums gewachsen ist und alle weiteren Einflüsse bereichernd in dieses Erbe integriert und in ihm toleriert werden konnte. Gnade uns Gott, wenn in Zukunft nur angereichert oder zuaddiert werden sollte.
kath.net-Buchtipp:
Zeitgerecht statt zeitgemäß
Spurensuche nach dem Geist der Zeit im Zeitgeist
Von Helmut Müller
Hardcover, 244 Seiten
2018 Bonifatius-Verlag
ISBN 978-3-89710-790-8
Preis Österreich: 15.40 EUR
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