24. Oktober 2019 in Spirituelles
Emeritierter Grazer Bischof feiert mit Mitgliedern des Oratorums des hl. Philipp Neri Dankmesse für Heiligsprechung des englischen Theologen und Konvertiten
Wien (kath.net/KAP) Die Weltkirche braucht im aktuellen Ringen um ihren weiteren Weg das Vorbild von Kardinal Henry Newman, "des heiligen Gentlemans aus Birmingham, damit sie ihrem Grundauftrag im Ganzen treu bleiben kann": Mit diesen Worten hat Bischof Egon Kapellari bei einem Dankgottesdienst am Sonntag in Wien die bleibende Bedeutung des englischen Theologen hervorgehoben, der vor einer Woche in Rom heiliggesprochen wurde. Newman habe exemplarisch vorgelebt, dass ein Gentelman "niemandem unnötig Leid zufügt", und er sei dabei zugleich in "sanfter Unerbittlichkeit" gegen den sich damals ausbreitenden religiösen Relativismus aufgetreten. Diese Haltung habe angesichts ähnlicher Tendenzen in der Gegenwart eine ungebrochene Aktualität, so der emeritierte Grazer Bischof.
Bischof Kapellari, der sich bereits vor Jahren in seinem Buch "Und dann der Tod..." u.a. mit dem großen Gelehrten und Konvertiten auseinandersetzt hatte, verwies in seiner Predigt exemplarisch auf aktuelle Bewertungen Newmans. "Katholisch-Sein im Geiste Newmans" verlange, "einen präzisen Blick zu haben, Gelassenheit, diskrete Leidensbereitschaft und Lust auf Wahrheit", so Kapellari unter Verweis auf einen Beitrag von Stefan Meetschen im aktuellen Magazin "Vatican". Zudem habe der Innsbrucker Newman-Kenner Prof. Roman Siebenrock in einem Beitrag für "Die Furche" Newman als einen "Vordenker eines modernekompatiblen Katholizismus" bezeichnet. Weiters empfahl der frühere Grazer Bischof einen Text von Ida Friederike Görres, der einem die Weite, Mitte und mystische Tiefe Newmanns erschließe.
Der Dankgottesdienst für die Heiligsprechung des englischen Kardinals fand in der Wiener Pfarrkirche St. Rochus mit Mitgliedern des Oratoriums des heiligen Philipp Neri statt. Newman gehörte nach seiner Konversion von der anglikanischen zur katholischen Kirche dieser Ordensgemeinschaft bis zu seinem Tod am 11. August 1890 an.
Der am 21. Februar 1801 in London geborene John Henry Newman sorgte als bekannter anglikanischer Gelehrter 1845 durch seinen Übertritt zum Katholizismus für Aufsehen. In der katholischen Kirche entwickelte er eine prägende Rolle als Theologe und später als Kardinal. Anfangs Kritik und Misstrauen ausgesetzt, gilt er inzwischen als eine Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken. 2010 wurde Newman von Benedikt XVI. in Birmingham seliggesprochen. Seine Heiligsprechung erfolgte kürzlich am 13. Oktober durch Papst Franziskus im Vatikan.
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