Priesterausbildung künftig an weniger Standorten?

24. Juni 2020 in Deutschland


Deutsche Bischofskonferenz hat Pläne vorgestellt, zur Qualitätssicherung die Priesterausbildung an wenigen Orten zu zentralisieren. Gastbeitrag von Martin Bürger


Bonn (kath.net) Die Priesterausbildung in Deutschland könnte künftig auf einige wenige Standorte beschränkt werden, wie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Dienstag mitteilte. Eine Arbeitsgruppe habe sich einige Monate lang mit dem Thema der Qualitätssicherung der Priesterausbildung in Deutschland befasst. Der entsprechende Abschlussbericht schlägt vor, angehende Priester nur noch in München, Münster und Mainz studieren zu lassen.

 

Hinzu kämen Freiburg und Bamberg als Standorte für die Einführungsphase vor Beginn der Studien („Propädeutikum“) sowie für den Pastoralkurs „Paderborn in Kooperation mit Erfurt, Rottenburg-Stuttgart und einen durch die Freisinger Bischofskonferenz für Bayern festzulegenden Standort“. Spätberufene wären an das Studienhaus St. Lambert im rheinland-pfälzischen Lantershofen gebunden.

 

Laut DBK sei mit dem Abschlussbericht noch keine Entscheidung über die Standorte gefallen. „Die Arbeitsgruppe wird den weiteren Prozess der Reflexion und Entscheidung auf Ebene der Bischofskonferenz strukturieren.“ Die 27 deutschen Diözesanbischöfe wären auch nach Abschluss des Prozesses weiterhin verantwortlich für „die Entscheidung über den konkreten Ausbildungsweg und die damit verbundene Frage nach den Standorten der Priesterausbildung“.

 

Laut dem offiziell "nicht offiziellen" Internetauftritt der DBK sind die „noch aktiven weiteren Ausbildungsstandorte in Aachen, Fulda, Hildesheim, Limburg und Trier“ ebenso gefährdet „wie vier der fünf weiteren Standorte in den Diözesen der Freisinger Bischofskonferenz. Hierzu zählen Augsburg, Passau, Speyer, Regensburg und Würzburg. Auch die Jesuitenhochschule Sankt Georgen könnte demnach betroffen sein.“

 

Nicht betroffen hingegen seien, so die DBK, das Erzbischöfliche Missionarische Priesterseminar Redemptoris Mater Köln, das verbunden ist mit dem Neokatechumenalen Weg, und das Collegium Orientale Eichstätt für die Ostkirchen. Zudem nehme das Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe, eine Ausbildunsstätte für Priesteramtskandidaten aus Deutschland und anderen Ländern des mittleren, nördlichen und östlichen Europa, eine Sonderrolle ein.

 

„Eine ganzheitliche Ausbildung von Kandidaten für das Priestertum verlangt nach Auffassung des Ständigen Rates“ der DBK, dem die 27 Diözesanbischöfe angehören, „zunächst hinreichend große Lerngruppen und Ausbilder in Vollzeit, aber auch akademische Orte, die eine gemeinsame Ausbildung aller pastoralen Dienste gestatten.“

 

Die Arbeitsgruppe hatte darüber hinaus Kriterien für etwaige Standorte für die Studienphase, darunter sowohl eine theologische Fakultät als auch eine religionspädagogische Hochschule. Zudem habe man für die Ausbildungsleitung (forum externum) und die geistliche Begleitung (forum internum) gewisse Ansprüche gehabt. Andere Punkte seien „Immobilien und Infrastruktur für unterschiedliche Wohnformen (Seminar, Wohngemeinschaften oder Pfarrhaus)“ gewesen sowie „eine hinreichende Anzahl von Pfarreien, um Praxiserfahrung zu ermöglichen“.

 

Einen Zeitrahmen für endgültige Entscheidungen über die Zukunft zahlreicher Ausbildungsstätten gab die DBK nicht bekannt. Außerdem bleibt mit einem Fragezeichen versehen, wie sich theologische Hochschulen und Fakultäten ohne angeschlossene Priesterausbildung nach Annahme des Prozesses entwickeln. Erst vor wenigen Wochen hatte etwa das Erzbistum Köln angekündigt, die Kölner Hochschule für Katholische Theologie, die bis Anfang des Jahres als Philosophisch-Theologische Hochschule von den Steyler Missionaren geführt worden war, zum Sommersemester 2021 von Sankt Augustin nach Köln-Lindenthal zu verlegen.


© 2020 www.kath.net