„Ich bin sehr dankbar für die Rückenstärkung des Lebensschutzes durch Bischöfe und den Papst“

3. November 2022 in Prolife


Augsburger Weihbischof Florian Wörner: Die bischöflichen Grußworte an den Marsch für das Leben und Prolife-Aussagen von Papst Franziskus „sind wichtige Beiträge, die den Mitwirkenden den Rücken stärken“. kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Augsburg (kath.net/pl) Dankbar für die Rückenstärkung durch bischöfliche Grußworte an den jährlichen Marsch für das Leben in Berlin und für Prolife-Aussagen von Papst Franziskus, das ist der Augsburger Weihbischof Florian Wörner. Im kath.net-Interview berichtet der langjährige Lebensschützer bsp. von seinen Eindrücken vom Marsch für das Leben: „Es herrscht eine engagierte und zugleich unaufgeregte, friedliche Atmosphäre. Die Rede-Beiträge auf der Bühne sind qualitätsvoll, sachlich und klar.“

kath.net: Herr Weihbischof Wörner, Sie gehören mit zu den treuesten unter den bischöflichen Teilnehmern des Berliner „Marsch für das Leben“. Wie oft waren Sie nun schon dabei?

Weihbischof Florian Wörner: Eigentlich sind Demos nicht so meine Sache. Für den Schutz des menschlichen Lebens müssen wir allerdings die Fahne so gut es irgendwie geht hochhalten. Und drum bin ich seit einigen Jahren in Berlin mit dabei – wie oft, kann ich auf die Schnelle gar nicht sagen. Ich versuche, mir diesen September-Termin lange vorher frei zu halten, was nicht immer gelingt.

kath.net: Welche Eindrücke haben Sie vor Ort von den Lebensschützern, die mitgehen? Wie ist die Stimmung unter den Teilnehmern?

Weihbischof Wörner: Es herrscht eine engagierte und zugleich unaufgeregte, friedliche Atmosphäre. Die Rede-Beiträge auf der Bühne sind qualitätsvoll, sachlich und klar. Und auch der Umgang mit den Gegendemonstranten, deren Zurufe zwar nicht neu, aber dennoch verstörend sind,  ist dank der guten Arbeit der Polizei inzwischen fast Routine. Die Zusammensetzung derer, die teilnehmen, ist breit aufgestellt vom Lebensalter her, aber auch was die Konfessionszugehörigkeit und die Herkunft anbelangt.

kath.net: Wie wichtig sind Ihnen die Grußworte, die regelmäßig jedes Jahr kommen, etwa von anderen Bischöfen, von der DBK, in manchen Jahren sogar von Papst Franziskus (der ja auch den Marsch für das Leben in Rom bereits mit seinem Papamobil besucht hatte)? Ist das eine spürbare Rückenstärkung?

Weihbischof Wörner: Die bischöflichen Wortmeldungen und die Aussagen von Papst Franziskus sind wichtige Beiträge, die den Mitwirkenden den Rücken stärken und zum Ausdruck bringen, dass die Lehre der katholischen Kirche über die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Augenblick seiner Zeugung bis zum natürlichen Tod eindeutig ist. Ich bin sehr dankbar dafür.

kath.net: Wie erleben Sie die Präsenz und das Verhalten der Gegendemonstranten?

Weihbischof Wörner: Da ich sonst kein regelmäßiger Besucher von Kundgebungen bin, war mir diese Art der Meinungsäußerung, wie sie von einigen Gegendemonstranten an den Tag gelegt wird, anfänglich ziemlich fremd. Die Parolen sind zumeist dieselben und machen nicht den Eindruck, dass sie eine sachliche Kommunikation anzielen.

kath.net: Und wie erleben Sie die Arbeit der Polizei während der Prolife-Kundgebung?

Weihbischof Wörner: Die Berliner Polizei macht eine hervorragende Arbeit, so dass der Marsch für das Leben inzwischen relativ ungehindert stattfinden kann. Wir fühlen uns gut beschützt, was den Beamtinnen und Beamten mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit auch zum Ausdruck gebracht wird.

kath.net: In Ihrem Bistum Augsburg haben Sie ja noch eine Besonderheit im Zusammenhang mit dem Marsch für das Leben: Möchten Sie uns erläutern, was es mit der Gebetsinitiative auf sich hat? Wer sind hier die Teilnehmer? Wieviele Pfarreien machen schätzungsweise mit?

Weihbischof Wörner: Da nicht alle die Möglichkeit haben, nach Berlin zu reisen, um dort am Marsch für das Leben teilzunehmen, wollten wir eine Gelegenheit eröffnen, das wichtige Anliegen des Lebensschutzes ortsnah mitzutragen und nicht zuletzt auch geistlich zu unterstützen. Der Familienbund der Katholiken im Bistum Augsburg und die Abteilung Evangelisierung arbeiten hier zusammen und organisieren ein paar Tage vor dem Marsch für das Leben eine Gebetswache in der Augsburger Pfarrei Herz Jesu. Inzwischen hat das Kreise gezogen. Über zwei Dutzend Pfarreien haben diese Initiative aufgegriffen. Dazu kommen weitere Pfarrgemeinden außerhalb des Bistums und zahlreiche Gruppen und Privathaushalte. Tendenz steigend!

kath.net: Herr Weihbischof, warum ist Ihnen das Engagement für den Lebensschutz eigentlich so wichtig?

Weihbischof Wörner: Das Eintreten für Benachteiligte und Schwache darf auf keinen Fall diejenigen ausschließen, die am schwächsten sind und keine Stimme haben. Drum finde ich, müssen wir der sich breit machenden Unbekümmertheit und Gleichgültigkeit gegenüber der Würde, gerade auch des ungeborenen Lebens, eine überzeugende Bewusstseinsbildung für eine neue Kultur des Lebens gegenüberstellen. Dazu gehört freilich auch, dass wir alle denkbaren Hilfen bereitstellen, die schwangere Frauen in Konfliktsituationen beispielsweise brauchen, um ja sagen zu können zu ihrem Kind.

Weiterführende Links:

- DBK-Vorsitzender Bischof Bätzing warnt vor vorgeburtlicher Selektion - Deutsche Bischofskonferenz informiert über den Marsch für das Leben 2022 in Berlin

- Marsch für das Leben Berlin: Kraftvolles Grußwort von Nuntius Eterovic mit Dank von Papst Franziskus

- Päpstlicher Segen für die Teilnehmer des 'Marsch für das Leben'!

- Erneute starke Papstkritik an Sterbehilfe und Abtreibung („Auftragsmord“) findet wenig Medienecho

- Kardinal Marx schreibt Grußwort zum 'Marsch für das Leben 2015' - Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat sich hinter den „Marsch für das Leben“ am 19.9.2015 in Berlin gestellt - DBK-Vorsitzender: Diese "friedliche Demonstration" steht für den "gleichen Wert und die Würde eines jeden Menschen ein"

Archivfoto Weihbischof Wörner (c) Bistum Augsburg


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