Papst Franziskus: „Die anthropologische Identität der Frauen ist gefährdet“

15. Mai 2023 in Weltkirche


Frauen werden „als Werkzeuge, als Gegenstand politischer Auseinandersetzungen und kultureller Ideologien eingesetzt, die die Schönheit, mit der sie geschaffen wurden, ignorieren“. Von Petra Lorleberg


Vatikan (kath.net/pl) „Neben dem Frieden ist auch die anthropologische Identität der Frauen gefährdet, da sie als Werkzeuge, als Gegenstand politischer Auseinandersetzungen und kultureller Ideologien eingesetzt werden, die die Schönheit, mit der sie geschaffen wurden, ignorieren.“ Das betonte Papst Franziskus in seiner Ansprache bei einer Audienz für den in Spanien ansässigen Weltverband der katholischen Frauenorganisationen (UMOFC) am 13.5.2023. Er vermied dabei zwar das Wort „Gender-Ideologie“, das er sonst warnend benutzt, sogar in seinem sehr bekannten nachsynodalen Schreiben „Amoris laetitia (siehe Link). Dennoch wird im Kontext seiner Wortwahl deutlich, dass es ihm gerade nicht um einer Einebnung der Geschlechtspolaritäten nach dem Strickmuster der Gender-Ideologie geht. Der Papst betont vor den Frauen aus der ganzen Weltkirche, dass es einer größeren Wertschätzung der Fähigkeiten von Frauen „zur Beziehung und zum Geben“ bedürfe, ebenso, „Männer den Reichtum der Gegenseitigkeit, die sie von Frauen erhalten, besser verstehen, um jene anthropologischen Elemente wiederzugewinnen, die die menschliche Identität und damit auch die der Frauen charakterisieren und ihre Rolle in der Familie und der Gesellschaft, wo sie nie aufhören, ein schlagendes Herz zu sein“. Wenn man wissen wolle, „was die Menschheit ohne Frau ist, was der Mann ohne Frau ist“ finde man die Antwort darauf „auf der ersten Seite der Bibel: Einsamkeit. Der Mann ohne die Frau ist allein. Die Menschheit ohne Frau ist allein. Eine Kultur ohne Frauen ist einsam. Wo keine Frau ist, herrscht Einsamkeit, trockene Einsamkeit, die Traurigkeit und allerlei Schaden für die Menschheit hervorbringt. Wo keine Frau ist, ist Einsamkeit.“

Papst Franziskus führte weiter aus: „Heute ist der Tag, an dem wir der Erscheinungen der Jungfrau Maria vor den Hirtenkindern von Fatima gedenken – und heute bin ich auch sehr traurig, denn in dem Land, in dem die Jungfrau erschien, wird ein Tötungsgesetz erlassen, eine weitere Ergänzung zum lange Liste von Ländern mit Sterbehilfe. Heute also, wenn wir an die Jungfrau denken, blicken wir auf Maria als Vorbild der Frau schlechthin, die ein Geschenk und eine Aufgabe voll und ganz lebt: das Geschenk der Mutterschaft und die Aufgabe, für sie zu sorgen Kinder in der Kirche. Auch Sie als Frauen besitzen diese Gabe und diese Aufgabe in jeder Umgebung, in der Sie anwesend sind, im Bewusstsein, dass diese Umgebungen ohne Sie einsam wären. Für den Mann ist es nicht gut, allein zu sein, deshalb gibt es Frauen. Maria lehrt uns, Leben hervorzubringen und es immer zu schützen, mit anderen mit Zärtlichkeit und Mitgefühl umzugehen und drei Sprachen zu kombinieren: die des Geistes, die des Herzens und die der Hände, die koordiniert werden müssen…  Wie ich bereits bei anderen Gelegenheiten gesagt habe, glaube ich, dass Frauen über die Fähigkeit verfügen, zu denken, was sie fühlen, zu fühlen, was sie denken, und zu tun, was sie fühlen und denken. Ich ermutige Sie, diese Sensibilität weiterhin in den Dienst anderer zu stellen.

Frauen sollten „wie Maria die Fülle des Frauseins zu leben, mit dem Bewusstsein, sich als Auserwählte und als Mitwirkende im Heilswerk Gottes zu fühlen“, so Franziskus. Die „innere Verbundenheit mit Jesus muss sich äußerlich manifestieren, sie muss sich in der Gemeinschaft mit der Kirche, mit meiner Familie oder meiner Organisation manifestieren, die mir helfen, im Glauben zu reifen. Das ist es, was allen Initiativen, die wir durchführen“, ihren Wert verleihe. „Wir müssen Taten ‚beten‘ und das Gebet ‚in die Tat umsetzen‘. Auf diese Weise werden wir im Einklang mit der Mission der gesamten Kirche sein. Dies ist auch das Wesen der Synodalität, das uns das Gefühl gibt, Protagonisten und Mitverantwortliche für das Wohlergehen der Kirche zu sein, Unterschiede zu integrieren und in kirchlicher Harmonie zu arbeiten.“

„Ich danke Ihnen für alles, was Sie tun, und ich ermutige Sie, Ihre Projekte und Aktivitäten zugunsten der Evangelisierung mit Begeisterung voranzutreiben und dabei der inneren Stimme des Heiligen Geistes zu folgen und seinen inneren Berührungen gegenüber fügsam zu sein“, mahnte der Papst, erläuterte aber gleichzeitig auch: „Sprechen Sie klar, diskutieren Sie, streiten Sie sich ein wenig, denn es ist gut, es bringt Sie voran“.

Der Text in voller Länge auf englisch auf der Website des Vatikans: siehe Link.

Foto aus der Audienz (c) VaticanMedia


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