Tausende von Kirchenschändungen. Wo bleibt die Antwort der DBK?

24. Februar 2015 in Kommentar


Alleine in Nordrhein-Westfalen gab es seit Januar 2010 3.504 Einbrüche in Kirchen. Doch habe ich dazu im Internet keine Reaktion unserer Bischöfe finden können. kath.net-Kommentar von Michael Schneider-Flagmeyer


Köln (kath.net/Forum Deutscher Katholiken)
Alleine in Nordrhein-Westfalen gab es seit Januar 2010 3.504 Einbrüche in Kirchen. Das teilte NRW-Innenminister Jäger (SPD) auf die Anfrage der CDU-Landtagsfraktion mit, kath.net hat berichtet.

Es wird nicht nur gestohlen in Kirchen, sondern es werden auch die Kirchen als Toiletten benutzt, die Beichtstühle und die Orgelemporen als Lodderbett missbraucht, der Altarraum als Kulisse für Pornodreh provokativ geschändet, die Tabernakel aufgebrochen und Hostien für satanische Riten entwendet sowie allerlei Verwüstungen angerichtet wie z.B. die Zerstörung von wertvollen alten Kirchenfenstern etc. und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa, besonders in Frankreich.

Woher kommt dieser Hass auf das Christentum und dieser Zerstörungswille? Bevor wir dieser Frage nachgehen, müssen wir noch betonen, dass in ganz Europa Christen ihres öffentlichen Bekenntnisses wegen berufliche Nachteile hinnehmen müssen und sogar wie in Großbritannien verhaftet und vor den Kadi gezerrt werden.

Man kann es einfach nicht mehr übersehen, dass in Europa das Christentum nicht nur verdunstet, sondern die Frage sei gestellt, ob das Christentum bei uns noch Wurzeln hat. Mattias Matussek hat das jüngst bestritten.

Was also ist der Grund für diese immer aggressiver werdende Haltung gegenüber dem Christentum? Es ist nicht ein Grund, sondern es sind viele. Zunächst ist da die Verdunstung des Glaubenswissens unter denen, die sich noch offiziell als Christen bezeichnen und von denen ein immer kleiner werdender Teil seinen Glauben praktiziert.

Daran ist die Kirche besonders bei uns nicht unschuldig. Katechese und Religionsunterricht, der den Namen christlich oder gar katholisch verdient, findet seit Jahrzehnten selten statt und wenn, dann nur in Nischen. An den theologischen Fakultäten glauben nur zwei von hundert Lehrenden nach der Aussage des bedeutenden Exegeten und Bibelforschers Klaus Berger an die Auferstehung Christi. Dieses fasste ein katholischer Priester in Baden in einer Predigt so zusammen: „Die Krippe in Bethlehem war leer und das Grab in Jerusalem war voll.“

Aber nicht nur hier haben Männer und Frauen der Kirche versagt, sondern auch bei der Handhabung der schlimmen Missbrauchsfälle und in anderen Angelegenheiten.

Aber auch viele Gläubige haben in Ermangelung jeden Glaubenswissens die Auffrischung ihrer Kenntnisse nicht an der Quelle, sondern an den trüben Gewässern von kirchen- und glaubensfeindlichen Medien gesucht.

Damit sind wir bei einem der schwerwiegenden Gründe für die Feindschaft gegen das Christentum. Viele der Leitmedien sind dem immer mehr aggressiv auftretendem Atheismus gefolgt und haben die Feindschaft gegen die Kirche und ihre Repräsentanten kräftig geschürt. Es ist zwar kirchenpolitisch höchst inkorrekt, so etwas zu sagen, aber der aufmerksame Leser, Hörer, Zuschauer weiß, was gemeint ist.

Oft wird diese Feindschaft gegen das Christentum und die Kirche den Menschen sehr geschickt und unterschwellig untergejubelt und ich will gerne zugeben, dass das manchem Journalisten in seinem Ausmaß nicht bewusst sein mag. So hat ausgerechnet der WDR in einer Fernsehsendung im Jahre 2013 noch sehr objektiv über Kirchenschändungen berichtet. Aber wenn man heute Kirchenschändung, Kirchenplünderung etc. googelt, dann findet man sehr wenig darüber in den Zeitungen und anderen Medien. Es sind hauptsächlich katholische Privatseiten oder Blogs, die darüber berichten.

Auf der kirchenamtlichen katholischen Internetseite, die mit viel Geld aus unseren Kirchensteuern betrieben wird, habe ich dazu nichts finden können, ebenso wie auf der Seite der deutschen Bischofskonferenz.

Ein weiteres Motiv für die Kirchenschändungen erfahren wir aus der Weltpresse. Der „Islamische Staat” IS, der von seinen großen Geldquellen inzwischen weitgehend abgeschnitten ist, verkauft nicht nur kurdische Leichen für Millionensummen und betätigt sich im Organhandel – Ärzte, die die Mitarbeit verweigern, werden massakriert –, sondern er handelt auch mit Antiquitäten, die zu einem beachtlichen Teil aus den Einbrüchen in Kirchen Europas und damit natürlich auch aus Deutschland stammen, kath.net hat berichtet. Und die Hirten schweigen weitgehend. In Frankreich beschließt ein Bischof, in seiner Diözese die Kirchen geschlossen zu halten. So weit sind wir in Deutschland noch nicht, aber wer weiß, was noch kommt.

„Hurra, wir kapitulieren!” Wir kapitulieren in Staat und Kirche. Salafistische Prediger, wie Pierre Vogel und viele andere, deren Treiben man in den Moscheen nicht kontrolliert, dürfen nach wie vor ihr Gift verspritzen ohne mit Folgen rechnen zu müssen. Der IS durfte in Saarbrücken auf seinem Haus die schwarze IS-Flagge viel zu lange hissen, bis die Behörden einschritten. Woher kommt denn die zunehmende Aggression von muslimischen Schülern auf dem Schulhof, die antichristliche Parolen schreien und Lehrerinnen als christliche Huren beschimpfen und Kirchen beschmieren? Von alleine sind die Kinder sicher nicht darauf gekommen.

Eine der besten Einschätzungen unserer Lage und unserer Feigheit hat Alexander Kissler im Cicero geliefert.

Nach dem furchtbaren Massaker an unseren 21 koptischen Glaubensbrüdern durch IS-Horden in Libyen, von denen wir Bilder gezeigt haben, hätte man einen Aufschrei in allen Medien erwarten dürfen. Aber die meisten schwiegen wie bei den Kirchenschändungen. Dafür war einen Tag nach den Meldungen über das Massaker an den Kopten auf der mehrfach genannten katholischen Seite ein Artikel des kirchlich beamteten Limburger Akademiedirektors Prof. Joachim Valentin zu lesen: „Keine Panik”. Er stellte die Frage, wie wir, die potentiellen Opfer von Attentaten, auf diese Gefahr reagieren sollen und stellte fest: „Sicher nicht, indem wir panisch mit dem Finger auf Muslime zeigen, die friedlich unter uns leben und selbst potentielle Anschlagopfer sind…” Das ist natürlich absolut richtig. Es ist jedem vernünftigen Menschen klar, dass der überwiegende Teil der Muslime bei uns friedlich leben will. Aber die islamistische Aggression nimmt eben zu und das nicht nur in den Schulen. Und außerhalb Europas gilt diese Feststellung der friedlichen Einstellung keineswegs, was die schwere Verfolgung der Christen in den meisten islamischen Ländern beweist.

Und dann kommt von Valentin ein Satz, der typisch ist für die an „Ausgewogenheit” und Ignoranz nur so strotzenden Erklärungen mancher Amtskatholiken: „Es gilt vielmehr zu verstehen, dass sich islamistisch gerechtfertigte Gewalt nicht notwendig aus der muslimischen Religion ergibt, auch wenn der Koran sich für die Legitimation ‚gerechter Kriege‘ besser eignet als die Bibel. Kreuzzüge und Hexenverbrennung hat sie auch nicht verhindern können” (sic!). Valentin dokumentiert damit, dass er den Koran und die Kirchengeschichte nicht kennt. Er spricht sogar von den pazifistischen Aussagen des Islam.

Fairerweise soll hier auch gewürdigt werden, dass auf derselben Seite ein sehr viel differenzierter „Standpunkt” von Alexander Görlach erschien: „Wehret den Anfängen”. Hier stellt der Autor fest, dass „der Nahostkonflikt in Europa mehr als angekommen ist. In Frankreich muss der Präsident die jüdischen Mitbürger bitten, das Land nicht zu verlassen. Die deutsche Politik tut es ihm gleich und verspricht Juden Schutz, die bei uns im Land leben.”

Die Hauptgefahr für die Juden geht heute bei uns und in ganz Europa von den Islamisten aus. So werden auch jüdische Synagogen und Friedhöfe von Islamisten angegriffen.

Dr. theol. (kath) und Dr. phil. Alexander Görlach als Firat Kaya, Sohn türkischer Gastarbeiter, in Ludwigshafen geboren und wenige Monate alt von deutschen Eltern adoptiert, kennt im Gegensatz zu Prof. Valentin den Islam bestens, denn er hat nicht nur in Mainz und Rom studiert, sondern auch an dem sunnitischen Zentrum, der Al-Azhar Universität in Kairo. Er ist seit 2009 Herausgeber und Chefredakteur des Debatten-Magazins „The European”, das auf deutsch und englisch erscheint als Internet- und Print-Magazin.

Prof. Valentin sei daran erinnert, dass der Islam sehr wohl etwas mit dem Islamismus zu tun hat; denn sonst hätte der Scheich der Al-Azhar Moschee, der als die wichtigste sunnitische Autorität gilt, es nicht abgelehnt, die Schlächter des IS aus der islamischen Gemeinschaft auszuschließen und sie trotz der betonten Schädigung für den Islam aber doch ihm zugehörig bezeichnet hat. Eine sehr bedenkliche Angelegenheit, die jeden hier bei uns in Politik und Kirche aufrütteln sollte.

Eine klare und unmissverständliche Stellungnahme der deutschen Bischöfe zu all den hier geschilderten Vorgängen ist überfällig, ausgerichtet an dem Wort des im Himmel erhöhten Herrn an die Gemeinde von Laodizea: „Ach das ihr doch kalt oder warm wäret…!”

Wir schließen mit einem Satz von Alexander Görlach, der die Sprachlosigkeit der Kirche kritisiert angesichts drängender Fragen: „Die Menschen in Europa, so schrieb Elias Canetti in seinem berühmten Werk ‚Masse und Macht‘, glaubten nicht mehr an das Jenseits. Das mache die Mobilisierung durch das Christentum unmöglich. Die Reaktion der Kirche fällt angesichts dieser Umstände erschreckend dürftig aus.” (zitiert aus „Christ und Welt“).

Das trifft für die deutsche Teilkirche besonders zu.

kath.net hat die Deutsche Bischofskonferenz um Stellungnahme angefragt. Wir werden weiter berichten.

Dr. phil. Michael Schneider-Flagmeyer ist Gründungsmitglied des Forums Deutschen Katholiken. Weitere Informationen siehe Eintrag auf kathpedia.

Einer der seltenen TV-Beiträge zum Thema: WDR - Aktuelle Stunde zum Thema Christenverfolgung in Duisburg



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