10. November 2015 in Kommentar
Das Drama um den DBK-Gender-Flyer zeigt: Der Apparat der DBK verfolgt nicht in jedem Fall die Interessen der Bischöfe sondern eigene. gehört zurückgezogen. Gastkommentar von Michael Schneider-Flagmeyer
Bonn (kath.net/Blog Forum Deutscher Katholiken) Das Drama um den Flyer der DBK: Geschlechtersensibel. Gender katholisch gelesen. hat eine offene Wunde im Verhältnis der deutschen Bischöfe zum Sekretariat der Bischofskonferenz sichtbar werden lassen.
Die Internet-Zeitung kath.net hat einige Bistumspressestellen zu dem umstrittenen Genderflyer angefragt und erstaunliche Antworten erhalten. Die angesprochenen Bistümer verweisen alle auf die Deutsche Bischofskonferenz. Ja, fragt sich der gutgläubige Leser: Wer ist denn diese Bischofskonferenz. Sind das nicht die Oberhirten der einzelnen deutschen Bistümer? Müssen diese denn nicht solche Unternehmungen geprüft absegnen? Offensichtlich nicht!
Die Bischöfe werden offensichtlich nicht von dem sich verselbständigt habenden, völlig ausgeuferten Apparat mit seinen zahllosen Gremien nicht nur nicht mehr gefragt sondern ganz bewusst konterkariert, denn der Apparat der DBK verfolgt nicht in jedem Fall die Interessen der Bischöfe sondern eigene. Wir haben an anderen Stellen verschiedentlich dazu Stellung genommen. Die angefragten Bistumspressestellen verwiesen kath.net an die Deutsche Bischofskonferenz. Erzbistum Bamberg: Der angesprochene Flyer ist von einer Abteilung der DBK herausgegeben worden. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Fragen am besten direkt nach Bonn. (Sitz der DBK und ihres Sekretariates).
Aha, die Bischöfe sind für ein solches Unternehmen, das in ihrem Namen stattfindet nicht mehr verantwortlich und sie werden auch nicht mehr gefragt. Angefragt verweisen die Bistümer auf die DBK und d.h. auf deren Sekretariat.
Was denn nun: Ist die Deutsche Bischofskonferenz die Versammlung der deutschen Bischöfe oder wird sie dominiert von einem Sekretariat und vielen Gremien, die die Bischöfe außen vor lassen wollen und offensichtlich auch können? Wenn die Bistumssprecher auf die Bischofskonferenz verweisen, dann verweisen sie doch von den eigentlich Verantwortlichen weg auf einen ominösen Apparat. Das ist doch nun wirklich für jedermann verständlich, der sich nun mit Recht fragt: Wer ist denn dann diese Deutsche Bischofskonferenz wenn nicht die deutschen Bischöfe?
Natürlich wurde auch der Pressesprecher der DBK in deren Sekretariat angefragt. Herr Matthias Kopp, der ja ein intelligenter Mann ist, hatte die peinliche Lage und deren schwerwiegenden Hintergrund selbstverständlich längst begriffen und gestand die tatsächliche Lage, unter der die deutsche Teilkirche so schwer leidet, auch wahrheitsgemäß ganz ungeniert ein:
Wie bei Publikationen auch anderer kirchlicher Stellen auf Bundesebene üblich, erscheinen diese in der Regel ohne vorherigen Beschluss bischöflicher Gremien. So ist das also!
Allerdings versuchte er sich herauszureden mit dem vorangestellten Satz: Der genannte Flyer ist keine Publikation der Deutschen Bischofskonferenz, sondern eine Veröffentlichung von zwei Arbeitsstellen. Damit allerdings beleidigt er nicht nur die Intelligenz der Gläubigen und der Leser dieses Machwerkes sondern auch die Pressestellen der Erzbistümer und Bistümer, die kath.net geantwortet hatten.
Und er verheddert sich noch weiter: Manche Arbeitsstellen führen ein Logo, das dem der Deutschen Bischofskonferenz sehr ähnelt (auf dem Flyer ist ja der eindeutige Zusatz zu lesen: Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz). Die jetzige Diskussion um das Logo zeigt, ob dessen Nutzung zu Missverständnissen führt oder nicht. Ich möchte betonen, dass die beiden auf dem Flyer genannten Arbeitsstellen in Trägerschaft eines eingetragenen Vereins arbeiten. Sie sind keine Dienststellen des Verbandes der Diözesen Deutschlands. Inhaltlich sind sie der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz zugeordnet.
Das fällt durchaus auf. Die Bistümer sprechen ja in ihren Antworten ausdrücklich von Arbeitsstellen der DBK. Und die Sache mit dem Logo? Jeder kann im Internet nachvollziehen, dass es sich bei dem Logo auf dem Flyer eindeutig um das Logo der DBK handelt.
Deshalb müssen wir die Sache hier ungeschminkt beim Namen nennen. Das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und die ihm angeschlossenen oder ihm unterstehenden Gremien konterkarieren schamlos und wissentlich die Aussagen des Papstes Franziskus, der gerade zu Ende gegangenen Bischofsynode und der deutschsprachigen Teilnehmer einschließlich des Vorsitzenden der DBK, Reinhard Kardinal Marx, sowie die sehr qualifizierten und klaren Aussagen der Bischöfe Algermissen und Voderholzer zum Thema Genderideologie.
Und das können und dürfen die deutschen Bischöfe sich nicht gefallen lassen, wenn sie nicht wollen, dass der Apparat und die Organisation der DBK ihnen völlig entgleitet. Das ist schon zu weit gediehen, wie das Drama um den Genderflyer beweist.
Aus diesem ganzen Debakel gibt es eigentlich nur einen einzigen Ausweg, den Flyer sofort zurückzuziehen und den Apparat der Bischofskonferenz so umzubauen und zu verkleinern, dass die Verantwortlichkeiten wieder für jedermann deutlich sichtbar werden. Ein großes, wichtiges und schwieriges Thema für die deutschen Bischöfe, die sich endlich aus den Fesseln der kirchlichen Apparate, Institutionen und Gremien befreien müssen, um das Heft des Handelns wieder ergreifen zu können. Wer sich dem Lehramt des Papstes und der Bischöfe entgegenstellt, gehört aus dem kirchlichen Dienst entlassen.
Dr. phil. Michael Schneider-Flagmeyer (Foto) ist Gründungsmitglied des Forums Deutschen Katholiken. Weitere Informationen siehe Eintrag auf kathpedia .
Zur Dokumentation: Der Gender-Flyer der Deutschen Bischofskonferenz
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