21. August 2018 in Weltkirche
Staatliche Kommission sucht nach Wegen, dem wegen Vertuschungsverdacht massiv unter Druck geratenen Kardinal die Staatsbürgerschaft abzuerkennen Ezzati hatte bei Familien-Bischofssynoden sogar eine herausgehobene Aufgabe. Von Petra Lorleberg
Santiago de Chile (kath.net/pl) Chile sondiert, ob Kardinal Ricardo Ezzati Andrello (Foto) wegen des Vorwurfs der Missbrauchsvertuschung die chilenische Staatsbürgerschaft entzogen wird. Dem italienischen Salesianerpater und früheren Vorsitzenden der Katholischen Bischofskonferenz von Chile (2010 bis 2016) war die chilenische Staatsbürgerschaft im Jahr 2006 wegen seiner Verdienste im Bildungsbereich verliehen worden. Die mit dem Vorgang befasste Kommission des chilenischen Senates zitiert in einer Presseaussendung eine Kongressabgeordnete wörtlich: Sie möchte klarstellen, dass laut Papst Franziskus jeder Priester leidenschaftlich alle Verstöße anzuzeigen, doch dies ist in diesem Fall nicht erfüllt. Er [Ezzati] hat die Kinder und die einfachsten Leute nicht beschützt. Wir glauben, dass er nicht die Voraussetzungen erfüllt, um die Staatbürgerschaft ehrenhalber zu erhalten, was für Ausländer eine hohe Ehre ist. Die Presseaussendung erinnerte daran, dass Ezzati von Rancaguas Generalstaatsanwaltschaft eine Vorladung zum Verhör erhalten hat. Die Kommission prüft nun, welche gesetzlichen Möglichkeiten bestehen, dem Kardinal die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, dafür liegt bereits auch ein neuer Gesetzentwurf vor. Ezzati ist nur einer von vielen kirchlichen Amtsträgern Chiles, die im Zuge eines ungewöhnlich großen Missbrauchs- und Vertuschungsskandals durch chilenische Kleriker im Fokus von Vorwürfen und Untersuchungen stehen.
Ezzati war Teilnehmer der beiden Vatikan-Bischofssynoden zur Familie 2014 und 2015, er war einer von vier kirchlichen Leitern, die 2014 das Abschlussdokument (die Relatio) der Öffentlichkeit vorstellten.
Zu Überlegungen, ob Ezzati das Kardinalat aberkannt wird oder er wenigstens kirchlich gemaßregelt wird und ihm öffentlichen Auftritte verboten werden, drangen bisher kaum Nachrichten an die Öffentlichkeit. Der nichtsuspendierte 76-Jährige ist weiterhin der Erzbischof des Erzbistums Santiago de Chile, ihm steht auch kein Koadjutor zur Seite. Die Gelegenheit, ihm beim kirchenrechtlich vorgeschriebenen Rücktrittsangebot mit 75 Jahren noch in Ehren in den Ruhestand zu schicken, hatte Papst Franziskus ungenutzt verstreichen lassen.
Papst Franziskus hat seine den chilenischen Klerus beschützenden Positionen, die er noch Mitte Januar im Rahmen seines Chilebesuches getätigt hatte, inzwischen ändern müssen, kath.net hat berichtet. Mitte August hatte die chilenische Polizei eine Durchsuchung der Büros der chilenischen Bischofskonferenz vorgenommen.
Link zur Pressemeldung des chilenischen Senates: Comisión de Derechos Humanos estudia quitar la nacionalidad chilena a monseñor Ricardo Ezzati.
Rome Reports - Interview mit Kardinal Ezzati im Jahr 2015 zur Eröffnung der Familienbischofssyode
Pressefoto Kardinal Ezzati (c) Erzbistum Santiago de Chile
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