Umstrittenes DBK-Portal wettert gegen den Marsch für das Leben

20. September 2019 in Prolife


Nuntius Eterovic würdigt die Prolife-Kundgebung und übermittelt Grüße von Papst Franziskus – Das umstrittene DBK-Portal „katholisch.de“ gefällt sich dagegen wieder im Zweifelsäen gegen den Marsch. Kommentar von Petra Lorleberg - UPDATE


Berlin (kath.net/pl) Erzbischof Nikola Eterovic, der Apostolische Nuntius in Deutschland, ermutigt die Teilnehmer am Marsch für das Leben, der am 21.9.2019 in Berlin stattfinden wird. „Angesichts der vielfältigen Herausforderungen sind“ die Teilnehmer „wie ein Licht zur Orientierung in christlicher Verantwortung“, formuliert er in seinem Grußwort. „Im Namen von Papst Franziskus grüße ich Sie alle, die Sie mit dem ‚Marsch für das Leben‘ Zeugnis geben für die Menschenwürde, die jedem vom ersten Augenblick seiner Existenz bis zum letzten Augenblick zukommt und die zu nehmen niemand das Recht hat.“ Er dankte ausdrücklich „allen, die sich in Politik, Justiz, Gesundheitswesen, Bildung, Erziehung und Beratung für das Leben einsetzen, es fördern, schützen und mahnen, daß keiner einen anderen zum Objekt machen darf“. Außerdem zitiert Eterovic ausführlich aus der in anderen Themenbereichen in der katholischen Kirche Deutschlands ausdrücklich hochgeschätzten Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus. Der Papst bezieht dort – keineswegs zum ersten Mal – zweifelsfrei die Positionen des Lebensschutzes. Zweifel am Wert des „Marsch für das Leben“ äußert auch der Apostolische Nuntius nicht einmal zwischen den Zeilen, vielmehr ist seinem Schreiben (unten in voller Länge) eine kompromisslose Unterstützung dieser Prolife-Kundgebung zu entnehmen.

Dagegen gefällt sich das von der Deutschen Bischofskonferenz mit jährlich zwei Millionen Euro geförderten Internetportal „katholisch.de“ wieder in bösartiger Kritik am Marsch für das Leben und scheut sich nicht, behauptete Nähe zur AfD herbeizuschreiben. „Am Samstag ziehen wieder ‚Lebensschützer‘ durch Berlin – Der ‚Marsch für das Leben‘ – eine Demonstration mit Konfliktpotential“. Das „offiziell nicht offizielle“ Portal setzt sogar den Begriff „Lebensschützer“ in Anführungszeichen. Den Kommentar – den man durchaus auch als innerkirchliche „Hassrede“ verbuchen könnte (und der obendrein nicht als „Kommentar“ gekennzeichnet ist) – schrieb übrigens Steffen Zimmermann, früher Chef vom Dienst bei katholisch.de und inzwischen Berlin-Korrespondent des Portals, der keineswegs zum ersten Mal durch Beiträge mit unangenehmster Schlagseite auffällt, kath.net hat berichtet.

„Das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland“ (Selbstbezeichnung) schildert breit die (teilweise gewaltsamen) Gegendemonstranten und ihr Verständnis, durchaus nach dem Motto: An diesen Gegendemonstrationen seien die Lebensrechtler selbst schuld. Dann versteigt sich der Beitrag des langjährigen „katholisch.de“-Mitarbeiters zu folgenden Sätzen: „Doch nicht nur im linken Milieu stößt der ‚Marsch für das Leben‘ auf Vorbehalte. Auch die beiden großen Kirchen tun sich mit dem Protestzug schwer. Das zeigt sich etwa an der traditionell geringen Teilnahmezahl evangelischer und katholischer Bischöfe.“ Zimmermann zitiert den evangelischen Berliner Landesbischof Markus Dröge, der den Marsch für das Leben als zu polarisierend empfindet, sowie den Diözesanrat des Erzbistums Berlin, dem der Marsch zu „plakativ“ war. Zimmermann wörtlich: „Diese Begründung hört man hinter vorgehaltener Hand auch in manchen Ordinariaten. Beim sensiblen Thema Abtreibung, so der Tenor, sei eine Demonstration zu konfrontativ. Hinter dieser Sichtweise verbirgt sich häufig auch die Überzeugung, dass die seit 1995 geltenden Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland der ‚bestmögliche Kompromiss‘ sind, der politisch erreicht werden kann, wie es ein führender Vertreter der katholischen Kirche gegenüber katholisch.de formuliert. Eine Aussage, die durch handfeste Zahlen gestützt wird, denn die Zahl der Abtreibungen ist in vielen europäischen Ländern (darunter katholisch geprägte Staaten wie Spanien) deutlich höher als in Deutschland.“

Der „bestmögliche Kompromiss“, Herr Zimmermann, kostet jedes Jahr in unserem Staat rund 100.000 Kinder das Leben, mit hoher Dunkelziffer, weil beispielsweise die Abtreibungen durch die „Pille danach“ in dieser Zahl gar nicht mehr erfasst werden. Welche Gründe können Sie, Herr Zimmermann, aufführen, um dies zu verantworten und durch Ihren Beitrag – keineswegs nur unterschwellig – weiter zu fördern?

Bei der Abtreibung sterben hierzulande behinderte und nichtbehinderte Kinder, Kinder von Geflüchteten und Kinder von Hiesigen, Kinder mit unterschiedlichen Hautfarben und kulturellen Hintergründen, möglicherweise auch Mädchen durch den (offiziell verbotenen) Genderzid, also nur deshalb, weil die Familie sich einen Sohn wünscht. Lässt Sie das derart ruhig schlafen, dass Sie sich mit dem „bestmöglichen Kompromiss“ abfinden können und dass Sie – nur weil ein paar Typen von der AfD nicht am Mitdemonstrieren gehindert werden können – keinerlei Sympathie für den „Marsch für das Leben“ aufzubringen fähig sind?

Übrigens, Herr Zimmermann, führt sich Ihr AfD-Argument selbst ad absurdum: Die AfD „engagiert“ sich – wie wir ja alle wissen – auch stark im Deutschen Bundestag. Sollen wir deshalb jetzt ernsthaft den Deutschen Bundestag als „Schnittstelle“ zu rechtsgerichteten Milieus empfinden und folgerichtig ablehnen? Folgen wir Ihrer Argumentation, so müssten wir diese Frage mit „ja“ beantworten.

Bitte, Herr Zimmermann, lassen Sie sich von Ihren Vorurteilen gegen die Lebensschützer nicht Sand in die Augen streuen, sondern öffnen Sie Ihre Augen zur lebensvernichtenden Realität der Abtreibung: lesen Sie beispielsweise einfach mal mit offenen Herzen nach, was unser Papst Franziskus dazu unermüdlich zu sagen hat! Sie können gern mit dem Grußwort von Nuntius Eterovic beginnen.

Und wie wäre es, wenn künftig das DBK-Internetportal seine Berufung insgesamt nicht mehr im Vertiefen des schmerzlichen innerkirchlichen Grabens (nicht nur beim Thema Abtreibung) sehen würde, sondern im Zusammenführen von Katholiken über diesen Graben hinweg? Wäre DIES nicht die originäre Aufgabe eines von der Deutschen Bischofskonferenz mit unseren Kirchensteuergeldern teuer geförderten Mediums?

UPDATE: 12.25 Uhr
Tomasz Kycia, der Deutschlandkorrespondent der polnischsprachigen Ausgabe von „Vatican News“ und Radio&TV-Moderator bei WDR und RBB, twitterte zu dem Kommentar: „Liebe Kollegen von @katholisch_de, mit diesem Artikel habt Ihr die Grenze des guten Anstands überschritten. Alle Teilnehmer des Marsches in die Nähe der politischen Rechten zu ziehen, ist einfach eine Sauerei. Das Konfliktpotenzial schafft Ihr selber.“

Liebe Kollegen von @katholisch_de, mit diesem Artikel habt Ihr die Grenze des guten Anstands überschritten. Alle Teilnehmer des Marsches in die Nähe der politischen Rechten zu ziehen, ist einfach eine Sauerei.

Das Konfliktpotenziall schafft Ihr selber.
#MarschfürdasLeben #Berlin https://t.co/H7FKim0F1t

— Tomasz Kycia ن (@ThomasKycia) September 20, 2019
Einladung zum Marsch für das Leben Berlin am 21.9.2019!

Zur Dokumentation - Titel und Untertitel einer katholisch.de-Kritik an der Prolife-Kundgebung Marsch für das Leben


Grußwort des Apostolischen Nuntius in Berlin, Erzbischof Nikola Etervovic, an die Teilnehmer des ´Marsch für das Leben´ - Mit Grüßen vom Papst!



Foto (c) katholisch.de/Screenshot/Zur Dokumentation


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