DBK-Gender-Flyer: Scharfe Kritik jetzt auch von Bischof Algermissen

3. November 2015 in Deutschland


Bischof von Fulda: „Ich bin in keinem Fall nach meinem placet gefragt worden. Und das gilt für die Bischöfe ebenso, mit denen ich in den vergangenen Tagen Kontakt aufgenommen habe. Wer also spricht da für die Bischofskonferenz?“


Bonn (kath.net) Mit scharfer Kritik distanzierte sich der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen vom Flyer „Geschlechtersensibel: Gender katholisch gelesen“, der das Logo der Deutschen Bischofskonferenz trägt. Er sei verärgert, dass behauptet werde, der Gender-Flyer sei „im Namen der Deutschen Bischofskonferenz herausgegeben“ worden, berichtete die „Tagespost“. Algermissen erläuterte der Zeitung wörtlich: „Ich bin in keinem Fall nach meinem placet gefragt worden. Und das gilt für die Bischöfe ebenso, mit denen ich in den vergangenen Tagen Kontakt aufgenommen habe. Wer also spricht da für die Bischofskonferenz?“ Der Fuldaer Bischof erinnerte daran, dass die Bischofskonferenz die Communio der deutschen Bischöfe sei, „vor allem der Diözesanbischöfe“. Dass der Flyer das DBK-Logo zeige, bezeichnete Algermissen als einen „Akt der Anmaßung“. „Niemals hätte ich meine Zustimmung zu dem naiven Versuch gegeben, ,Gender katholisch zu lesen‘“.

Der Bischof von Fulda erinnerte eigens, dass im Abschlussbericht der Bischofssynode (Oktober 2015) unmissverständlich vor den Gefahren der Gender-Ideologie gewarnt wurde. Diese Ideologie höhle die „die anthropologische Basis der Familie“ aus, zitierte er direkt aus dem Abschlussbericht. Die Gender-Ideologie führe erzieherische Projekte und rechtliche Leitlinien ein, „die eine persönliche Identität und affektive Intimität befördern, die sich radikal von der biologischen Diversität zwischen Mann und Frau lossagt“.

Angesicht solcher Gefahren könne man nur warnen vor einem naiven Umgang mit der Gender-Ideologie. „Was ist von katholischen Verbänden und Einrichtungen zu halten, die nicht mehr fähig sind, die Differenz zwischen der grundsätzlich geschenkten gleichen Würde von Mann und Frau einerseits und der geplanten Gesellschaft ohne Geschlechterunterschiede andererseits zu akzeptieren?“, kritisierte Algermissen.

Der mit DBK-Logo erscheinenden Flyer hatte zu erheblicher Kritik geführt. Bereits am Tag nach seiner Veröffentlichung kam vom Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer öffentliche Grundsatzkritik am Flyer, kath.net hat berichtet. Bischof Voderholzer empfahl dann „als Alternative zu diesem Flyer“ ausdrücklich den „Glaubens-Kompass“ von Kirche in Not: „Gender-Ideologie. Ein Leitfaden“ .

Kardinal Paul Josef Cordes hatte gegenüber kath.net gefragt: „Was treibt Redaktoren und Verbreiter dieses oberflächlichen Flugblatts? Einfältige Naivität – politischer Opportunismus – unverantwortliche Verdummung oder einfach antirömische Überheblichkeit?“. Der deutsche Kardinal stellte fest: „Mir bleibt es nur zu protestieren!“.

In einem kath.net-Kommentar hatte der katholische Journalist Peter Winnemöller den Flyer obendrein als „Gender für Amateure“ bezeichnet.

Auch der österreichische Professor für Moraltheologie Josef Spindelböck hatte gegenüber kath.net erklärt, dass eine „Abkopplung des sozialen vom biologischen Geschlecht“ „Konsequenzen für Menschenbild und Deutung der geschlechtlichen Prägung als Frau und Mann“ hat, die „nicht mit der christlichen Sichtweise vereinbar sind“.

Zur Dokumentation: Der Gender-Flyer der Deutschen Bischofskonferenz


Foto Bischof Algermissen (c) Bistum Fulda


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