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Gegen das Christentum: UNO und EU als neue Ideologien

22. Juni 2005 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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In EU-Dokumenten würden oft alle Formen von Religion in einen Topf geworfen und als fundamentalistisch und intolerant abgetan, heißt es in einem neuen Buch.


Rom (www.kath.net / zenit) Die christliche Auffassung der Menschenrechte wird in internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen und der Europäischen Union immer mehr angefeindet. Das ist die These, die das Anfang Juni im "Piemme"-Verlag erschienene Buch "Contro il Cristianismo: L'ONU e l'Unione Europea come nuova ideologia" ("Gegen das Christentum: Die UNO und die EU als neue Ideologie") vertritt.

Eugenia Roccella und Lucetta Scaraffia, die beiden Autorinnen, weisen in ihrem Werk auf auffallende Änderungen in der Menschenrechtsdefinition hin. So enthalte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO aus dem Jahre 1948 beispielsweise keinerlei so genannter "reproduktive Rechte". Einen Hauptgrund für das Aufkommen dieser neuartigen "Rechte" sehen die Autorinnen im kulturellen Umbruch der 1960er Jahre. Damals habe nicht nur eine "Kulturrevolution" auf dem Gebiet der Sexualität stattgefunden, sondern auch hinsichtlich des Rechtsbegriffs, sagen sie.

Die Sexualität sei von der Fortpflanzung getrennt, die Idee von der Autonomie des Individuums verherrlicht und das menschliche Leben zu etwas bloß Biologischem degradiert worden, das man im Labor manipulieren könne. Die Menschheit habe sich in diesen Jahren auch darum bemüht, eine neue Utopie zu entwerfen, die auf der Befriedigung sexueller Begierden gegründet war. Diese utopische Sicht sei dann von internationalen Organisationen im Laufe der Jahre immer stärker den Ländern der Dritten Welt auferlegt, ja oft sogar aufgezwungen, indem man finanzielle Unterstützungen mit dem Programm der so genannten reproduktiven Rechte koppelte.

In dem neuen Buch wird erklärt, dass die internationalen Institutionen die katholische Kirche und einige andere Religionen und religiöse Organisationen als Gefahr für eine derartige Rechtsauffassung betrachten. Scharfe Kritik habe auch die Position der Kirche zu einigen Frauenfragen hervorgerufen. Gipfelpunkt dieser Entwicklung sei schließlich die Weigerung der EU gewesen, das christliche Erbe Europas in der Präambel der neuen Verfassung überhaupt anzuerkennen.

Die Autorinnen erklären, dass sich die katholische Sicht der Menschenrechte von anderen Auffassungen ganz wesentlich in ihren Grundlagen unterscheidet: Regierungen und internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen würden ihren Rechtsbegriff auf Ideen der Aufklärungsdenker des 18. Jahrhunderts und der amerikanischen und französischen Revolutionen gründen; die Kirche verbinde dagegen die Rechte mit dem Begriff der menschlichen Würde, die wiederum auf der Gottesebenbildlichkeit des Menschen beruhe. Im Denken der Kirche spiele auch der Begriff des "Naturrechts" (oder des "natürlichen Sittengesetzes") eine bedeutende Rolle, das mit der menschlichen Natur verbunden sei und deswegen nicht willkürlich umdefiniert werden könne.

Auch wenn die UNO-Erklärung von 1948 auf einer rein menschlichen Interpretation der Menschenrechte basiert, betrachtete die Kirche dieses Dokument doch sehr wohlwollend und habe in den Jahren danach viele diesbezügliche UN-Initiativen unterstützt.

Eine säkulare Religion

Neben den Divergenzen in der Sexualmoral und im Menschenrechtsverständnis verweisen die beiden Verfasserinnen noch auf eine weitere Konfliktquelle zwischen Kirche und Vereinten Nationen: In den letzten Jahren hätten Organisationen innerhalb und auch außerhalb der Vereinten Nationen versucht, eine Art Alternativreligion mit einem eigenen Verhaltenskodex zu entwickeln und zu etablieren.

Die Vereinten Nationen waren, so heißt es, an einer Anzahl von Initiativen beteiligt, die den Dialog zwischen den Religionen und den verschiedenen sittlichen Verhaltenkodexes betrafen. Angelpunkt dieser Bemühungen sei eine Auffassung, die alle Religionen und Glaubensüberzeugungen auf ein und dieselbe Stufe stellt. Es sollen sogar Versuche unternommen worden sein, einen universellen Moralkodex zu formulieren, um die Zehn Gebote durch die Idee einer "Erdcharta" zu ersetzen, in der Religion, Ökologie und Heidentum miteinander vermischt werden.

Die Mischung von New Age, ökologischen Bestrebungen und der Idealisierung des Toleranzprinzips als Leitfaden religiöser Praxis habe starke Kritik seitens der Kirche ausgelöst. Konkret wird im Buch der damalige Erzbischof Jean-Louis Tauran mit einer Aussage aus dem Jahr 2003 zitiert, einer Zeit, in der für die auswärtigen Beziehungen des Heiligen Stuhls verantwortlich war.

Er verurteilt, dass man die christlichen Werte manchmal deshalb ablehne, weil man meint, sie stünden im Gegensatz zum Prinzip der Toleranz. Und er weist darauf hin, dass jene Organisationen, die hinter dieser Kritik am Christentum stehen, in vielen Fällen von ideologischen und ökonomischen Interessen geleitet sind und ihre Vorstellungen den schwächeren Nationen aufnötigen.

Christenverfolgungen werden ignoriert

Die Europäische Union beteilige sich zwar nicht so sehr an der Propagierung einer neuen, allumfassenden Weltreligion oder eines universellen ethischen Verhaltenscodexes, dafür sei sie aber von einer stark säkularistischen Orientierung beeinflusst, die den etablierten Kirchen, insbesondere der katholischen Kirche, feindlich gegenüber stehe.

Roccella und Scaraffia weisen darauf hin, dass der Bericht der Menschenrechtskommission des Europäischen Parlaments für das Jahr 2003 Chinas Unterdrückung wie etwa der Falun Gong oder der Buddhisten sehr wohl verurteile, über die Christenverfolgung aber kein Wort verliere. Dementsprechend würden die islamischen Länder von der EU kritisiert, weil die Frauen nicht gebührend behandelt würden, über die schweren Einschränkungen christlicher Aktivitäten in vielen dieser Länder werde zugleich aber Stillschweigen bewahrt.

Scharfer EU-Kritik müsse sich auch Italien gefallen lassen, weil die italienische Verfassung auf die Bedeutung der katholischen Kirche Bezug nehme. Dabei seien die Garantien für eine vollkommene religiöse Freiheit in diesem Land reichlich vorhanden, schreiben die Autorinnen. Sie weisen auch darauf hin, dass der Bericht aus dem Jahr 2003 die Religion im Allgemeinen als den schlimmsten Feind der Menschenrechte und eine Gefahr für den Weltfrieden darstelle.

In den letzten Jahren habe man in den EU-Dokumenten der Religion im Allgemeinen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Oft sei in ihnen die Tendenz festzustellen, alle Formen von Religion in einen Topf zu werfen und sie als fundamentalistisch und intolerant abzutun, weshalb sie mit einer modernen pluralistischen Gesellschaft unvereinbar seien.

Es sei auch genau dieselbe EU-Menschenrechtskommission gewesen, die die katholische Kirche wegen ihrer Weigerung, die "Ehe" gleichgeschlechtlicher Paare anzuerkennen und ihre Adoption von Kindern zu befürworten, ausdrücklich kritisiert habe.

Die EU unterstütze sehr aktiv die verschiedenen Arten der Familienplanung und finanziere diesbezügliche UN-Initiativen, aber auch Aktivitäten privater Organisationen, wie zum Beispiel der "International Planned Parenthood Foundation" (IPPF), eine jener führenden Organisationen, die die Abtreibungspraxis in alle Teile der Welt bringen möchten.

Das Buch zeigt, auf welche Weise die Begeisterung für so genannte "reproduktive Rechte" die EU dazu führt, die katholische Kirche als einen Feind der Frauen darzustellen. Und während EU-Dokumente in ihrer Kritik der Behandlung von Frauen in islamischen Ländern sehr behutsam vorgehen, werde bei Kirche und Papst selten mit Kritik gespart.

Zuschüsse für "Planned Parenthood"

Im ausführlichen Anhang des Buches, den Assuntina Morresi zusammengestellt hat, findet sich neben einer Chronologie der UN-Konferenzen und Dokumente auch eine Übersicht über die Aktivitäten von "Planned Parenthood" und der Gründerin dieser Organisation, Margaret Singer.

Demnach umfasst die internationale Organisation 148 nationale Gruppen und ist in 180 Ländern aktiv. Im Jahr 2003 verfügte sie über ein Einkommen von 87 Millionen Dollar. Sie unterhält enge Beziehungen sowohl zu den nationalen Regierungen als auch zu den Vereinten Nationen und zur Europäischen Union. In der Tat sollen 73 Prozent ihrer Geldmittel des Jahres 2003 aus Regierungsquellen stammen.

Die nationalen Gruppen seien sogar noch finanzkräftiger, heißt es. Das Einkommen für die Jahre 2003 bis 2004 der "Planned Parenthood Federation of America", so das Buch, belief sich auf 810 Millionen Dollar, von denen 265,2 Millionen Dollar aus Regierungssubventionen kamen. Diese Zahlen scheinen zu zeigen, dass die Menschenrechtsauffassung, die "Planned Parenthood" anbietet, für viele Regierungen attraktiver ist als die der Kirche.



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