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Kardinal Meisner: Erster Weltjugendtag mit zwei Päpsten

16. August 2005 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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KATH.NET dokumentiert die Begrüßungsworte und die Predigt von Kardinal Joachim Meisner beim Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtages im Rheinenergie-Stadion in Köln.


Die Begrüßungsworte vor der Predigt:

Liebe junge Freunde aus aller Welt!Ich begrüße euch in herzlicher Freude in der Bischofsstadt Köln, wo in unserer Hohen Domkirche die Heiligen Drei Könige, die ersten Christuspilger, verehrt werden. Ihr alle seid gleichsam in ihre Fußstapfen getreten, um mit ihnen Christus zu suchen und zu finden. Wir sehen uns hier und heute zum ersten Mal, aber ich habe den Eindruck, wir kennen uns eigentlich schon immer. Das gibt es nur in unserer großen Weltkirche. Beschenken wir uns in diesen Tagen mit dem Schönsten, was wir besitzen, mit unserem lebendigen Glauben an Jesus Christus, der wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich ist und unser Leben groß, schön und reich werden lässt.

Ganz herzlich begrüße ich in unserer Mitte auch unseren Herrn Bundespräsidenten Horst Köhler, der eigens von der Bundeshauptstadt Berlin nach Köln gekommen ist, um euch zu grüßen und dann übermorgen auch den Heiligen Vater.

Die Heiligen Drei Könige scheinen von ihrer Anziehungskraft durch zwei Jahrtausende noch nichts eingebüßt zu haben. Aus 193 Ländern haben sich rund 400.000 junge Christen als Dauerteilnehmer bei unserem Weltjugendtag in Köln angemeldet. Man hat mit höchstens 5.000 Priestern gerechnet, die in diesen Tagen bei uns sind; es sind weit über 8.000 Priester geworden. Ebenfalls ist die Anzahl der Bischöfe mit 760 kaum noch zu überbieten; unter ihnen sind 63 Kardinäle. Dann ließ ich mir sagen, dass das Interesse der Welt am Weltjugendtag so groß ist, dass sich 6.500 Journalisten in Köln beim Weltjugendtag haben akkreditieren lassen.Seien wir von Herzen dankbar, dass wir zu dieser weltweiten Gottesfamilie gehören dürfen. Der Herr erwartet euch hier in unserer Stadt. Jedem von euch hat der lebendige Gott eine einmalige, nicht wegdelegierbare Aufgabe anvertraut. Dazu hat er euch die nötigen Charismen, Gaben und Begabungen geschenkt. Bei den Weltjugendtagen werden viele junge Menschen ihrer Berufung und ihrer Begabungen gewiss, sodass euch hier Lebensorientierung gegeben wird und dann die fälligen Entscheidungen für euer Leben getroffen werden können.

Beginnen wir den Weltjugendtag mit großen Erwartungen und vergesst nicht: Gott ist größer als alle unsere Erwartungen! Darum kann er sie alle wahr machen.

Predigt beim Eröffnungsgottesdienst des Weltjugendtages am 16. August 2005 im Rheinenergie-Stadion in Köln.

Liebe Schwestern, liebe Brüder!
1. "Herzlich Willkommen im Erzbistum Köln!" Wir freuen uns, dass ihr alle gekommen seid. Wir feiern den ersten Weltjugendtag mit zwei Päpsten: mit Papst Johannes Paul II. vom Himmel her und mit unserem Papst Benedikt XVI. von der Erde her. Was wird das für ein großes Fest des Glaubens werden! Drei Wochen vor seinem Tod ließ mich der Heilige Vater in die Gemelli-Klinik kommen und fragte mich dort: "Warten sie noch in Köln auf mich?" - Ich sagte: "Heiliger Vater, wir warten unerschütterlich". Wir rufen nun von hier aus zum Himmel hinauf: "Heiliger Vater Johannes Paul II., wir warten auf dich!" Und wir rufen nach Rom hinüber: "Heiliger Vater Benedikt XVI., wir warten auf dich!" Mit dem Petrus von gestern, das ist Johannes Paul II., und mit dem Petrus von heute, das ist Benedikt XVI., in unserer Mitte, werden wir auf unserem Glaubensweg gestärkt, denn dem Petrus wurde vom Herrn gesagt: "Stärke deine Brüder (und Schwestern)" (Lk 22,32).

Junge Menschen sind noch viel näher an ihrem Lebensbeginn als ältere Leute. Darum wirkt in ihnen der Ursprung ihres Lebens aus Gottes Hand viel stärker und intensiver in der Suche nach echtem und wahrhaftigem Leben nach, als bei anderen Leuten. Wer darum jungen Menschen bei dieser Suche weniger als Gott gibt, der gibt ihnen immer zu wenig. Diese Sehnsucht nach einem geglückten Leben hat euch auf den Weg nach Köln gebracht, wo wir bei den ersten Gottessuchern, bei den Heiligen Drei Königen, in die Schule gehen. Was der Evangelist Matthäus von ihnen geschrieben hat, hat Papst Johannes Paul II. vor zwei Jahren über den Kölner Weltjugendtag geschrieben: "Wir sind gekommen, um IHN anzubeten" (vgl. Mt 2,2).

2. Jeder von uns hat nur ein einziges Leben. Darin gibt es keine verantwortungsfreie Erprobungszeit, wie etwa bei der Fahrschule. Hier fängt jeder gleich als vollverantwortlicher Verkehrsteilnehmer an. Deshalb gibt es kein Leben, Lieben, Glauben und Sterben auf Probe. Hier ist immer gleich Ernstfall. Hier trete ich immer gleich in die volle Verantwortung ein. Das brauche ich euch eigentlich gar nicht zu sagen, das wisst ihr alle selbst intuitiv von eurem Ursprung her aus Gottes Schöpferhand. Das verbindet euch mit allen Jugendlichen der ganzen Welt. Ihr begegnet euch in diesen Tagen nicht als Fremde, sondern als Verwandte und als Weggefährten: "Verwandte" deshalb, weil wir den gleichen Ursprung aus Gottes Hand haben, und "Weggefährten" deshalb, weil uns die Sehnsucht nach einem sinnvollen und lohnenden Leben, d.h. nach einem Leben mit Gott auf den gleichen Weg geführt hat. Anbetung bedeutet nicht mehr aber auch nicht weniger, als mit den Heiligen Drei Königen auf die Augenhöhe Gottes zu gehen, indem wir uns vor Gott niederknien, indem wir - wie sie - vor dem Kind in der Krippe in die Knie gehen. Gott hat sich so klein gemacht, dass er in alle unsere persönlichen Lebenswege und Lebensschicksale hineinpasst. Wir würden ihn aber darin übersehen, wenn wir gleichsam wie ein "Hans-guck-in-die-Luft" durch das Leben gingen. In der Fußwaschung wird er unter den Füßen seiner Jünger sichtbar. Gott ist unten. Anbetung auf den Knien macht den Menschen nicht klein, sondern groß, denn sie bringt ihn auf die Augenhöhe Gottes.

3. In uns allen lebt die gemeinsame Sehnsucht nach dem Guten, nach dem Reinen, Großen und Schönen. Warum ist das so? - Weil wir Abbilder Gottes sind, der das höchste Gut und die Reinheit in Person ist. Deshalb kann keiner ungut, unrein und hässlich sein wollen. In uns allen lebt der Hunger nach Liebe. Auf die Frage: "Möchtest du ungeliebt sein?", antwortete mir ein ungläubiger Mensch: "Das wäre ja die Hölle". Woher wusste er denn das ohne jede Glaubensunterweisung? - Weil alle Menschen aus Gottes Hand kommen und von dieser ihrer Herkunft her ein verborgenes Wissen um Gott und ihre eigene Gottebenbildlichkeit in sich tragen. Und weil Gott keinen Menschen loslässt, selbst wenn er sich von ihm lossagt, bleibt er immer offen für den Ursprung und das Ziel seines Lebens. Der hl. Augustinus hat das vor 1.600 Jahren schon gewusst und in seinem berühmten Wort zusammengefasst: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir".

4. Diese innere Zugkraft Gottes hat die Heiligen Drei Könige vor zweitausend Jahren auf den Weg zu Christus bewegt und hat euch heute hierher nach Köln gebracht, um Christus zu suchen und zu finden. Er garantiert euch eine große Zukunft, ein erfülltes Leben. Für Christus gibt es keine Alternative. Als einige Jünger sich an den Worten Jesu störten, gingen sie nicht mehr weiter mit ihm. Die Zurückgebliebenen fragte Jesus dann: "Wollt auch ihr gehen?" Und da ist es der erste Petrus, der dem Herrn eine Antwort gibt, die gleichsam das erste und das kürzeste Glaubensbekenntnis in der Heiligen Schrift darstellt: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens" (Joh 6,68). Dieses Bekenntnis des Petrus ist auch unser eigenes Bekenntnis: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Nur du hast Worte des ewigen Lebens". Der Herr sagt uns ausdrücklich: "Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt" (Joh 6,44). Euch, liebe Schwestern und Brüder hat der Vater geführt. Das ist der letzte Grund, warum ihr hier in Köln seid. Es ist das Ergebnis einer gnadenhaften Aktion Gottes. Und das verspreche ich euch gleichsam mit Ehrenwort: Und er bleibt durch euch in der Führung, damit ihr für eure Umwelt, für euer Vaterland, für die Welt zum Segen werdet, indem ihr durch euren Einsatz die weltweite Gottesferne in die Nähe zu Gott wandelt. Dann erst bleibt die Welt bewohnbar für die Menschen als Kinder Gottes.

Und darum, liebe jugendliche Pilger aus aller Welt, seid ihr die Zukunft der Kirche und die Zukunft der Welt, weil ihr Kinder Gottes, Schwestern und Brüder Christi und lebendige Tempel des Heiligen Geistes seid. Die Welt lebt nicht zuerst und allein von Produktionsziffern, von Kühlschränken, von Raketen und ähnlichem mehr, sondern sie lebt zuerst von ihrer Rückkoppelung an den lebendigen Gott und damit an die Quelle ihres Lebens.

Der Weltjugendtag 2005 in Köln ist nicht nur ein innerkatholisches Ereignis, sondern er geht die ganze Welt an. Christus ist nicht ein christlicher Grundstücksverwalter, sondern er ist Herr der Welt. Und wir suchen in diesen Tagen Christus nicht nur um unserer selbst willen, sondern gerade auch um unserer anderen Schwestern und Brüder willen, denen wir auch das Glück des Glaubens an Christus schenken möchten. Amen.

+ Joachim Kardinal Meisner
Erzbischof von Köln

Foto: (c) KATH.NET



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