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Wer restauriert das ,Jüngste Gericht’ in unserem Herzen?

22. November 2005 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Wer lieblose und unrechte Taten damit rechtfertigt, dass er sagt, andere handelten genauso, der betrügt sich selbst, meint P. Raniero Cantalamessa.


Rom (www.kath.net / zenit) Das Jüngste Gericht beginnt im Herzen des Christen, erklärt P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des päpstlichen Hauses, anhand der Evangeliumsstelle zum Christkönigssonntag. Ungerechte und lieblose Taten mit der Ausrede zu rechtfertigen, die anderen handelten genauso, lässt er nicht gelten, da es sich dabei um einen folgenschweren Selbstbetrug handle.

Matthäus 25,31-46

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen (…).

Wir haben nun den letzten Sonntag des Kirchenjahres erreicht und feiern das Hochfest Christkönig. Das Evangelium lädt uns ein, am letzten großen Ereignis der Geschichte teilzunehmen: dem Jüngsten Gericht. Wie unterscheidet sich diese Szene doch von jener Stelle der Leidensgeschichte, als Christus vor seinem Richter steht: Damals saßen alle, nur er musste stehen und war in Ketten gelegt. Jetzt, beim Jüngsten Gericht, stehen die anderen und er allein sitzt auf dem Thron. Der Mensch und die Geschichte haben über Christus Gericht gehalten, am Tag des Weltgerichts richtet Christus die Geschichte und alle Menschen. Vor ihm entscheidet sich, wer stehen bleibt und wer fällt. Das ist der unveränderliche Glaube der Kirche, wie er im Glaubensbekenntnis verkündet wird: "Er wird wiederkommen zu richten die Lebenden und die Toten, und seines Reiches wird kein Ende sein."

Aus dem heutigen Evangelium erfahren wir auch, wie dieses Gericht aussehen wird: "Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben." Was wird also mit all jenen geschehen, die die Hungernden nicht nur nicht gespeist, sondern ihnen sogar das Essen weggenommen haben? Oder mit jenen, die die Fremden nicht nur nicht aufgenommen, sondern sie sogar zu Obdachlosen gemacht haben? Das betrifft sicher nicht nur einige Verbrecher.

Es ist nämlich möglich, dass sich ein allgemeines Klima der Straflosigkeit ausbreitet, in dem man selbst korrupt wird oder sich korrumpieren lässt. Und man rechtfertigt sich dann damit, dass man sagt, alle handelten so. Aber das Gesetz ist nie aufgehoben worden. Plötzlich wird der Tag kommen, an dem eine große Untersuchung vorgenommen werden wird. Sie wird wie eine Bombe einschlagen, ähnlich wie bei der Aktion "Reine Hände" in Italien [Korruptionsskandal in der öffentlichen Verwaltung Italiens in den 90er Jahren, Anm. d. Red.].

Aber ist nicht genau das auch die Situation, in der wir uns alle in einer bestimmten Hinsicht selbst befinden, weil wir vor dem Gesetz Gottes angeklagt werden und selbst anklagen? Ruhigen Gewissens wird ein Gebot nach dem anderen verletzt, sogar das Gebot "Du sollst nicht töten" (ohne auf das Gebot: "Du sollst nicht die Ehe brechen" eingehen zu wollen), und zwar immer mit der Ausrede, dass die anderen das ja auch tun und dass die Kultur, der Fortschritt, ja sogar das menschliche Gesetz es so erlaubten. Aber Gott hat nie daran gedacht, die Gebote oder das Evangelium aufzuheben, und diese allgemeine Sicherheit, in der man sich wiegt, ist nicht mehr als ein Gefühl, mit dem man sich nur selbst betrügt – und das mit verhängnisvollen Folgen!

Vor einigen Jahren wurde jenes Fresko Michelangelos, das das Jüngste Gericht darstellt, restauriert. Aber es gibt noch ein anderes Jüngstes Gericht, das es zu restaurieren gilt: Dabei handelt es sich nicht um ein gemaltes Gericht an der Wand, sondern um jenes im Herzen jedes Christen, das völlig verblasst ist und in Ruinen liegt.

"Das Jenseits und damit auch das Gericht sind zu einem Witz geworden. Sie sind zu etwas so Unsicherem geworden, dass man an der Vorstellung Spaß findet, es könnte einmal eine Zeit gegeben haben, in der diese Idee das ganze Leben des Menschen bestimmt hat" (Sören Kierkegaard). Manch einer könnte sich vielleicht mit Gedanken trösten, dass das Gericht schließlich und endlich noch in sehr weiter Ferne liege, dass es vielleicht sogar erst in Millionen von Jahren so weit wäre. Aber Jesus gibt im Evangelium die Antwort darauf: "Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?" (Lk 12,20).

Das Thema des Gerichts verbindet sich in der heutigen Heiligen Messe mit dem Thema von Jesus dem Guten Hirten: "Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen, und führt mich zum Ruheplatz am Wasser" (Ps 23,1-2). Die Bedeutung dieser Worte ist klar: Heute offenbart sich uns Christus als der Gute Hirte, und eines Tages wird er dazu verpflichtet sein, sich als unser Richter zu erweisen. Jetzt ist die Zeit des Erbarmens, später wird die Zeit der Gerechtigkeit kommen. An uns liegt es nun zu wählen, solange wir Zeit haben.

[ZENIT-Übersetzung des von "Famiglia Cristiana" veröffentlichten italienischen Originals]

Foto: Paul Badde



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