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Aufwachen!

29. November 2005 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Das Leben ist ein kurzer Traum, die schlechten Gewohnheiten sind wie ein Vampir. Eines Tages müssen wir aufwachen... Kommentar des päpstlichen Hauspredigers P. Cantalamessa zum 1. Adventsonntag.


Rom (www.kath.net / zenit)
Zu Beginn der Adventszeit vergleicht P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des päpstlichen Hauses, das menschliche Leben mit einem kurzen Traum und die schlechten Gewohnheiten mit einem Vampir. Am Ende des Lebens beginnt mit dem Sterben gleichsam das Erwachen. Für diejenigen, „die der Herr wach findet, wenn er kommt“, wird es ein freudiges Ereignis sein, denn der Herr selbst „wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen“ (Lk 12,37).

Markus 13,33-37

Seht euch also vor und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Das Leben ist wie ein Traum

Voraussetzung für diese Worte, die Jesus spricht, ist eine sehr klare Sicht der Welt: Die Gegenwart ist wie eine lange Nacht; das Leben, das wir führen, ist wie der Schlaf; die frenetischen Tätigkeiten, die wir ausüben, sind in Wirklichkeit nur ein Traum. Ein spanischer Schriftsteller aus dem 17. Jahrhundert, Calderón de la Barca, hat ein berühmtes Drama über dieses Thema geschrieben, „Das Leben ist ein Traum“.

Unser Leben gleicht dem Traum vor allem in seiner Kürze. Was man träumt, passiert außerhalb der Zeit, und die Dinge, die man träumt, dauern nicht so lang wie in der Realität. Situationen, die normalerweise Tage und Wochen dauern, geschehen im Traum in wenigen Minuten. Das ist ein Bild für unser Leben: Sind wir einmal alt, blicken wir zurück und haben den Eindruck, dass das alles kaum mehr gewesen ist als ein Hauch.

Eine weitere Charakteristik des Traums ist die Unwirklichkeit, die Vergänglichkeit. Man kann träumen, dass man als Gast bei einem Bankett so viel isst und trinkt, bis man vollkommen satt ist. Aber wacht man dann auf, hat man schon wieder Hunger. Eines Nachts träumte ein Armer, er wäre reich geworden. Im Traum jauchzt er und brüstet sich – so sehr, dass er seinen eigenen Vater nicht zu erkennen vorgibt, ja ihn geradezu verabscheut. Aber er wacht wieder auf und ist doch genauso arm wie zuvor.

Genau dasselbe passiert uns, wenn wir aus dem Traum dieses Lebens erwachen. Derjenige, der hier unten auf der Erde sehr reich gewesen ist, sieht sich im Sterben genau in derselben Lage wie der zuvor genannte Arme, der im Traum geglaubt hatte, er wäre reich. Was wird ihm von all seinen Reichtümern bleiben? Wenn er sie nicht gut verwendet hat, wird er mit leeren Händen dastehen.

Ein Merkmal des Traums allerdings lässt sich nicht auf das Leben übertragen: Das Fehlen jeder Verantwortung. Im Traum kann man gemordet oder gestohlen haben, wacht man aber auf, dann bleibt nicht die geringste Spur von Schuld zurück, und das eigene Vorstrafenregister bleibt sauber. Im Leben ist das nicht so, und das wissen wir sehr gut. Alles, was wir im Leben tun, hinterlässt eine Spur – und was für eine! In der Heiligen Schrift heißt es ja auch: „Er wird jedem vergelten, wie es seine Taten verdienen“ (Röm 2,6).

Auf physikalischer Ebene gibt es Substanzen, die zum Einschlafen „verleiten“. Wir nennen sie Schlafmittel, und sie sind unserer heutigen Generation, die an Schlaflosigkeit leidet, wohl bekannt. Auch auf moralischer Ebene existiert ein schreckliches Schlafmittel. Es heißt Gewohnheit: Die Gewohnheit ist wie ein Vampir. Der Vampir – zumindest wird das so erzählt – greift seine Opfer im Schlaf an.

Und während er ihnen das Blut aussagt, injiziert er ihnen zugleich eine einschläfernde Substanz, die den Schlaf noch süßer erscheinen lässt. So sinkt der Unglückliche immer tiefer in den Schlaf; der Vampir kann ihm so viel Blut aussaugen, wie er will. Auch die schlechte Gewohnheit, das Laster, schläfert das Gewissen ein – so sehr, dass man mit der Zeit nicht einmal mehr Gewissensbisse verspürt. Man glaubt, es gehe einem gut, und man merkt einfach nicht, dass man geistig schon tot ist.

Wenn dieser „Vampir“ des Lasters einen nicht mehr loslassen will, gibt es nur mehr ein Heilmittel: Irgendetwas Unvorhergesehenes muss passieren, damit man aus dem Schlaf gerissen wird. Und genau das ist der Sinn der Weckrufe in der Heiligen Schrift, wie wir sie im Advent immer wieder hören: „Seid wachsam!“ Wir wollen unsere Betrachtung mit einem Wort Jesu beenden, das unserem Herzen Zuversicht und Hoffnung schenkt: „Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen“ (Lk 12,37).

ZENIT-Übersetzung des italienischen Originals



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