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Die Stimme in der Wüste

6. Dezember 2005 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Zwischen Mobiltelefon, TV-Konsum & Co. bleibt unser Herz oft auf der Strecke - ausgetrocknet, gefühllos, ohne Hoffnung, voller Sand. Ein Kommentar von P. Raniero Cantalamessa.


Rom (www.kath.net / zenit) In seinem Kommentar zum Sonntagsevangelium vergleicht P. Raniero Cantalamessa OFM Cap, Prediger des Päpstlichen Hauses, die alarmierende Versteppung vieler Regionen der Erde, die unzählige Menschen zu Heimatlosen macht, mit der Verödung in den Städten, die zu Isolation und Hoffnungslosigkeit führt. Initiativen wie etwa die Telefon-Seelsorge würden da zu regelrechten "Oasen" der Mitmenschlichkeit werden und zu Werken der Barmherzigkeit anregen.

Markus 1,1-8

Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.

"Eine Stimme ruft in der Wüste"

Johannes der Täufer steht im Mittelpunkt des zweiten Adventssonntags. Im Evangelium fällt seine Selbstbeschreibung sofort auf: "Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet die Straßen!" Heute gehört der Begriff "Wüste" zu jenen Worten, die eher beunruhigend sind: Fast 33 Prozent der Erdoberfläche ist Wüste.

Und es gibt die bedrohliche Zunahme der Verödung durch das Phänomen der "Desertifikation", der Versteppung. Jedes Jahr kommt es zur Austrocknung von einigen hunderttausenden Hektar von Ackerland. Fast 135 Millionen Menschen sahen sich deshalb in den vergangenen Jahren dazu gezwungen, aus ihrer Heimat abzuwandern, weil die Wüste immer weiter wächst.

Aber es gibt auch noch eine andere Wüste – eine Wüste, die nicht draußen ist, sondern drinnen: in uns. Sie befindet sich nicht am Stadtrand, sondern mitten in der Stadt: die Verödung der menschlichen Beziehungen, die Einsamkeit, die Anonymität. Die Wüste ist jener Ort, wo dich niemand hört, wenn du rufst; wo niemand zu dir kommt, wenn du völlig erschöpft zusammenbrichst; wo dich niemand verteidigt, wenn dich ein wildes Tier anfällt; wo es niemanden gibt, mit dem du deine Gefühle teilen kannst, wenn du einmal so richtig froh oder sehr traurig bist.

Geht es mittlerweile nicht vielen so in unseren Städten? Sind unsere Verzweiflung und unser Rufen nicht auch wie ein lautes Rufen in der Wüste? Aber die gefährlichste Wüste steckt in uns selbst. Unser Herz kann sich in eine Wüste verwandeln: ausgetrocknet, ausgebrannt, gefühllos, ohne Hoffnung, voller Sand.

Warum gelingt es vielen nicht, sich von der Arbeit zu lösen und das Mobiltelefon, das Radio oder den CD-Player auszuschalten? Sie haben Angst, sich der Wüste zu stellen. Die Natur, so sagt man, fürchtet die Leere ("horror vacui"). Aber auch der Mensch flüchtet vor der Leere. Betrachten wir uns ehrlich, dann entdecken auch wir die vielen Dinge, die wir unternehmen, um nicht allein sein zu müssen, allein mit sich selbst und konfrontiert mit der Realität.

Je mehr die Kommunikationsmittel zunehmen, desto mehr nimmt die wahre Kommunikation ab. Manchmal wird das Fernsehen für die mangelnde Unterhaltung in den Familien verantwortlich gemacht, und das ist schon auch wahr. Aber wir müssen zugeben, dass mit dem Fernsehen oft ein Vakuum gefüllt werden soll, das bereits vorhanden ist.

. Das Evangelium, so haben wir gehört, spricht von der Stimme des Rufers in der Wüste. Er verkündete eine großartige Botschaft: "Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt" (Joh 1,26); "ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Schuhriemen zu lösen" (Mk 1,7b). Mit ganz einfachen Worten verkündet Johannes der Täufer das Kommen des Messias. Man könnte sagen, dass er wie ein Landwirt spricht (Schuhriemen, Sichel, Dreschflegel, Korn).

Aber wie wirksam tut er das! An ihn erging die ungeheure Aufgabe, die Welt aus ihrer Abgestumpftheit herauszureißen, sie aus ihrem Tiefschlaf zu wecken. Wenn man lange warten muss, wird man müde und man wird immer träger. Die Vorstellung, etwas könne sich ändern und das Erwartete eintreffen, hält man dann immer weniger für möglich (Falls jemand das Stück gesehen hat, dann erinnert er sich vielleicht an "Warten auf Godot" von Samuel Becket).

Jahrhunderte hindurch sprach man mit unklaren und unbestimmten Begriffen von diesem Warten: "In jenen Tagen…; in den letzten Tagen". Nun aber tritt ein Mensch auf und verkündet voller Gewissheit: "Jener Tag ist gekommen. Die entscheidende Stunde ist da." Vollkommen überzeugt zeigt er mit dem Zeigefinder auf einen anderen Menschen und ruft aus: "Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt (…). Der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft" (vgl. Joh 1,29.33). Welches Schaudern hat die Hörer bei diesen Worten wohl gepackt!

Jesus wird die Wüste wieder zum Blühen bringen, indem er gerade "mit dem Heiligen Geist tauft". Der Heilige Geist ist die Liebe in Person, und die Liebe ist der einzige "Regen", der einer fortschreitenden spirituellen "Verödung" auf unserem Planeten Einhalt gebieten kann.

Aber wir müssen uns auch mit einer tröstlichen Tatsache befassen: Ähnelt unsere Gesellschaft auch häufig einer Wüste, so ist es ebenso wahr, dass der Heilige Geist inmitten dieser Wüste zahlreiche Initiativen aufblühen lässt, die wie Oasen sind. In diesen Jahren sind Dutzende von Initiativen entstanden, deren Ziel es ist, die Isolierung zu durchbrechen und die vielen Menschen in den Städten zusammenzubringen, die in der Wüste unserer Städte rufen.

Diese Initiativen besitzen unterschiedliche Namen: "Telefon-Seelsorge", "Die Dargebotene Hand – Telefon 143", "Drogennotruf", "Lebenshilfe", "Hoffnungsleitung" und wie diese Notrufzentralen sonst noch heißen. Jedes Jahr verzeichnen sie Millionen und Abermillionen von Anrufen. Diejenigen, die anrufen, sind meist allein stehend, verzweifelt und wie Gefangene der eigenen Probleme.

Sie brauchen kein Geld (das gibt es nämlich nicht übers Telefon), sondern sie wünschen sich etwas ganz Anderes: die Stimme eines Freundes; einen Grund, wieder hoffen zu können; jemanden, mit dem sie sich unterhalten können. Am anderen Ende der Leitung gibt es Tausende von Freiwilligen, die ihnen menschliche Wärme vermitteln, ihnen zuhören und die, wenn sie gläubig sind, ihnen helfen, zu beten und mit Gott in Kontakt zu treten – etwas, was oft am meisten hilft.

Auch wenn ich keiner dieser Einrichtungen angehöre, so können wir doch alle in unserer Begrenztheit etwas Ähnliches tun. Wir alle haben ein Telefon. Warten wir nicht immer erst, bis es klingelt, um zu bemerken, dass da jemand ist, der gar nicht so weit weg von uns ist und uns braucht – vor allem jetzt, in der Zeit vor Weihnachten.



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