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Wie die Freude bei uns bleibt

13. Dezember 2005 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Kommentar von P. Raniero Cantalamessa OFM Cap. zum Evangelium am 3. Adventsonntag.


Rom (www.kath.net / zenit) Anhand der Lesungen des dritten Adventssonntags betrachtet P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des päpstliches Hauses, die Freude, die auf Erden nie vollkommen vom Schmerz zu trennen ist. „Entweder entscheiden wir uns für vergängliche Freuden, die zu andauerndem Schmerz führen, oder aber für vergängliche Schmerzen, die zu einer andauernden Freude führen“, erklärt er deshalb.

„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“

Der Dritte Adventssonntag heißt „Gaudete“, also „Sonntag der Freude“, und markiert den Übergang vom ersten Teil des Advents, der eher von Entsagung und Buße geprägt war, zum zweiten Teil, der von der Zuversicht auf das nahe Heil gekennzeichnet ist. Der Name dieses Adventssonntags kommt vom Ausruf „Freut euch“ („gaudete“), der zu Beginn der Heiligen Messe erklingt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe“(Phil, 4,4-5).

Aber das Thema der Freude durchdringt auch den gesamten weiteren Verlauf des Wortgottesdienstes. In der ersten Lesung hören wir den Ruf des Propheten: „Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott“ (Jes 61,10). Der darauf folgende Antwortpsalm ist das Magnifikat Mariens, und der Kehrvers lautet: „Meine Seele soll jubeln über Gott, meinen Retter.“ Und die zweite Lesung beginnt der Apostel Paulus mit den Worten: „Freut euch zu jeder Zeit!“ (1 Thess 5,16).

Glücklich sein zu wollen ist wahrscheinlich die menschliche Sehnsucht schlechthin. Jeder will glücklich sein. Friedrich Schiller hat diesem umfassenden Wunsch nach tiefer Freude ein Gedicht gewidmet, dem Ludwig von Beethoven später Unsterblichkeit verlieh, als er die berühmte „Ode an die Freude“ schuf, mit der die Neunte Symphonie endet. Das Evangelium ist, richtig betrachtet, eine ebenso ausgiebige Ode an die Freude. Der Name „Evangelium“ bedeutet ja, wie wir wissen, Frohbotschaft und gute Nachricht. Und die biblische Betrachtung der Freude ist vollkommen realistisch, weder idealistisch noch gefühlsduselig.

Indem Jesus sie mit der Freude einer Frau vergleicht, die ein Kind zur Welt bringt (vgl. Joh 16,20-22), spricht er Bände: Eine Schwangerschaft ist im Allgemeinen keine einfache Zeit für eine Frau. Vielmehr handelt es sich um eine beschwerliche Zeit, in der Grenzerfahrungen aller Art gemacht werden: Man kann nicht einfach all das tun, essen oder anziehen, was man will, und genauso wenig kann man überall hingehen, wo man hin möchte.

Aber dennoch ist die Zeit der Schwangerschaft, wenn sie gewollt ist und sich in einer ruhigen Atmosphäre entwickeln kann, keine Zeit der Traurigkeit, sondern eine Zeit der Freude. Der Grund dafür ist sehr einfach: Man schaut nach vorne und empfindet die Vorfreude auf jenen Tag, an dem man das Kind in den Armen tragen darf. Ich habe schon manche Mutter sagen hören, dass sich keine andere menschliche Erfahrung mit diesem Glücksgefühl erlebter Mutterschaft vergleichen ließe.

All dies spricht eine ganz deutliche Sprache: Die wahren und bleibenden Freuden reifen durch Opfer und Verzicht. Es gibt keine Rose ohne Dornen! In dieser Welt wechseln Freude und Schmerz (das haben wir schon bei einer anderen Gelegenheit bemerkt) einander so regelmäßig ab wie die sich auftürmende Welle, die den Schwimmenden an den Strand trägt, um dann in sich zusammenzufallen und abzuebben.

Der Mensch versucht verzweifelt, diese beiden „siamesischen Zwillinge“ voneinander zu trennen und die Freuden ganz vom Schmerz zu trennen. Aber es gelingt ihm nicht, denn es sind gerade die eigenen ungeordneten Neigungen, die Bitterkeit hervorrufen. Wie das geschieht, zeigt der Alltag: Manchmal bricht diese Bitterkeit plötzlich und unerwartet wie etwas Tragisches herein, manchmal aber auch nach und nach, weil man die Freude nicht festhalten kann und aufgrund der daraus entstehenden Überdrüssigkeit.

Um uns eines sehr anschaulichen Beispiels zu bedienen, brauchen wir nur darauf zu schauen, was von einem Drogenrausch übrig bleibt, wenn dessen Wirkung nach einer Minute abgeklungen ist oder auch wohin ein hemmungsloses Ausleben der Sexualität, auch rein gesundheitlich, führen kann. Der römische Dichter Lukrez (Titus Lucretius Carus) hat zu dieser Thematik zwei sehr ausdrucksstarke Verse geschrieben: „Eine Spur von Bitterkeit liegt im Herzen unserer Lust und macht uns Angst, sogar in Wonnen.“

Da sich also Freude und Schmerz nicht voneinander trennen lassen, geht es darum, sich zu entscheiden: Entweder entscheiden wir uns für vergängliche Freuden, die zu andauerndem Schmerz führen, oder aber für vergängliche Schmerzen, die zu einer andauernden Freude führen.

Und das gilt nicht nur für geistige Freuden, sondern für jede ehrliche menschliche Freude: die Freude über eine Geburt oder eine geeinte Familie, über ein rauschendes Fest oder eine glücklich vollendete Arbeit; das Glück einer gesegneten menschlichen Liebe oder einer tiefen Freundschaft, die Freude des Landwirts über eine gute Ernte, die des Künstlers über sein Kunstwerk oder der Siegestaumel des Athleten.

Mancher mag einwenden: Aber wird dann die Freude des Glaubenden hier auf Erden immer nur ein Gut in Erwartung sein, eine Freude, die einmal kommen wird? Nein, denn es gibt eine tiefe und verborgene Freude, die gerade darin besteht, dass man etwas erwartet. Ja, vielleicht ist das sogar in die reinste Form der Freude, die in dieser Welt existiert: die Freude auf das, was man erwarten darf.

Giacomo Leopardi hat das auf wunderbare Weise in seinem Gedicht „Il sabato del villaggio“ („Samstag im Dorf“) ausgedrückt. Die größte Freude ist nicht die des Sonntags, sondern die Freude am Samstag; nicht die Freude beim Fest, sondern die freudvolle Erwartung auf das Fest. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass das Fest, auf das der Glaubende wartet, nicht nur ein paar Stunden dauern wird, um anschließend wieder der „Traurigkeit und Wehmut“ Platz zu machen, sondern dass es nie mehr aufhören wird.

Foto: (c) Klemens Hrovath



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