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Eine Wüste in uns anlegen

5. März 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Entertainment und Action füllen unser Leben aus. In der Fastenzeit könnten wir Platz für das Wesentliche schaffen, meint P. Raniero Cantalamessa.


Rom (www.kath.net / zenit) Jeder ist aufgerufen, Jesus in die Wüste zu folgen, erklärt P. Raniero Cantalamessa OFM Cap, Prediger des Päpstlichen Hauses, in seinem Kommentar zu den Lesungen des ersten Fastensonntags im Lesejahr B (Gen 9,8-15; 1 Petr 3,18-22; Mk 1,12-15). Und diese Wüste, die er meint, liegt nicht in unerreichbarer Ferne, sondern näher, als man denkt: in einem selbst.

Jesus in die Wüste folgen

Wir wollen uns auf die Einleitung des Evangeliums konzentrieren: "Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste" (Mk 1, 12). Dieser Satz enthält einen Aufruf, der am Anfang der Fastenzeit wichtig ist. Jesus hat gerade am Jordan seine Amtseinsetzung als Messias erfahren, um die Frohe Botschaft zu den Armen zu tragen, die gebeugten Herzen zu heilen und das Reich Gottes zu verkünden.

Aber er beeilt sich nicht, irgendetwas davon zu tun. Im Gegenteil: Er folgt einem Anstoß des Heiligen Geistes und zieht sich für vierzig Tage in die Wüste zurück. Dort fastet er und betet, meditiert und kämpft. Und all das tut er in tiefer Einsamkeit und Stille.

Im Lauf der Geschichte hat es unzählige Männer und Frauen gegeben, die den Wunsch hatten, diesen Jesus, der sich in die Wüste zurückzieht, nachzuahmen. Im Osten zog man sich seit den Zeiten des heiligen Abtes Antonius in die Wüsten von Ägypten und Palästina zurück; im Westen, wo es keine Sandwüsten gab, verbarg man sich an einsamen Orten auf abgelegenen Bergen und in abgelegenen Tälern.

Aber die Einladung, Jesus in die Wüste zu folgen, ist an alle gerichtet. Die Mönche und die Einsiedler haben sich deshalb einen Platz der Wüste ausgesucht, und wir sollten uns wenigstens eine Zeit der Wüste nehmen. Eine solche Wüstenzeit bedeutet, um uns herum ein wenig Stille zu schaffen, erneut den Weg unseres Herzens zu entdecken sowie vom Lärm und von äußeren Abhängigkeiten loszukommen, um mit den tieferen Quellen unseres Seins in Verbindung zu treten.

Wenn sie gut gelebt wird, ist die Fastenzeit wie eine "Entgiftungskur" für die Seele. Es gibt nämlich nicht nur die Verschmutzung durch Kohlenstoffoxyd; es gibt auch die Verschmutzung, die durch akustische und leuchtende Reize hervorgerufen wird. Wir alle sind aufgrund von Lärm und äußeren Einflüssen ein wenig zugedröhnt.

Der Mensch sendet seine Sonden bis an den Rand des Sonnensystems, weiß meistens aber nicht, was in seinem eigenen Herzen vorgeht. Vor sich fliehen, sich zerstreuen und sich vergnügen – das sind alles Wörter, die zum, Ausdruck bringen, dass man aus sich herausgeht und sich der Realität entziehen will. Es werden Unterhaltungsprogramme "zur Entspannung" angeboten, die einem die Flucht ermöglichen sollen (das Fernsehen bietet sie andauernd), und es gibt dafür auch Literatur.

Sie werden deshalb auch fiction, "Fiktion", genannt. Wir leben lieber in der Fiktion als in der Realität. Heute wird viel von Außerirdischen gesprochen, dabei sind wir auf unserem eigenen Planeten aus eigener Schuld schon selbst zu Außerirdischen und Entfremdeten geworden – ohne dass jemand von anderswoher zu uns kommen müsste.

Die Jugendlichen sind dieser Reizüberflutung am stärksten ausgesetzt. "Erschwert man den Leuten die Arbeit, dann sind sie beschäftigt und kümmern sich nicht um leeres Geschwätz", erklärte der Pharao seinen Ministern. "Sie hören dann nicht auf die Reden des Moses und denken nicht an Ausbruch aus der Sklaverei" (Ex 5,9).

Die "Pharaonen" von heute sagen vielleicht nicht so ausdrücklich, aber nicht weniger deutlich: "Überflutet diese jungen Leute mit Reizen, damit sie nicht zum Nachdenken kommen und selbst Entscheidungen treffen, sondern der Mode folgen, das kaufen, was wir wollen und jene Produkt e konsumieren, die wir für sie aussuchen."

Was sollen wir machen? Wir können zwar nicht in die Wüste gehen, aber wir können in uns eine kleine Wüste anlegen. Der heilige Franziskus von Assisi gibt uns diesbezüglich einem praktischen Rat. "Wir haben bei uns immer eine Einsiedelei, ganz gleich wohin wir gehen. Und jedes Mal, wenn wir es wollen, können wir uns dort wie ein Einsiedler einschließen. Die Einsiedelei ist unser Leib, und die Seele ist der Einsiedler, der in ihr wohnt!"

In dieser "mobilen" Einsiedelei können wir einkehren, ohne dass es jemandem auffällt. – sogar dann, wenn wir in einem überfüllten Autobus unterwegs sind. Es kommt nur darauf an, dass man sich dann und wann dazu entschließt, "in sich" zu gehen.

Der Geist, der Jesus in die Wüste "getrieben" hat, möge auch uns leiten, uns im Kampf gegen das Böse beistehen und uns vorbereiten, damit wir das Osterfest als Menschen feiern können, die im Heiligen Geist erneuert worden sind.

ZENIT-Übersetzung des vom Autor zur Verfügung gestellten italienischen Originals



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