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Das versteckte Bild

16. Mai 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Die kleinen Kreuze bringen das Bild Jesu in uns zum Leuchten. Kommentar von P. Raniero Cantalamessa zum Evangelium des fünften Sonntags der Osterzeit.


Rom (www.kath.net / zenit) So wie das Winzermesser den Weinstock zurechtstutzt, damit er mehr Früchte hervorbringt, so werden wir, die wir oft an so vielen Dingen hängen, durch das Kreuz, das Gott uns schickt, gereinigt. Dahinter stecke kein zorniger Gott, sondern ein liebender Vater, betont Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa OFMCap., Prediger des Päpstlichen Hauses, in seinem Kommentar zu den Lesungen vom letzten Sonntag (Apg 9,26-31; 1 Joh 3,18-24; Joh 15,1-8). Gott erkenne in uns das versteckte Bild seines einzigen Sohnes, das er sichtbar machen wolle.

„Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er“

„Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.“

Bei seiner Lehrtätigkeit greift Jesus häufig Dinge auf, mit denen seine Zuhörer vertraut sind, die allen einsichtig sind. Diesmal spricht er mit dem Bild des Weinstocks und der Rebe zu uns.

Jesus führt uns zwei Fälle vor Augen. Der erste ist negativ: Die Rebe ist vertrocknet, und da sie keine Früchte hervorbringen kann, wird sie abgeschnitten und weggeworfen. Der zweite ist positiv: Die Rebe ist noch lebendig und gesund und wird deshalb beschnitten. Der hier entstandene Kontrast macht uns klar, dass es sich bei dieser Beschneidung nicht um ein feindseliges Vorgehen gegen die Rebe handelt.

Der Winzer erwartet sich viel von ihr und weiß, dass sie Früchte tragen kann; er setzt sein Vertrauen in sie. Dasselbe geschieht auf geistiger Ebene: Wenn Gott in unserer Leben eingreift, indem er uns das Kreuz schickt, will das nicht heißen, dass er mit uns hadert – gerade das Gegenteil ist der Fall!

Aber warum beschneidet der Winzer die Rebe und bringt sie dadurch zum „Weinen“, wie man gemeinhin sagt? Aus einem sehr einfachen Grund: Wenn sie nicht beschnitten wird, wird der Weinstock möglicherweise seine Kraft verlieren; es sprießen dann mehr Reben als unbedingt nötig, weshalb nicht alle reifen können und die Qualität des Weins mindern. Wenn die Reben längere Zeit nicht beschnitten werden, verwildert der Weinstock und bringt nur Weinblätter und wilde Trauben hervor.

Etwas Ähnliches geschieht in unserem Leben: Leben heißt wählen, und wählen heißt verzichten. Wer in seinem Leben zu viele Dinge auf einmal tun will, wer all seinen Interessen und Vorlieben nachgeht, lebt zerstreut und kann nichts Großes leisten. Man muss eben den Mut besitzen, eine Auswahl zu treffen und zweitrangige Interessen zu lassen, um sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrierten: beschneiden!

Das trifft noch mehr für das geistliche Leben zu: Die Heiligkeit ähnelt einer Skulptur, und Leonardo von Vinci hat die Bildhauerei als „Kunst des Wegnehmens“ bezeichnet. Alle anderen Künste bestehen darin, etwas hinzuzufügen: In der Malerei ist es die Farbe, in der Architektur der Stein, in der Musik die Note. Nur die Bildhauerei besteht im Wegnehmen, im Abtragen von Marmorstücken, die zuviel sind – damit jene Form sichtbar wird, die man im Sinn hat.

Auch die christliche Vervollkommnung wird auf diesem Weg des „Weglassens“ erreicht: Man lässt alles, was man nicht benötigt, sein: Wünsche, ehrgeizige Pläne und Vorstellungen, fleischliche Begierden, die uns vollkommen zerstreuen und uns nichts zu Ende bringen lassen.

Als Michelangelo eines Tages in einem Garten von Florenz spazieren ging, sah er in einem Eck einen von Gras und Schlamm fast vollkommenen verdeckten Marmorblock etwas aus der Erde herausschauen. Urplötzlich blieb er stehen, als ob er jemanden gesehen hätte, und richtete an die Freunden, die ihn begleitet hatten, folgende Worte: „In diesem Marmorblock ist ein Engel eingesperrt. Ich muss ihn herausholen.“ Und mit dem Meißel bewaffnet, fing er an, diesen Block zu bearbeiten, bis sich endlich die schöne Gestalt eines Engels herausschälte.

Auch Gott sieht uns so, als unförmige Steinblöcke. Und er sagt sich: „Da drin ist ein neues, wunderschönes Geschöpf versteckt, das darauf wartet, hervorzukommen. Ja, mehr noch: Da drin versteckt sich das Bild meines Sohnes Jesus Christ [wir sind ja dazu bestimmt, in uns das Bild seines Sohns zu verwirklichen (vgl. Röm 8,29)]; Ich will es herausholen!“

Und was tut er dann? Er nimmt den Meißel – das Kreuz – und fängt an, uns zu bearbeiten; er nimmt die Schere des Winzers und fängt an, uns zu beschneiden. Wir sollten dabei nicht an wer weiß was für schreckliche Kreuze denken. Für gewöhnlich fügt er dem nichts hinzu, was das Leben schon von sich aus an Leid, Mühsal, Trübsal mit sich bringt; es sorgt nur dafür, dass alle diese Dinge unserer Reinigung dienen. Er hilft uns, diese Gelegenheiten nicht zu verpassen.

ZENIT-Übersetzung des vom Autor zur Verfügung gestellten italienischen Originals



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