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'Wir dürfen Gott nicht banalisieren'

18. Juni 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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P. Raniero Cantalamessa: "Wenn es das Fronleichnamsfest nicht gäbe, dann müsste man es erfinden"


Rom (www.kath.net / zenit) In vielen Ländern wird das Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Fronleichnam) erst heute gefeiert. P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des Päpstlichen Hauses, sieht in diesem Festtag vor allem die jährlich wiederkehrende Einladung, das Staunen über die Erhabenheit und Größe Gottes (und mehr noch über seine Liebe und sein Erbarmen) von neuem zu erlernen. In seinem Kommentar zu den Lesungen im Lesejahr B (Ex 24,3-8; Hebr 9,11-15; Mk 14,12-16.22-26) ruft der Kapuzinerpater dazu auf, sich bewusst zu machen, wen man in den Gestalten von Brot und Wein vor sich hat.

Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt

Ich glaube, dass es zu Fronleichnam wichtig ist, nicht nur diesen oder jenen Aspekt der Eucharistie zu betrachten, sondern jedes Jahr das Staunen und die Bewunderung über dieses Geheimnis aufs Neue zu lernen. Das Hochfest des Leibes und Blutes Christi entstand im 13. Jahrhundert in den Benediktinerklöstern in Belgien, wo die Eucharistie auch zum ersten Mal angebetet wurde. Unter dem Eindruck des großen eucharistischen Wunders von Bozen, das heute in Orvieto gefeiert wird, führte Papst Urban IV. dieses Fest im Jahr 1264 für die ganze Kirche ein.

Was war der Grund für die Einführung dieses Fests? Erinnert sich die Kirche nicht jeden Gründonnerstag an die Einsetzung der heiligen Eucharistie? Feiern wir sie nicht jeden Sonntag, ja an jedem Tag des Jahres?

Tatsächlich handelt es sich bei Fronleichnam um eines der ersten Feste, die sich nicht auf ein konkretes Ereignis aus dem Leben Jesu beziehen, sondern auf eine Glaubenswahrheit: seine Realpräsenz in der Eucharistie. Und das hat mit der Notwendigkeit zu tun, diesen Glauben eben feierlich verkünden zu wollen. Dieses Fest beugt außerdem einer Gefahr vor: sich so sehr an diese Gegenwart zu gewöhnen, dass man nicht mehr entsprechend reagiert und in jene Haltung verfällt, die Johannes der Täufer an seinen Zeitgenossen kritisiert: "Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt" (Joh 1,26).

Das erklärt also dieses außerordentliche Hochfest, und so wird auch klar, was dieses Fest der katholischen Kirche geschenkt hat. Lange Zeit hindurch war Fronleichnam überhaupt die einzige Prozession, die in der ganzen Christenheit üblich war – und dazu noch eine sehr feierliche.

Heute haben die Prozessionen den "Sit-ins" ["Sitzstreiks", Anm. d. Übers.] Platz gemacht, die für gewöhnlich aus Protest gegenüber irgendetwas einberufen werden. Aber auch wenn die äußere Form aufgegeben worden sein mag, so bleiben doch der tiefe Sinn dieses Festes und der Anlass, der es inspiriert hat, bestehen: vor diesem großen Geheimnis unseres Glaubens staunen zu können.

Die Liturgie dieses Fests spiegelt dies treu wider, alle Texte (Lesungen, Antiphone, Lieder und Gebete) vermitteln uns einen wunderbaren Eindruck davon. Viele von ihnen enden ähnlich wie der Antiphon "O sacrum covivium": "Et futurae gloriae nobis pignus datur" – "uns wird ein Unterpfand der ewigen Herrlichkeit gegeben".

Wenn es das Fronleichnamsfest nicht gäbe, dann müsste man es erfinden. Hinsichtlich der Eucharistie gibt es heute eine Gefahr: die der Banalisierung. Früher hat man sie nicht empfangen, weil man sich verpflichtet fühlte, zuerst zu fasten und zu beichten. Heute gehen fast alle… Damit wir uns verstehen: Das ist ein Fortschritt. Es ist normal, dass die Teilnahme an der Heiligen Messe auch die Kommunion mit einschließt, denn darum geht es ja. Aber das birgt auch ein tödliches Risiko in sich.

Der heilige Paulus spricht in seinem ersten Brief an die Korinther davon: "Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt"(1 Kor 11,27-29).

Ich glaube, dass es für jeden Christen eine heilsame Gnade bedeutet, eine Zeit zu erfahren, in der er eine gewisse Furcht vor dem Kommunionsempfang empfindet und ihm zitternd Gedanken wie die eines Johannes dem Täufer in den Sinn kommen, der Jesus erstaunt fragte: "Und du kommst zu mir?" (Mt 3,14). Wir können Gott nur als einen wahren "Gott" empfangen, der alle Heiligkeit und alle Majestät in sich vereint. Wir dürfen Gott nicht banalisieren.

Wenn die Kirche in ihrer Verkündigung dort auch keine Angst aufkommen lässt, wo die Kommunion zu einer gewöhnlichen, ja "leichtfertigen" Sache geworden ist, so sollte man aber dennoch an jene Worte erinnern, mit denen sich der Hebräerbrief an die Gläubigen richtet: "Ihr seid vielmehr zum Berg Zion hingetreten, zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu Tausenden von Engeln, zu einer festlichen Versammlung… zum Mittler eines neuen Bundes, Jesus, und zum Blut der Besprengung, das mächtiger ruft als das Blut Abels" (Hebr 12,22-24). Schon in der Anfangszeit der Kirche rief die Gemeinde bei der Kommunion aus: "Wer heilig ist, der komme, und wer es nicht ist, der tue Buße."

Die Eucharistie darf für uns nie zu einer Gewohnheit werden. Wenn wir von ihr sprechen, so sollten wir das immer in dem bewegten Staunen eines heiligen Franz von Assisi tun: "Die Menschheit soll sich fürchten, das ganze Universum erzittern und die Himmel frohlocken, wenn Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, in den Händen des Priesters auf dem Altar gegenwärtig ist… Welch wunderbarste Erhöhung, welch erstaunlichste Bestimmung! O höchste Demut! O höchste Demut, dass sich der Herr des Universums, Gott und Sohn Gottes, so sehr erniedrigen wollte, um sich unter der Gestalt des Brotes zu verbergen!"

Aber vor dem eucharistischen Geheimnis sollten wir nicht so sehr über die göttliche Größe und Erhabenheit staunen, sondern über sein Erbarmen und seine Liebe. Die Eucharistie ist vor allem dies: Gedächtnis einer Liebe, die größer nicht sein kann: jener Liebe, die ihr Leben für die Freunde hingibt.

ZENIT-Übersetzung des vom Autor zur Verfügung gestellten italienischen Originals



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