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Wer der Erste sein will…

24. September 2006 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Auf zum neuen Rennen, das Christus erfunden hat und bei dem derjenige Erster wird, der sich zum Letzten aller und zu ihrem Diener macht – Ein Kommentar von P. Raniero Cantalamessa zum Evangelium des XXV. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B).


Rom (www.kath.net/ Zenit.org)
Eine völlig neue, von Christus erfundene Disziplin, die vollkommen der menschlichen Sehnsucht entspricht, das Beste zu geben und über sich hinauszuwachsen, steht im Mittelpunkt der Betrachtung von P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des Päpstlichen Hauses, über die Lesungen dieses Sonntags (Weish 2,12.17-20; Jak 3,16-4,3; Mk 9,30-37).

Wer der Erste sein will…

„Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35). Verurteilt Jesus mit diesen Worten den Wunsch, über sich hinauszuwachsen, große Dinge zu tun und das Beste von sich zu geben, um der Trägheit, dem Geist des Aufgebens und der Kleinmut den Vorzug zu geben? Das dachte der Philosoph Nietzsche. Er fühlte sich dazu verpflichtet, das Christentum ohne Unterlass zu bekämpfen, da es seiner Meinung den „Krebs“ der Demut und des Verzichts in die Welt gebracht hatte. In seinem Werk „Also sprach Zarathustra“ stellt er diesen Werten, die dem Evangelium entsprechen, den Willen nach Macht gegenüber. Diesen versinnbildlicht bei Nietzsche der „Übermensch“, dieser kerngesunde Mensch, der sich erheben, aber nicht erniedrigen möchte.

Es mag sein, dass die Christen die Gesinnung Jesu zuweilen schlecht interpretiert haben und Gründe für solche Missverständnis geliefert haben. Aber sicherlich ist es nicht das, worauf es im Evangelium ankommt: „Wer der Erste sein will“ heißt, dass es durchaus möglich ist, der Erste zu sein – das ist keineswegs verboten und auch keine Sünde.

Jesus unterbindet mit seinen Worten nicht die Sehnsucht danach, der Erste zu sein, sondern er ermutigt dazu. Allerdings eröffnet er dafür auch einen vollkommen neuen, ganz anderen Weg: nicht auf Kosten der anderen, sondern zu Gunsten der anderen. Deshalb fügt er hinzu: „…soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35).

Was sind denn nun die Früchte dieser ganz eigenen, neuen Weise, über sich hinauszuwachsen? Der Wille zur Macht führt dazu, dass sich einer durchsetzt und alle anderen ihm dienen; dass einer „glücklich“ ist (wenn man dabei von Glück sprechen will) und die anderen unglücklich; dass nur einer als Sieger zurückbleibt, alle anderen aber als Verlierer; dass einer herrscht und die anderen die Beherrschten sind.

Wir wissen, wohin die Durchsetzung der Idee vom Übermenschen durch Hitler letzten Endes geführt hat. Aber es geht hier nicht nur um den Nationalsozialismus, denn fast alle Übel der Menschheitsgeschichte kommen aus dieser Wurzel.

In der zweiten Lesung dieses Sonntags stellt sich Jakobus die ewige, angstvolle Frage: „Woher kommen die Kriege?“ Und Jesus gibt uns im Evangelium die Antwort: von der Sehnsucht nach Vorherrschaft. Es ist die Herrschaft eines Volkes über das andere, einer Rasse über die andere, einer Partei über die andere, eines Geschlechts über das andere, einer Religion über die andere…

Beim Dienen dagegen erlangen durch die Großartigkeit des Einzelnen alle einen Vorteil. Wer großartig im Dienen ist, der gehört zu den Großen und würdigt dementsprechend auch die anderen; mehr als sich über die anderen zu erheben, stellt er sich mit ihnen auf ein und dieselbe Stufe.

Alessandro Manzoni schließt seine poetischen Betrachtungen der Heldentaten des Napoleon mit der Frage: „War es wahrer Ruhm? Für die kommende Generation ein schweres Urteil.“ Ein solcher Zweifel stellt sich bei einer Mutter Teresa von Kalkutta, bei einem Raoul Follerau oder bei all jenen, die tagtäglich den armen Menschen und ihrer Sache dienen und sich unter Einsatz des eigenen Lebens für die Kriegsversehrten einsetzen, nicht.

Bleibt noch ein Zweifel: Was sollen wir vom Antagonismus im Sport oder in der Wirtschaft halten? Werden nicht einmal diese Bereiche verurteilt? Nicht, wenn sie im Rahmen sportlicher und wirtschaftlicher Fairness ausgeübt werden. Dann sind diese Dinge gut und steigern die körperliche Leistungsfähigkeit beziehungsweise führen zu Preissenkungen. Indirekt geht es da um das Gemeinwohl. Die Einladung Jesus, der Letzte zu sein, sollte nicht unbedingt auf den Radsport oder die Formel-1 angewandt werden.

Gerade der Sport stellt eine große Hilfe dar, um die Grenzen dieser Großartigkeit im Hinblick auf den Dienst aufzulegen. „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt?“ (1 Kor 9,24). Es genügt völlig darauf hinzuweisen, was nach dem Finale des 100-Meter-Laufs geschieht: Der Sieger jubelt, wird von Fotografen umringt und von anderen triumphal auf den Schultern umher getragen, während alle anderen traurig und wehmütig das Weite suchen.

Der heilige Paulus zieht aus dem sportlichen Wettkampf aber eine positive Lehre: „Jeder Wettkämpfer“, so schreibt er, „lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen“ (1 Kor 9,25) – von Gott das ewige Leben.

Nun aber auf zum neuen Rennen, das Christus erfunden hat und bei dem derjenige Erster wird, der sich zum Letzten aller und zu ihrem Diener macht.

Foto: (c) kath.net



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