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Der Priester ist ‚für die Menschen eingesetzt’

29. Oktober 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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P. Raniero Cantalamessa über die Gestalt des Priesters und die unwiderbringlichen Gelegenheiten des Lebens - Kommentar zum Evangelium.


Rom (www.kath.net/Zenit)
Wer mit dem Herzen sehen kann wie der blinde Bettler bei Jericho, der ist auch imstande, unwiederbringliche Gelegenheiten zu nutzen, erklärt Pater Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des Päpstlichen Hauses. Anhand der Lesung des XXX. Sonntags im Jahreskreis zeigt der Kapuzinerpater zudem auf, warum Gott Priester erwählt, die nicht besser sind als die anderen Menschen.

Aus den Menschen ausgewählt und für die Menschen eingesetzt

Das Evangelium erzählt heute von der Heilung des blinden Bettlers Bartimäus bei Jericho. Er ist ein Mensch, der die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lässt. Er hört, wie Jesus bei ihm vorbeigeht und begreift, dass das die Chance seines Lebens ist – und dementsprechend schnell handelt er auch. Die Reaktion der Umstehenden – „viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen“ (Mk 10,48) – stellt die unausgesprochene Anmaßung der „Bequemen“ unter Beweis, die es zu allen Zeiten gibt: dass dieses Elend versteckt bleibe, dass es nicht auffalle und den Blick und die Träume derer störe, denen es gut geht.

Die Bezeichnung „Blinder“ ist mit so vielen negativen Konnotationen beladen worden, so dass man sie heute durchaus mit Recht für die moralische Blindheit der Unwissenheit und der Unempfindsamkeit benutzt. Bartimäus ist in diesem Sinn nicht blind, sondern nur sehunfähig.

Mit dem Herzen sieht er wesentlich besser als viele andere in seiner Umgebung – weil er Glauben besitzt und deshalb seine Hoffnung genährt wird. Mehr noch: Gerade diese innere Perspektive des Glaubens ist es, die es ihm ermöglicht, auch den Blick für das Äußere der Dinge wiederzuerlangen. „Dein Glaube hat dir geholfen“, sagt Jesus zu ihm (Mk 10,52).

An dieser Stelle möchte ich mit der Erklärung des Evangeliums schließen, weil es mich drängt, über ein Thema zu sprechen, dass in der zweiten Lesung dieses Sonntag angeklungen ist. Es geht dabei um die Person und die Rolle des Priesters. Über ihn heißt es da zuallererst, dass er „aus den Menschen ausgewählt“ wird (Hebr 5,1).

Der Priester ist somit keiner, der ohne Wurzeln oder einfach vom Himmel gefallen wäre, sondern es ist jemand, der eine Familie und eine Geschichte hat wie alle anderen auch. „Aus den Menschen ausgewählt“ bedeutet auch, dass der Priester vom gleichen Schlag ist wie jedes andere menschliche Geschöpf auch: mit Wünschen und Sehnsüchten, Gefühlen, Kämpfen und Schwächen, wie sie eben alle haben.

Die Schrift sieht darin einen großen Nutzen für die anderen Menschen, nicht einen Grund, sich darüber aufzuregen. Aufgrund dieser seiner Konstitution ist er in der Tat besser darauf vorbereitet, anderen gegenüber Mitleid zu empfinden – gerade weil er mit Schwäche behaftet ist.

Der Priester wird nicht nur „aus den Menschen ausgewählt“, sondern auch „für die Menschen eingesetzt“: Das bedeutet, dass er ihnen zurückgegeben wird und zu ihrem Dienst bestellt ist. Und dieser Dienst hat Einfluss auf das tiefste Wesen des Menschen, nämlich auf sein ewiges Schicksal.

Der heilige Paulus fasst den priesterlichen Dienst in einem Satz zusammen: „Als Diener Christi soll man uns betrachten und als Verwalter von Geheimnissen Gottes“ (1 Kor 4,1). Damit kommt nicht zum Ausdruck, dass der Priester das Interesse an den menschlichen Bedürfnissen der Menschen verlieren würde, sondern dass er sich mit einem anderen Geist um sie kümmert, nicht mit einem Geist von Soziologen oder Politikern. Im Leben einer Stadt oder eines Bezirks ist häufig Pfarrgemeinde die Anlaufstelle schlechthin, und dies sogar auf sozialer Ebene.

Das Bild, das wir hier entworfen haben, ist eine positive Sicht der Priestergestalt. Wie wir wissen, ist es nicht immer so. Gelegentlich erinnern Schlagzeilen daran, dass es auch noch eine andere Realität gibt, eine Realität, die von Schwäche und Untreue gezeichnet ist. Angesichts all dessen kann die Kirche wohl nichts anderes tun, als um Entschuldigung zu bitten.

Aber es gibt eine Trost bringende Wahrheit, an die man die Leute auch erinnern darf: Der Priester kann als Mensch in die Irre gehen, aber die Gesten, die er als Priester am Altar oder im Beichtstuhl vollzieht, sind deswegen nicht unzulässig oder unwirksam. Dem Kirchenvolk wird deswegen nicht die Gnade Gottes verwehrt, weil der Priester ein unwürdiges Leben führt. Denn es ist ja Christus selbst, der tauft, feiert und vergibt; er, der Priester, ist nur ein Werkzeug.

Ich möchte an dieser Stelle auf die Worte verweisen, die der „Landpfarrer“ von Bernanos kurz vor seinem Tod ausspricht: „Alles ist Gnade.“ Sogar das Elend seines Alkoholismus scheint ihm eine Gnade zu sein – weil er ihn den Menschen gegenüber barmherziger gemacht hat. Für Gott ist es nicht so wichtig, dass seine Stellvertreter vollkommen sind, sondern vielmehr, dass sie barmherzig sind.

[Übersetzung des italienischen vom Autor zur Verfügung gestellten Originals durch Zenit]

Foto: © Christoph Hurnaus



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