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Sic nos amantem quis non redamaret?

25. Dezember 2006 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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P. Raniero Cantalamessa zum Hochfest der Geburt Christi und über das Warum der Menschwerdung + Predigt von Pfr. Christoph Haider


Rom (kath.net/Zenit.org)
P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des Päpstlichen Hauses, betrachtet anhand der Lesungen des Weihnachtstages (Jes 52,7-10; Heb 1,1-6; Joh 1,1-18) den wahren Grund für Gottes Menschwerdung: die maßlose Liebe zu jedem Menschen. Die Menschenfreundlichkeit Gottes, so bekräftigt er, sollte uns zu konkreten Taten der Nächstenliebe veranlassen.

Warum ist Gott Mensch geworden?

Gehen wir direkt zum Höhepunkt des Johannes-Prologs, der das Evangelium der dritten Weihnachtsmesse bildet, der so genannten Messe „vom Tag“. Im Glaubensbekenntnis gibt es einen Satz, der an diesem Tag kniend gebetet wird: „Für uns Menschen und zu unserm Heil ist er vom Himmel gekommen.“ Das ist die grundlegende und immer gültige Antwort auf die Frage: „Warum ist das Wort Fleisch geworden?“ Aber sie muss auch verstanden und richtig eingeordnet werden, denn die Frage taucht ja in einer anderen Form auf: Warum wurde er Mensch „zu unserm Heil“? Nur weil wir gesündigt hatten und deshalb gerettet werden mussten? Ein theologischer Denkansatz, der vom seligen Duns Scotus, einem franziskanischen Theologen, begründet worden ist, löst die Menschwerdung von einer übertriebenen Bindung an die Sünde des Menschen als ihren Auslöser und verweist als ersten Grund dafür auf die Ehre Gottes: „Gott erwirkt die Menschwerdung des Sohnes, um jemanden außerhalb seiner selbst zu haben, der ihn aufs Äußerste und in angemessener Weise lieben kann.“

Diese Antwort ist herrlich, aber sie ist nicht noch nicht endgültig. Für die Bibel ist das Wichtigste nämlich nicht, was für die griechischen Philosophen am wichtigsten war – nämlich dass Gott geliebt werden sollte –, sondern dass dieser Gott „liebt“, dass er dem Menschen mit seiner Liebe zuvorkommt (vgl. 1 Joh 4,10.19). Gott wünschte die Menschwerdung des Sohnes nicht so sehr, um jemanden zu haben, der außerhalb der Dreifaltigkeit steht und ihn liebt – und das in angemessener Form! –, sondern eher, um jemanden zu haben, den er lieben kann, und zwar auf angemessene Weise, das heißt schrankenlos, maßlos!

Zu Weihnachten, wenn das Christkind kommt, erhält Gott der Vater jemanden, den er maßlos lieben kann – weil Jesus Gott und Mensch zugleich ist. Aber er liebt nicht nur Jesus, sondern auch uns zusammen mit ihm. Wir sind in dieser Liebe mit eingeschlossen, weil wir Glieder des Leibes Christi geworden sind, „Kinder Gottes im Sohn“. So heißt es nämlich im Johannes-Prolog: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,12).

Christus kam folglich „zu unserm Heil“ vom Himmel; was ihn aber dazu antrieb, zu unserer Rettung zu kommen, war die Liebe, nur die reine Liebe. Weihnachten ist der größte Erweis der „Menschenfreundlichkeit“ Gottes, wie es in der Schrift heißt (Tit 3, 4), oder wortwörtlich: „seiner Liebe zu den Menschen“. Der Evangelist, der auch den Prolog verfasste, hat diese Antwort auf das Warum der Menschwerdung ganz deutlich in der Heiligen Schrift zum Ausdruck gebracht: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16).

Wie sollten wir also auf die Botschaft von Weihnachten antworten? Das Lied Adeste fideles sagt: „Sic nos amantem quis non redamaret? – Wenn Du uns so lieb hast, wie sollten wir dich da nicht lieben?“ Man kann Weihnachten auf vielerlei Weisen feiern, aber die wahrste und tiefste Form wird uns wohl mit diesen Worten nahe gebracht. Ein aufrichtiger Gedanke der Dankbarkeit, der Ergriffenheit und der Liebe zu dem, der kam, um unter uns zu wohnen, ist das beste Geschenk, das wir dem Jesuskind machen können, die schönste Zierde für seine Krippe.

Wenn wir aufrichtig sind, sehen wir auch ein, dass sich die Liebe in konkrete Gesten zeigen muss. Die einfachste und die am meisten verbreitete ist – in sauberer und unschuldiger Absicht – der Kuss. Geben wir Jesus also einen Kuss, wie man ihn allen neugeborenen Kindern geben will. Aber begnügen wir uns nicht damit, nur eine Porzellan- oder Gipsfigur zu küssen; geben wir den Kuss einem Jesuskind aus Fleisch und Blut! Geben wir ihn einem Armen, jemanden, der leiden musst – dann wir haben Jesus selbst geküsst! In diesem Sinn einen Kuss geben will heißen, konkret zu helfen; es kann aber auch ein liebevolles Wort sein, eine Ermutigung, ein Besuch, ein Lächeln… Und manchmal – ja, warum denn nicht? – auch ein wirklicher Kuss. Das sind die prächtigsten Lichter, die wir in unserer Krippe zum Leuchten bringen können!

Die Predigt von Pfarrer Christoph Haider bei derWeihnachts-Mette 2006:

Die Feier der Geburt Christi regt mich diesmal an, über die Gottesfrage nachzudenken. Mehr als in vergangenen Jahrzehnten standen im öffentlichen Gespräch des heurigen Jahres religiöse Fragen im Raum. Man redete und schrieb wieder über Religion, nicht nur über kirchenpolitische Themen wie vielleicht vor zehn Jahren. Es war wieder die Gottesfrage, die sich auch im nichtreligiösen öffentlichen Bereich öfters stellte. Wenn es wahr ist, wie uns die Meinungsforscher sagen, dass Religion ein Phänomen ist, mit dem zunehmend zu rechnen ist, dann ist die Frage aktuell: welche Religion und welcher Gott?

Wir Christen haben darauf eine ganz einfache Antwort: Unsere Religion ist der Glaube „an Gott, den Vater, den Allmächtigen“. Dies ist der erste Satz des Glaubensbekenntnisses, das wir bei unseren Gottesdiensten beten. Dieses Bekenntnis fasst seit dem Konzil von Nizäa, seit beinahe 1700 Jahren, den Kern des christlichen Gottesglaubens zusammen. Dieses Credo verbindet uns mit allen Katholiken weltweit, aber auch zu 99 Prozent mit den Christen aller anderen Konfessionen. In dieser heiligen Nacht soll uns – wie gesagt- der erste Satz des Credo zur Betrachtung genügen. Zwei Eigenschaften werden Gott hier zugeschrieben. Er ist „der Allmächtige“ und er ist „der Vater“. Dass Gott allmächtig ist, glauben auch Juden und Moslems mit uns. Heutzutage verwendet man wieder gern das lateinische Wort Transzendenz. Die Bezeichnung „der Allmächtige“ will die absolute Transzendenz Gottes zum Ausdruck bringen. Gott ist kein weißbärtiger Weihnachtsmann oder ein Ersatz-Opa, er ist der Anfang von allem Sein. Ohne ihn und außerhalb von ihm existiert gar nichts. Er ist Ursprung, Urheber und Ursache, dass es überhaupt etwas außer ihm und auch uns gibt. Der Mensch ist vor dem Allmächtigen wie eine Sternschnuppe im Weltall, wie ein Nichts.

Nun aber wird im christlichen Glaubensbekenntnis, und das macht die christliche Religion erst richtig aus, der allmächtige Gott mit dem familiären Ausdruck Vater verbunden. Damit nimmt der erste Satz des Glaubensbekenntnisses bereits voraus, was dann im zweiten Kapitel entfaltet wird: Die Botschaft vom Sohn Gottes, der zwar ewig wie der Vater ist, aber als Mensch uns Gott erst so richtig offenbart hat. Wenn Gott mit einem derart familiären Wort wie Vater von seiner absoluten Transzendenz in unsere menschliche Nähe gerückt wird, dann bekommt Religion eine neue Note, dann wird der ferne Gott plötzlich nahe, der Unsichtbare sichtbar. Woran erkennen wir denn konkret, dass und wie Gott Vater ist? Wir erkennen es am Gesicht dieses Kindes, dessen Geburtsfest wir heute feiern. Damit sind wir im Kern des christlichen Gottesglaubens angelangt: Wir glauben an den Gott mit dem menschlichen Angesicht. Wir wissen will, wer Gott ist, muss sich diesem Kind in der Krippe zuwenden. In diesem Gesicht spiegelt sich das Antlitz Gottes. Damit aber erhält in der christlichen Religion auch der Mensch einen neuen Wert. Sind wir vor dem allmächtigen Gott an und für sich nichts, so werden wir durch dieses Gotteskind selber kostbar und wertvoll in den Augen Gottes. Durch den Gottessohn sind auch wir Töchter, Söhne, Kinder Gottes geworden. Die Frage der Menschenwürde ist aufs engste gekoppelt mit der Gottesfrage.

Der Lebensweg dieses Kindes in der Krippe zeigt uns noch eine andere Facette am Wesen Gottes. Gott setzt seine Allmacht nicht von außen ein, indem er die Welt von oben herab in Atem hält. Von unten und von innen her, als Mensch unter den Menschen, lässt Jesus uns sehen, dass Gott die Liebe ist. „Gott zwingt den Menschen nicht, er will, dass wir ihm in Freiheit und Liebe dienen.“ (M. Julia Verhaeghe)

Welche Religion und welcher Gott? Auf diese Frage geben wir die Antwort: Wir glauben an den Gott mit dem menschlichen Angesicht: Die leuchtenden Kinderaugen in der Krippe, das leidende Antlitz am Kreuz und der strahlende Blick des auferstandenen Christus sind unser Anhaltspunkt im Dialog der Religionen und in der Frage nach Gott. Amen.



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