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KIRCHE IN NOT – Schule der Liebe

13. Jänner 2007 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Wie aus Werenfried van Straaten der "Speckpater" wurde - Von Michael Ragg.


Königstein (www.kath.net/KiN)
„Ich möchte gerne den Speckpater sprechen.“ – „Der ist im Schweinestall.“„Aber ich kenne ihn nicht.“ „Er hat ein Birett auf.“ Dieser Dialog soll sich zwischen einem holländischen Journalisten und dem Pförtner der belgischen Prämonstratenser-Abtei Tongerlo ereignet haben, zu der Pater Werenfried van Straaten gehörte. Damals schon, Anfang der Fünfzigerjahre, war der „Speckpater“ ein Markenzeichen, mit dem viele mehr verband als das milde Wohlwollen, das gute Menschen wohltätigen Organisationen gewöhnlich entgegenbringen.

Das Geheimnis seiner anhaltenden Wirkung auf Menschen jeden Alters und jeder Nationalität wurde schon 1948 deutlich, als die von ihm selbst so genannte „große Speckschlacht“ begann. Erschüttert war Pater Werenfried von einer Reise nach Deutschland wiedergekommen, wo er die Not der vertriebenen und oft obdachlosen Deutschen gesehen hatte.

„Hundert Kilometer ostwärts liegt eine Stadt in Trümmern“, schrieb er damals im Weihnachtsartikel der Abtei-Zeitschrift. „Es ist fast nichts mehr übrig, als ein riesenhafter Bunker ... Die übriggebliebenen, völlig verarmten Menschen der Stadt hausen in diesem einzigen Bunker. Tausende hocken im pestigen Gestank zusammen. Jede Familie, soweit man noch von Familie sprechen darf, liegt zusammengepfercht auf einigen wenigen Quadratmetern Beton. Es gibt weder Feuer noch Wärme, es sei denn die Wärme anderer Körper, an die man sich festklammert ... und Christus will auch in diesen Menschen mit Seiner Reinheit, Seiner Nächstenliebe und Güte leben. Die Hirten beteten Christus an in einem Stall, aber diese Leute haben nicht einmal einen Stall. Nach menschlichem Ermessen kann Christus dort nicht leben, weil kein Platz für Ihn da ist.“

Dass da ein Priester auf die Not von Flüchtlingen aufmerksam machte, war an sich nichts Besonderes. Dass dieser Priester aber drei Jahre nach dem Ende eines grausamen Krieges die Nächstenliebe zu den besiegten Deutschen ausgerechnet bei Niederländern und Belgiern einforderte und sich nicht scheute, Frauen um Hilfe zu bitten, die Ihren Mann oder Sohn im Krieg verloren hatten, das war ein unerhörter Vorgang, der bei manchen Empörung auslöste.

Doch Werenfried ließ sich nicht beirren: „Die Nächstenliebe liegt nicht in schönen Worten“, schrieb er im Februar 1948. „Sie fordert Taten und Opfer. Sie fordert ein Stück von uns selbst. Sie fordert unsere persönliche Stellungnahme zu den Hungernden, den Nackten, den Kranken, den Gefangenen und allen anderen, unter denen sich Christus selbst verbirgt ... Die Nächstenliebe fordert also, dass wir Christus auch in denen erkennen und trösten wollen, die durch die Schuld gewissenloser Kriegshetzer zwar eine feindliche Uniform trugen, aber dennoch unsere Brüder blieben, weil Christus sie berufen hat, Kinder desselben himmlischen Vaters zu sein. Diese Ärmsten unserer Brüder sind in größter Not ... Wer an so viel Leid achtlos vorübergeht, darf sich nicht mehr Christ nennen.“

„Da kommt der ‚Speckpater’!“

Solche Ansprachen blieben nicht ohne Wirkung. Einige Priester luden den Ordensmann ein, in ihrer Gemeinde über die Not der Deutschen zu predigen. Eines Nachmittags sprach er so vor einem Kreis von hundertfünfzig Bäuerinnen. Als er geendet hatte, weinten viele von ihnen vor Erbarmen mit dem Schicksal der schwergeprüften ehemaligen Feinde. Jetzt war eigentlich die Kollekte an der Reihe, aber plötzlich kam Pater Werenfried eine andere Idee: „Ich schlug vor, jede der Anwesenden sollte ein nicht zu klein bemessenes Stück Speck aus dem Kamin holen und es in den nächsten Tagen im Pfarrhaus abliefern. Am Ende der Woche würde ich dann mit einem Auto den Speck abholen. Alle waren einverstanden, und damit hatte die Speckschlacht begonnen.“

Achtundzwanzig Zentner Speck bekam der wortgewaltige Pater allein in dieser Pfarrei. Bald gab es keine Woche mehr, in der er nicht mehrmals auf Kaffee-Festen der Bäuerinnen sprach. Mit bloßen Füßen arbeiteten sich die Novizen von Tongerlo durch den Speckberg hindurch und schnitten Zwei-Pfund-Pakete für den Versand nach Deutschland zurecht. Vor einer Großkundgebung rief eine Bauersfrau: „Da kommt der ‚Speckpater’!“

Eine katholische Zeitung brachte diesen Ehrentitel als fette Schlagzeile. Pater Werenfrieds Organisation, die „Ostpriesterhilfe“, war damit plötzlich populär geworden.

Später wurde die dann „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe“ genannte Hilfsaktion ein Werk päpstlichen Rechts und nahm sich der verfolgten oder durch andere Notlagen behinderten Kirche in aller Welt an. Heute finanziert das Werk seelsorgliche Vorhaben von Bischöfen, Missionaren und Ordensfrauen in mehr als 140 Ländern, allein sechzigtausend Menschen spenden jedes Jahr in Deutschland. Zum sechzigjährigen Jubiläum tritt es nur noch als KIRCHE IN NOT in Erscheinung, um seine weltweite Dimension zu unterstreichen.

„Auch ohne Ring will ich die Treue halten“

Dass viele dem Werk des Prämonstratensers auch nach seinem Tod im Januar 2003 treu geblieben sind, hat mit dem zu tun, was Pater Werenfried schon in der „Speckschlacht“ von 1948 ausgezeichnet hat - seine Fähigkeit, das Beste im Menschen wachzurufen, die Selbstverleugnung, das Erbarmen mit Feinden und Fremden.

Der frühere Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Eggert, schrieb einmal, dass KIRCHE IN NOT mit großem Erfolg die Formung barmherziger Menschen in die Hand genommen habe. Das Werk Pater Werenfrieds erweist auf diese Weise nicht nur den Empfängern von Spenden einen Dienst, sondern auch den Spendern selbst. Unzählige haben, wie Pater Werenfried einmal schrieb, „in der Ostpriesterhilfe wie in einer Schule der Liebe das Wesen des Christentums entdeckt und leben gelernt“. Vielleicht liegt es daran, dass KIRCHE IN NOT kontinuierlich wächst und auch in Deutschland jedes Jahr mehr als fünftausend neue Spender, im Werk „Wohltäter“ genannt, hinzugewinnt.

Werenfried van Straatens unaufhörlicher Einsatz für Menschenwürde und Versöhnung steckt an. Der Brief einer sudetendeutschen Flüchtlingsfrau illustriert das: „Schon seit zwei Jahren bekomme ich von unserem Pfarrer einen Teil der Liebesgaben, die er regelmäßig aus Belgien empfängt. Es hat angefangen mit Speck, und gestern bekam ich sogar ein Paar wunderschöne Schuhe. Obwohl ich durch die Vertreibung arm geworden und wegen Krankheit nicht in der Lage bin zu arbeiten, glaube ich, dass es meine Pflicht ist, auch meinerseits etwas zu opfern. So habe ich meinen Ehering vom Finger gezogen, den ich beifüge. Helfen Sie damit den Tschechen, die uns vertrieben haben, wie Sie uns helfen, obwohl Ihr Volk schwer unter den Deutschen gelitten hat. Mein Mann ist 1946 in Troppau verhungert. Auch ohne Ring will ich ihm die Treue halten und alle Schwierigkeiten zur Ehre Gottes tragen.“

Auch über seinen Tod hinaus mahnt Pater Werenfried die satten Christen des Westens, ihre Berufungzur Heiligkeit neu zu entdecken: „Wir sind persönlich verantwortlich für das Stück Gottesreich, das wir selbst darstellen. Erst wenn Christus die einzige Richtschnur unseres Handelns ist, wenn seine Liebe zu Gott und zu den Menschen unwiderstehlich durch uns hindurch nach außen bricht, wenn Hirten und Könige, Machthaber und Unterdrückte staunend vor Freude die Knie beugen, weil sie in uns den Erlöser entdecken, erst dann ist Christus in dieser Zeit und in uns geboren und kann Friede auf Erden sein.“

Der Autor ist Pressesprecher von KIRCHE IN NOT Deutschland. Das Buch von Pater Werenfried „Sie nennen mich Speckpater“ über die Anfänge seines Hilfswerks ist kostenlos erhältlich bei: KIRCHE IN NOT, Telefon: 0 89 / 7 60 70 55, Fax: 0 89 / 7 69 62 62, [email protected], www.kirche-in-not.de.

Am 4. Februar zelebriert Joachim Kardinal Meisner zum Gedenken an Pater Werenfried und zur feierlichen Eröffnung des Jubiläumsjahres um 10 Uhr eine Heilige Messe im Kölner Dom. Auf einer anschließenden Festveranstaltung sprechen neben anderen Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos und der Erzbischof von Galiläa/Israel, Elias Chakour. Mehr dazu unter www.kirche-in-not.de.



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