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Der Wahrheitsgehalt der Evangelien

21. Jänner 2007 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Kommentar von P. Raniero Cantalamessa zum Evangelium des dritten Sonntags im Jahreskreis (Lesejahr C).


Rom (www.kath.net / zenit) Die vier Evangelien sind nach Worten des Kapuzinerpaters Raniero Cantalamessa zwar „keine historischen Bücher im modernen Sinn einer weitestgehend distanzierten und neutralen Schilderung von Geschehnissen“, sie überlieferten uns aber dennoch den substantiellen Inhalt des Lebens und der Lehre Jesu. Der Prediger des Päpstlichen Hauses nimmt die Lesungen des bevorstehenden Sonntags (Neh 8,2-4a.5-6.8-10; 1 Kor 12,12-31a; Lk 1,1-4; 4,14-21) zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen.

Sind die Evangelien historische Berichte?

Bevor er die Erzählung über das Leben Jesu beginnt, erklärt der Evangelist Lukas die Kriterien, von denen er sich leiten lässt. Er versichert, dass er von Tatsachen berichtet, die Augenzeugen bestätigt hätten und die von ihm selbst „sorgfältig“ recherchiert worden seien, damit sich der Leser von der Zuverlässigkeit der im Evangelium enthaltenen Lehren überzeugen kann.

Dies bietet uns die Gelegenheit, uns mit dem Problem der Geschichtlichkeit der Evangelien auseinanderzusetzen. Bis vor wenigen Jahrhunderten gab es unter den Menschen keinen Sinn für Kritik. Man hielt alles, was erzählt wurde, für ein historisches Ereignis.

In den letzten zwei oder drei Jahrhunderten entstand der historische Sinn: Ehe man zur Überzeugung gelangte, dass vergangene Geschehnisse echt seien, wurden sie einer aufmerksamen kritischen Untersuchung unterzogen wird, um sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen. Dieser Anspruch wurde auch auf die Evangelien angewandt. Fassen wir die verschiedenen Etappen zusammen, die das Leben und die Lehre Jesu durchlaufen haben, ehe sie uns erreicht haben.

Phase 1, das irdische Leben Jesu

Jesus hat nichts geschrieben, aber in seiner Predigt benutzte er einige allgemeine Einsichten der antiken Kulturen, die es sehr erleichterten, einen Text im Gedächtnis zu behalten: kurze Sätze, Parallelismen und Antithesen, rhythmische Wiederholungen, Bilder, Gleichnisse…

Denken wir an Sätze des Evangeliums wie: „Die Ersten werden die Letzten sein, und die Letzten die Ersten“; „Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit… Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal“ (Mt 7,13-14). Der heutige Mensch tut sich schwer, Sätze wie diese vergessen, wenn sie sie erst einmal gehört haben.

Die Tatsache also, dass Jesus die Evangelien nicht selbst geschrieben hat, bedeutet nicht, dass die in ihnen überlieferten Worte nicht die seinen wären. Da die Menschen der Antike die Worte nicht auf Papier drucken konnten, prägten sie sie sich im Geist ein.

Phase 2, die mündliche Predigt der Apostel

Nach der Auferstehung begannen die Apostel sofort damit, allen Menschen das Leben und die Worte Christi zu verkünden. Dabei achteten sie auf die Bedürfnisse und die Umstände der verschiedenen Zuhörer. Ihr Ziel war es nicht, Geschichten zu erzählen, sondern den Menschen zum Glauben zu führen.

Mit dem klareren Verständnis, dass sie nunmehr hatten, waren sie fähig, den anderen das zu übermitteln, was Jesus gesagt und getan hatte, indem sie es an die Bedürfnisse derer anglichen, an die sich wandten.

Phase 3, die geschriebenen Evangelien

Ungefähr dreißig Jahre nach dem Tod Jesu begannen einige Autoren, diese Predigt, die auf mündlichem Weg zu ihnen gelangt war, schriftlich festzuhalten. So entstanden die vier Evangelien, die wir kennen. Aus den vielen Dingen, die ihnen überliefert worden waren, wählten die Evangelisten einige aus; andere fassten sie zusammen, wieder andere erklärten sie, um sie den Bedürfnissen des Augenblicks der Gemeinden, für die sie schrieben, anzupassen.

Das Bedürfnis, die Worte Jesu den neuen und unterschiedlichen Anforderungen anzupassen, nahm Einfluss auf die Ordnung, in der die Geschehnisse in den vier Evangelien erzählt sind, sowie auf die verschiedene Färbung und Gewichtung. Es veränderte aber nicht ihre fundamentale Wahrheit. Dass die Evangelisten ihren Möglichkeiten jener Zeit nach eine historische und nicht nur um Erbauung bemühte Sorge hegten, beweist die Genauigkeit, mit der sie die Ereignisse um Jesus herum in Zeit und Raum situieren. Wenig weiter im Text liefert uns Lukas die politischen und geographischen Koordinaten des Anfangs des öffentlichen Wirkens Jesu (vgl. Lk 3,1-2).

Um es zusammenzufassen: Die Evangelien sind keine historischen Bücher im modernen Sinn einer weitestgehend distanzierten und neutralen Schilderung von Geschehnissen. Sie sind aber in dem Sinn historisch, dass sie uns nachdenkend den substantiellen Inhalt der Ereignisse übermitteln.

Das überzeugendste Argument aber zugunsten der fundamentalen historischen Wahrheit der Evangelien besteht darin, dass wir immer wieder in uns selbst erfahren, wie uns ein Wort Christi in der Tiefe unseres Herzens anspricht. Welches andere Wort, sei es nun ein altes oder ein neues, hat jemals eine derartige Macht besessen?

[ZENIT-Übersetzung des italienischen Originals]



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