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TV-Star Katja Giammona: ,Die katholische Kirche ist mein Hafen‘

31. Mai 2007 in Interview, keine Lesermeinung
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Interview mit der 31-jährigen Schauspielerin, die einen außergewöhnlichen Weg zum katholischen Glauben hatte (2. Teil).


München (www.kath.net / KIN) Die 31-jährige Wahlberlinerin Katja Giammona ist in diesem Jahr einem Millionenpublikum durch ihre Hauptrolle im ARD-Film „Eine Liebe in Kuba“ oder ihre Rolle als Pia Lombardi in der ZDF-Serie „Unser Charly“ bekannt geworden. Im Gespräch mit Michael Ragg schildert sie von ihren außergewöhnlichen Erlebnissen auf ihrem Weg zum Glauben. Wir publizieren den zweiten Teil des Interviews mit Katja Giammona.

Sie waren aber nicht nur mit dem Glauben beschäftigt, sondern auch mit Ihrer Karriere als Schauspielerin. Wie ist eigentlich Ihr Wunsch, Schauspielerin zu werden, in Ihrer Familie aufgenommen worden?

Katja Giammona: Von klein auf wollte ich Schauspielerin oder Popstar werden, ich wollte irgendwie auf die Bühne. Ich habe immer eigene Rollen und Stücke geschrieben. Mein Vater hat immer erzählt, das hätte ich von meiner Großmutter und Urgroßmutter. Das hatte ich schon im Blut. Als Zeuge-Jehova-Kind war das natürlich kein Thema. Aber später fand das mein Vater eigentlich ganz gut. Pflichtgemäß hat er mir zwar geraten, einen „normalen“ Beruf zu erlernen, aber insgeheim fand er es toll, dass ich es wage. Als Tänzerin bin ich sogar Disco-Queen geworden. Mein Vater war ganz stolz, als ich zur Disco-Queen von Niedersachsen gekürt worden bin.

Dann haben Sie nicht erst für alle Fälle einen Brotberuf erlernt, sondern ganz auf die Schauspielerei gesetzt?

Ja, das hat sich in der Schwangerschaft ergeben. Ohne mein Kind wäre ich auch nicht diesen Weg gegangen. Damals habe ich mir gesagt: Alle haben mich aufgegeben, jetzt habe ich alles verloren, jetzt habe ich gar nichts mehr. Gut, dann bin ich halt verloren, dann habe ich nichts mehr zu verlieren. Jetzt wage ich es!

Und Sie hatten auch das Gefühl, dass das nicht nur so eine Neigung ist, sondern dass das irgendwie auch mit Gott zu tun hat, dass er Sie zu etwas ganz Besonderem berufen will?

Ja, und ich dachte, am besten kann ich für Gott etwas Großes tun, wenn ich bekannt oder berühmt bin. Ich hatte auch einen Missionsdrang. Ich wollte den Menschen den liebenden Gott verkünden und bezeugen. Und ich dachte, das ist nun der Weg, wie ich Ihn berühmt machen kann. Viel später dann, in Medjugorje, habe ich erkannt, wer ein wirklicher Star ist: ein durch und durch heiliger Mensch.

Wie sahen Ihre ersten Schritte in die Schauspielerei hinein aus?

Nach der Geburt meiner Tochter habe ich mit Schauspielunterricht angefangen. Und irgendwann hatte ich dann Fotos und einen kleinen Lebenslauf und habe mich bei den Bavaria Filmstudios beworben. Es war sehr schwer, überhaupt irgendwo hinein zu kommen, weil ich keine Agentur hatte und keine Filme nachweisen konnte. Doch sehr bald bekam ich einen Anruf, dass ich von einem Regisseur entdeckt worden sei, der mich in seiner RTL-Produktion haben wollte, in einem Spielfilm.

In Deutschland gibt es die große Diskussion, entweder Kinder oder Karriere. Als Sie schwanger waren, wurde sicherlich auch gesagt, wenn Sie das Kind bekommen wollen, können Sie die Karriere vergessen. Haben Sie sich solche Gedanken gemacht?

Nein, die Gedanken habe ich gar nicht zugelassen. Man wollte mir das einreden. Ich habe daran geglaubt, dass ich das schaffe, wenn Gott es will. Mit Gott kann man alles, daran hatte ich keine Zweifel. Ich wusste, ich schaffe das! Und gerade mit einem Kind fühlte ich mich stärker.

Wie schaffen Sie es als alleinerziehende Mutter, Beruf und Sorge um die Tochter unter einen Hut zu bringen?

Wenn ich einen Film drehe, dann ist meine Tochter meistens in der Schule oder jemand passt auf sie auf. Es ist nicht so, dass ich viel fehle. Wenn ein Fernseh-Spielfilm gemacht wird, dann bin ich maximal einen Monat weg. Und dann kann immer jemand einspringen, etwa die Großeltern oder der Vater. Sie ist ja ohnehin auch zeitweise bei ihm. Als ich während den Schulferien in der Türkei und auf Griechenland gedreht habe, ist sie zu mir nach Athen geflogen. Jetzt, wo ich in der Serie „Unser Charly“ mitspiele, die an meinem Wohnort Berlin gedreht wird, ist es sowieso einfacher geworden.

Sie haben ja schon sehr früh gute Rollen bekommen, zum Beispiel im „Tatort“, oder in den Serien „Edel und Starck“und „Berlin, Berlin“. Wie hat sich die Schauspiel-Karriere auf Ihren Lebensstil ausgewirkt?

Auf diesem Weg habe ich ein bisschen über die Stränge geschlagen und habe auch Gott vergessen. Ich habe viel erlebt, hatte Spaß, war natürlich auch auf dem Filmfest von Cannes, bin einfach zum Shoppen nach Italien geflogen, ließ mich von diesem Glamour verzaubern und habe all das Schöne genossen, das Essen, la Dolce Vita. Da war ich mittendrin. Ich habe vor lauter Aktivität, vor lauter Spaß und Feiern, aufgehört, die Verbindung zu Gott verloren.

Sie haben aber den Glauben wieder gefunden und sich der katholischen Kirche wieder angenähert. Was hat sich dann in Ihrem Leben verändert?

Auf der Wallfahrt nach Medjugorje habe ich bemerkt, dass ich in all dem Glanz und Glamour doch auf eine Art und Weise alleine war. Auch ich selbst war Anderen nicht unbedingt die beste Freundin. Meine Beziehungen waren sehr oberflächlich, Konsum und Feiern beherrschten mein Leben. Nach meiner Pilgerreise habe ich bemerkt, dass zum Leben mehr gehört, es wuchs eine innere Sehnsucht nach Tiefe und nach Menschen, die genauso gottgläubig sind wie ich. In meiner Umgebung war ich fast die einzige, die über Gott gesprochen hat. Und so habe ich dann zum katholischen Glauben gefunden, zu Christen, die auch brennende, bekennende Christen sind. Das hat mich dann erfüllt und es war sehr schön, einfach offen über diese Erfahrungen reden zu können.

Hat auch ihr Umfeld die „neue Katja“ bemerkt?

Ja, das hat vor allem meine Tochter bemerkt. Irgendwann hat sie zu ihren Freundinnen gesagt: „Wollt ihr auch eine liebe Mama haben, dann geht mit ihr in die Kirche.“ Ich wurde ruhiger, liebevoller, aufmerksamer, war nicht mehr so hektisch und nahm mir auch mehr Zeit für meine Tochter. Nach diesem Wandel habe ich mir zuerst einmal ein paar Monate Auszeit für Stille, Kontemplation und Gebet genommen. Danach habe ich mich von vielen Menschen verabschiedet, die einfach nur zum Feiern da waren. Ich bin meinen eigenen Weg gegangen, mit einer gewissen Distanz zu meinem bisherigen Umfeld. Ich habe neue Menschen kennen gelernt, auch neue Arbeitskollegen, und so hat mich der Heilige Geist allmählich zum „neuen Menschen“ gemacht. Meine Prioritäten haben sich verschoben. Es geht mir nicht mehr darum, das Neueste vom Neuesten zu haben oder das Schönste vom Schönsten. Natürlich bin ich nicht abgeneigt, schöne Kleider oder schöne Schuhe zu tragen. Aber meine Existenz hängt nicht mehr davon ab. Viele dieser Äußerlichkeiten sind verschwunden.

Jetzt wird mancher sagen, die Katja hat so ein farbiges Leben gehabt, alles, was man sich so erträumt: Jet-Set, das pralle Leben. Und die wird jetzt auf einmal katholisch. Ist da nicht die ganze Farbe aus ihrem Leben entschwunden?

Nein, gar nicht! Katjas Leben ist immer farbig. Auch wenn ich in die Kirche gehe und religiöse Menschen kennen lerne - das sind genauso Menschen, wie alle anderen auch. Es gibt auch schwache Menschen in der Kirche, aber es gibt auch starke. Nur weil man gläubig und Christ ist, muss man nicht sagen, ich steige jetzt in kein Flugzeug mehr, oder ich meide es, ein Glas Rotwein zu trinken, weil es zuviel Genuss ist. Die schönen Dinge des Lebens bleiben, durch den Glauben kann ich sie sogar tiefer, dankbarer und freudiger genießen.

Als gläubige Katholikin gehen Sie auch zur Heiligen Messe. Was bringt Ihnen das?

Vor meiner Taufe hatte ich ja nicht an der katholischen Messe teilgenommen. Ich wusste nicht, was das Wort „Sakrament“ bedeutet. Den Begriff „Katechismus“ konnte ich bis vor kurzem nicht einmal aussprechen. Nachdem ich von der Wallfahrt nach Hause zurückgekehrt war und mich zurückgezogen hatte, bemerkte ich bei Gottesdiensten, dass ich Schmerzen bekam, wenn einige Frauen und Männer die Kommunion empfangen haben. Für mich war klar, dass die das nicht dürfen, ich konnte aber nicht erklären, warum. Auf einem Kongress habe ich einem Priester von den Legionären Christi von diesen Begebenheiten erzählt. Er hat mich beruhigt und gesagt, da sei der Heilige Geist in mir am Werk, denn diese Menschen durften die Kommunion nicht empfangen, denn sie waren keine Christen sondern gehörten zu einem ganz anderen Glauben. Der Priester fragte mich, ob ich den Katechismus kenne und riet mir, einen zu kaufen. Das habe ich dann auch gemacht. Das waren meine ersten Schritte zu den Sakramenten.

Lesen Sie wirklich in diesem dickleibigen Werk, das den Schatz der Kirche aus zweitausend Jahren enthält?

Man muss den Katechismus lesen! Ich bin ja schon richtig zur Detektivin geworden - mit Lupe! Ich lese auch die Enzykliken des Papstes. Da geht es um Jesus! Wie will man sonst wissen, was katholisch ist, bei so vielen Irrlehren in unserer Zeit?! In den Lehrschreiben geht es um die Kirche und diese ist doch immerhin der mystische Leib Jesu Christi. Im Katechismus habe ich den Glauben wieder gefunden. Darin habe ich entdeckt, dass die katholische Kirche meine Heimat, mein Hafen ist.

Die negativen Erfahrungen mit „Kirche“ aus der Zeit als Zeugin Jehovas haben Sie nicht abgeschreckt?

Nein. Je nachdem, wo ich drehe, merken meine Kollegen, dass ich jeden Tag versuche, in die Messe zu gehen. Das war auch auf Kuba der Fall, als wir den Spielfilm „Eine Liebe auf Kuba“ aufgenommen haben. Sobald ich frei hatte und nicht mehr zu sehen war, wussten alle: „Katja ist in der Kirche.“ Das fanden alle ganz sympathisch. Einmal wurde ich gefragt, was ich in der Kirche suche und was ich von dort bekomme. Da sagte ich: „Seinen Leib und sein Blut, die Kommunion!“ Dann hat einer bemerkt: „Du bist die Erste, die das sagt. Weißt du, wenn alle Katholiken wüssten, welches Mysterium am Altar geschieht ...“ Ich fragte: Woher weißt Du das? „Ich war mal Satanist“, gab er zur Antwort. Dann hat er gesagt: „Man muss sehr gut aufpassen auf dieses Sakrament“ ...

Ist regelmäßiger Kirchgang wichtig?

Ja, natürlich, man muss jeden Tag aufstehen und wieder zu Bett gehen. Und zum Aufstehen gehört die Messe. Ich habe den Gottesdienstbesuch in meinen Lebensrhythmus integriert. Das ist mir genauso wichtig wie Atmen und Essen.

Wie ist es mit dem Beichten? Das fällt ja vielen besonders schwer. Die Beichtstühle haben sich in den vergangenen Jahrzehnten geleert - jetzt fängt es vielleicht wieder ein wenig an ....

Die Frage ist, ob es nur schwerfällt. Das kann man auch positiv sehen. Wenn es schwerfällt, heißt es, jemand beschäftigt sich mit seinem Gewissen und trachtet danach, wirklich ganz demütig vor Gott zu erscheinen. Oder es fällt schwer, weil man nachlässig ist. Das ist ein großer Unterschied.

Erfahren Kollegen am jeweiligen Dreh-Ort auch, dass Sie katholisch sind?

Nicht direkt. Wenn ich arbeite, arbeite ich, dann bete ich nicht demonstrativ den Rosenkranz. Wir reden im Kollegenkreis auch über alles Mögliche, über Italien zum Beispiel. Aber es ergeben sich natürlich Gelegenheiten. In Griechenland habe ich versucht, eine katholische Kirche zu finden, und wurde aus einer griechisch-orthodoxen Kirche mit ein bisschen Brot hinauskomplimentiert. Das merken meine Kollegen schon, wenn sie shoppen gehen und Katja auf der Suche nach einem Kloster ist. Dann kommen wir ins Gespräch. Es hat schon viele gute Gespräche gegeben. Meine Kollegen finden es toll. Sie sagen, wenn alle so wären, wie ich, würden sie auch in die Kirche gehen: „Katja, Du lebst das!“.

Besonders durch Ihren Auftritt in der ZDF-Serie „Unser Charly“ sind Sie ein bekanntes Fernsehgesicht geworden. Empfinden Sie da auch ein bisschen eine Vorbildrolle, gerade auch als Katholikin?

Ja, durchaus. Ich versuche, wirklich mit Gott in Verbindung zu bleiben, vor allem durch die Sakramente. Dann sprechen meine Werke für mich, ohne dass ich mich anstrengen muss. Man ist automatisch Vorbild, wenn man Glück hat.

Sie haben eine Biographie veröffentlicht, ein Gesprächsbuch, das heißt: „… hätte aber die Liebe nicht“. Auf Ihren Wunsch hin geht ein Euro eines Teils der Auflage an die Organisation „Mano Amiga“ („Helfende Hand“), ein anderer Teil geht an das weltweite katholische Hilfswerk KIRCHE IN NOT. Was schätzen Sie so an diesen beiden Organisationen?

Beide liegen mir am Herzen. „Mano Amiga“ hilft Kindern in Lateinamerika, damit diese auch eine Schulbildung bekommen und damit eine Zukunftsperspektive haben. Durch KIRCHE IN NOT durfte ich erfahren, in welcher Notsituation sich viele Christen befinden. Es ist so wichtig, dass man da mithilft, auch dass man die Not der Christen bekannt macht und davon berichtet. Hier müssen sich viel mehr Leute engagieren und wissen, was da passiert! Ich habe es vielen meiner Kollegen erzählt, die wussten gar nichts davon.

In Ihren Filmen geht es eigentlich immer gut aus. Glauben Sie, dass es auch mit dem Leben des einzelnen Menschen, mit dem Leben der Menschheit insgesamt ein Happy End geben wird?

Ja, wie es in der Bibel steht: Es gibt ein Happy End! Natürlich!

Foto: (c) Kirche in Not

Erster Teil des Interviews



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