Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  4. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  5. Gott behüte uns davor! Die Deutsche Bischofskonferenz will (wieder einmal) die 'Demokratie' retten.
  6. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  7. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  8. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  14. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

Dass mir die Tränen kamen und ich still neben ihm weinte...

8. August 2007 in Weltkirche, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Gedanken von Kardinal Joachim Meisner zum Tod des ehemaligen Erzbischofs von Paris, Kardinal Jean-Marie Lustiger, und über seinen letzten Gang mit Kardinal Lustiger über die Straßen dieser Welt.


Köln (www.kath.net)
Im 81. Lebensjahr ist am Sonntag, dem 5. August 2007, Jean-Marie Kardinal Lustiger, mein westlicher Kardinalsnachbar gestorben. Er war 24 Jahre Erzbischof von Paris und war mit mir in diesen Jahren eng verbunden. Es gab kein Jahr, wo wir uns nicht ein- oder zweimal begegnet sind. Zum ersten Mal besuchte Kardinal Lustiger mich in Berlin zu einem Bistumstag, bei dem er in der St.-Hedwigs-Kathedrale im damaligen Ostberlin die hl. Messe mitfeierte. Er sagte mir damals, dass dies seine Berliner Primizmesse sei, nachdem er nämlich einige Jahre als französischer Soldat in der Berliner französischen Garnison Dienst tat.

Durch unsere gemeinsame Nähe zu Papst Johannes Paul II. ergaben sich oft Begegnungen in Rom. Kardinal Lustiger war – wie ich selbst – fast bei allen Weltbischofssynoden als vom Papst berufener Bischof präsent. In den Pausen ergaben sich dann immer sehr herzliche und auch sehr theologisch tiefgehende Begegnungen. Darüber hinaus waren wir auch in verschiedenen Kongregationen und Päpstlichen Räten als Mitglieder tätig. Bei den Besuchen des Heiligen Vaters Johannes Paul II. in seiner polnischen Heimat trafen wir uns auch, da Kardinal Lustiger als Glied einer ehemals polnischen jüdischen Familie sich Polen immer verbunden fühlte.

Darüber hinaus führte mich der Weltjugendtag 1997 in Paris in eine besondere Nähe zu Kardinal Lustiger, da der nächstfolgende geplante Weltjugendtag 1999 in Köln stattfinden sollte. Wir standen von da an in einer sehr lebendigen Konsultation über Planung und Durchführung des Weltjugendtages, der dann in Köln erst 2005 stattfand und bei dem Kardinal Lustiger selbstverständlich präsent war.

Kardinal Lustiger war natürlich auch bei unserem Domjubiläum 1998 in Köln und hat dabei eine beachtliche Predigt gehalten. Im Laufe der Jahre war er immer wieder bei uns als gerngesehener Gast und als aufmerksam gehörter Verkünder des Evangeliums.

Meine letzte Begegnung mit ihm war wahrscheinlich auch die intensivste. Sie geschah in Auschwitz anlässlich des Besuches von Papst Benedikt XVI. im Mai 2006 in diesem schrecklichen Konzentrationslager. Der Papst ging mit seiner Delegation mit raschem Schritt seinem Ziel entgegen, und Kardinal Lustiger, der schon sehr von seiner Krankheit gezeichnet war, ging schleppenden Schrittes sehr weit hinter der Delegation her. Ich blieb aber stehen und wartete auf ihn und bot ihm an, dass ich ihn stützen und begleiten möchte, wenn er es wollte. Er nahm meine Begleitung sehr dankbar an, und so hakte er sich bei mir ein. Wir blieben weit hinter der päpstlichen Delegation zurück.

Während wir schweigend nebeneinander durch diese Stätte des Grauens gingen, erinnerte ich mich plötzlich, dass ja die Mutter von Kardinal Lustiger hier vor Ort ihr Leben lassen musste, und ich als Deutscher – also als Glied jenes Volkes, das dieses Unglück über das jüdische Volk gebracht hatte – wohl nicht der richtige Begleiter des jüdischen Kardinals war, sodass ich ihm die Frage stellte: „Ist dir das eigentlich lieb, dass ich dich als Deutscher begleite, oder möchtest du lieber allein deines Weges gehen?“.

Er schaute mich sehr lange an und sagte: „Ganz im Gegenteil! Ich bin dir dankbar, dass du zurückgeblieben bist, um auf mich zu warten, und dass ich mich jetzt auf dich stützen kann, um diesen für mich bitteren Weg durch das Konzentrationslager zu gehen“. Das hatte mich so tief beeindruckt, dass mir die Tränen kamen und ich still neben ihm weinte. Am Ziel dann angekommen, sagte er mir: „Seien wir beide getröstet, denn Gottes Herz ist größer als unser menschliches Tun und Denken“. Das war mein letzter Gang mit Kardinal Lustiger über die Straßen dieser Welt.

Wir werden ihn nun am Freitag zu Grabe tragen.

Foto: (c) kath.net



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Kardinäle

  1. Jüngster der neuen Kardinäle ist auch Exorzist
  2. Papst Franziskus ernennt Pro-LGBTQ-Erzbischof zum Kardinal
  3. Papst Franziskus gibt neue Kardinäle bekannt: Drei besondere Fälle
  4. Unschuldig angeklagt und verurteilt
  5. Euthanasie an Kindern 1-12 Jahre. Die Schranken fallen
  6. ‚New Ways Ministry’ begrüßt Ernennung von drei ‚LGBTQ-freundlichen’ Kardinälen
  7. Eine finstere Affäre, befeuert von Gerüchten
  8. Was für ein Desaster!
  9. Hat Kardinal Dolan auf das nächste Konklave Einfluss genommen?
  10. Kardinäle bekommen Buch „Der nächste Papst“ von George Weigel






Top-15

meist-gelesen

  1. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  2. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  3. Roma locuta - causa (non) finita?
  4. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  5. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  6. Gott behüte uns davor! Die Deutsche Bischofskonferenz will (wieder einmal) die 'Demokratie' retten.
  7. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  8. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  9. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  10. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  11. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  12. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  13. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Wacht und betet!

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz