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| Das Wort Gottes, ewiger Fels1. Juni 2008 in Spirituelles, keine Lesermeinung Kommentar von P. Raniero Cantalamessa zum neunten Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) Rom (kath.net/Zenit.org) Das auf Fels gebaute Haus, das nicht zerstört werden kann, existiere bereits, erklärt der Prediger des päpstlichen Hauses, P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., in seinem Kommentar zum kommenden Sonntag (Dt 11,18.26-28; Röm 3,21-25a.28; Mt 7,21-27). Der Kapuzinerpater meint die Kirche, die auf Jesus Christus gründet und aus lebendigen Steinen besteht, den Gläubigen. ***
Zur Zeit Jesu wussten alle, dass nur Toren ihr Haus auf Sand oder in einem Tal bauen anstatt auf dem Felsen. Nach jedem größeren Regenguss bildet sich nämlich sofort ein reißender Fluss, der die Häuser, die er auf seinem Weg vorfindet, mit sich reißt. Jesus geht von dieser Beobachtung aus, die er vielleicht selbst gemacht hat, wenn er das heutige Gleichnis von den beiden Häusern vorträgt, das wie ein doppelgesichtiges Gleichnis ist. Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. In vollkommener Symmetrie, wobei nur wenige Worte geändert werden, stellt Jesus dieselbe Szene auch negativ dar: Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. Sein Haus auf Sand zu bauen will heißen, seine Hoffnungen, seine Sicherheiten auf instabile und vom Zufall abhängige Dinge zu setzen, die dem Ansturm der Zeit und den Schicksalsfällen des Lebens nicht standhalten. So etwas ist das Geld, der Erfolg und auch die Gesundheit. Die Erfahrung führt uns das jeden Tag neu vor Augen: Es genügt ein Nichts ein kleines Blutgerinsel, sagte der Philosoph Pascal , um alles zum Einsturz zu bringen. Das Haus auf Fels zu bauen will dagegen sagen, sein Leben und seine Hoffnungen für das einzusetzen, was die Räuber nicht stehlen und die Käfer nicht zerfressen können; für das, was nicht vergeht. Himmel und Erde werden vergehen, sagt Jesus, aber meine Worte werden nicht vergehen. Das Haus auf Fels zu bauen bedeutet schlicht, auf Gott zu bauen. Er ist der Fels. Der Fels ist in der Bibel eines der bevorzugten Symbole für Gott: Unser Gott ist ein ewiger Fels (Jes 26,4); Er heißt: der Fels. Vollkommen ist, was er tut; denn alle seine Wege sind recht. Er ist ein unbeirrbar treuer Gott, er ist gerecht und gerade (Dt 32,4). Das auf Fels gebaute Haus existiert also schon. Es geht nur darum, einzutreten! Es ist die Kirche. Natürlich nicht die aus Ziegelsteinen, sondern jene, die aus lebendigen Steinen erbaut ist, ais den Gläubigen und errichtet auf dem Eckstein, der Jesus Christus ist. Das Haus auf dem Felsen ist jenes, das Jesus im Sinn hatte, als er zu Simon sagte: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen (Mt 16,18). Sein Leben auf Fels zu bauen bedeutet also, in der Kirche zu leben, das heißt nicht draußen zu bleiben und dabei die ganze Zeit über den Finger auf das zu richten, was vielleicht die mangelnde Konsequenz und die Fehler der Männer und Frauen der Kirche sind. Vor der Sintflut wurden nur wenige Seelen gerettet jene, die gemeinsam mit Noah in die Arche gegangen waren. Vor der Sintflut der Zeit, die alles verschlingt, retten sich nur jene, die in die neue Arche eintreten, die die Kirche ist (vgl. 1 Petr 3,20). Das will nicht besagen, dass all jene, die draußen bleiben, nicht gerettet werden könnten. Es gibt ja auch eine anders geartete Zugehörigkeit zur Kirche, die nur Gott bekannt ist, sagt das Zweite Vatikanische Konzil. Gemeint sind alle, die Christus nicht kennen und nach den Geboten ihres Gewissens handeln. Das Thema des Wortes Gottes, das im Mittelpunkt der Lesungen dieses Sonntags steht und von dem im Oktober die Bischofssynode handeln wird, lädt mich zu einer praktischer Anwendung ein: Gott hat sich des Wortes bedient, um uns das Leben zu vermitteln und die Wahrheit zu offenbaren. Wir Menschen benutzen das Wort oft, um zu töten und die Wahrheit zu verbergen! In der Einleitung zu seinem berühmten Verzeichnis wichtiger Werke und Persönlichkeiten erzählt Valentino Bompiani folgende Episode. Im Juli 1938 fand in Berlin der internationale Verlegerkongress statt, an dem auch er teilnahm. Der Krieg lag schon in der Luft, und die nationalsozialistische Regierung erwies sich als meisterhafter Manipulierer der Worte, zu Propagandazwecken. Am vorletzten Tag lud Joseph Goebbels, Propagandaminister der III. Reichs, die Kongressteilnehmer in das Parlament ein. Die Delegierten der verschiedenen Länder wurden um ein Grußwort gebeten. Als ein schwedischer Verleger stieg, als er an die Reihe kam, auf das Pult und sagte mit ernster Stimme: O Gott, ich muss eine Rede auf Deutsch halten. Ich habe weder ein Wörterbuch noch eine Grammatik, und ich verliere mich in den Genera der Worte. Ich weiß nicht, ob Freundschaft Femininum ist und Hass Maskulinum beziehungsweise ob die Ehre, die Redlichkeit, der Friede Neutra sind. O Gott, nimm dir deine Worte, und lass uns unsere Menschlichkeit. Vielleicht wird es uns gelingen, einander zu verstehen und uns zu retten. Auf diese Worte folgte tosender Applaus, während Goebbels, der die Anspielung verstanden hatte, zornig aus dem Saal ging. Auf die Frage, was das Dringlichste sei, um die Welt zu retten, antwortete ein chinesischer Kaiser ohne Zögern: Die Worte reformieren! Was er meinte, ist: Den Worten ihre wahre Bedeutung zurückzugeben. Er hatte Recht. Es gibt Worte, die ihrer ursprünglichen Bedeutung allmählich vollkommen entleert und mit einer gegensätzlichen Bedeutung angefüllt werden. Ihre Verwendung kann nur mörderisch sein. Es ist, als würde man auf eine Flasche Arsen die Etikette Erfrischendes Verdauungsmittel kleben: Jemand wird vergiftet werden. Die Staaten haben sich strenge Gesetze gegen jene auferlegt, die Geld fälschen, niemand aber gegen jene, die die Worte verfälschen. Keinem Wort ist das zugestoßen, was dem armen Wort Liebe passiert ist. Ein Mann vergewaltigt eine Frau und entschuldigt sich damit, dass er es aus Liebe getan hat. Der Ausdruck Liebe machen steht oft für den vulgärsten egoistischen Akt, bei dem ein jeder nur an seine eigene Befriedigung denkt, den anderen völlig ignoriert und ihn so zu einem bloßen Objekt macht. Sich Gedanken über das Wort Gottes zu machen, kann uns, wie wir sehen, auch helfen, die menschlichen Worte zu reformieren und sie der Leere zu entreißen. Ihnen hat der Artikel gefallen? 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