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Ja zum anderen sagen heißt auch Nein sagen zu sich selbst

31. August 2008 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Kommentar zum Evangelium des XXII. Sonntags im Jahreskreis von P. Cantalamessa OFM Cap.


Rom (www.kath.net/ Zenit)
Die Selbstverleugnung, die Jesus Christus im Evangelium des XXII. Sonntags von seinen Jüngern fordert, bedeutet wahres Leben. Wer sich dazu durchringt, Nein zu sich selbst zu sagen, macht einen großen Schritt auf das Schöne und die Freude zu.

Der Prediger des päpstlichen Hauses, P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., verdeutlicht in seinem Evangeliumskommentar außerdem, dass diese Selbstverleugnung nicht abgehoben ist und nur auf das ewige Leben abzielt, sondern sehr viel mit dem realen Leben und den zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat.
***
Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst

Im Evangelium dieses Sonntags hören wir, wie Jesus sagt: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“

Was heißt das, „sich selbst verleugnen“? Und zunächst noch: Warum sollte man sich selbst verleugnen?

Wir kennen die Entrüstung, die diese Forderung des Evangeliums im Philosophen Nietzsche hervorrief. Ich möchte deshalb mit einem Beispiel beginnen: Während der nationalsozialistischen Verfolgungen fuhren aus allen Teilen Europas viele Züge voller Juden zu den Vernichtungslagern. Mit dem falschen Versprechen, zu ihrem Wohl an „bessere Orte“ gebracht zu werden, wurden sie verleitet, in die Züge zu steigen, während sie doch nur ihrem Untergang zugeführt wurden. Manchmal geschah es, dass jemand, der die Wahrheit wusste, den Passagieren vom Bahnsteig aus vorsichtig zurief: „Steigt aus! Ergreift die Flucht!“ Nur wenigen gelang dies auch.


Dieses Beispiel mag ein wenig drastisch sein, bringt aber etwas von unserer Situation zum Ausdruck. Der Zug des Lebens, mit dem wir unterwegs sind, führt uns bis zum Tod. Wenigstens darüber besteht keinerlei Zweifel. Unser natürliches Ich ist sterblich und somit dazu bestimmt, ein Ende zu nehmen. Das, was uns das Evangelium vorschlägt, wenn es uns dazu auffordert, uns selbst zu verleugnen, ist: von diesem Zug abzuspringen und einen anderen zu nehmen – nämlich jenen, der zum Leben führt.

Der Zug, der zum Leben führt, ist der Glaube an den, der gesagt hat: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.“

Paulus wagte diesen „Umstieg“ und beschreibt ihn so: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Wenn wir das Ich Christi annehmen, werden wir unsterblich, da er, der von den Toten auferstanden ist, nicht mehr stirbt. Das also wollen die Worte sagen, die wir eben gehört haben: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ So ist es nun klar, dass sich selbst zu verleugnen keine selbstzerstörerische und sich selbst aufgebende Handlung ist, sondern die intelligenteste Form von Wagemut, wie wir sie in diesem Leben verwirklichen können.

Sofort müssen wir aber etwas klarstellen. Jesus fordert uns nicht auf, das zu verleugnen, „was wir sind“, sondern das, „was wir geworden sind“. Wir sind Ebenbild Gottes und somit etwas, was „sehr gut ist“, wie ja Gott selbst unmittelbar nach der Erschaffung von Mann und Frau sagte. Was wir verleugnen müssen, ist nicht das, was Gott getan hat, sondern das, was wir getan haben, indem wir schlechten Gebrauch von unserer Freiheit gemacht haben. Mit anderen Worten: die schlechten Neigungen, die Sünde, alle späteren Verkrustungen, die sich über das Original gelegt haben.

Vor Jahren wurden auf dem Meeresgrund vor der ionischen Küste zwei unförmige Gestalten gefunden, die eine vage Ähnlichkeit mit menschlichen, von Verkrustungen übersäten Körpern hatten. Sie wurden geborgen, geduldig gesäubert und von den Krusten befreit. Heute sind sie als die berühmten „Bronzestatuen von Riace“ bekannt, die sich im Museum von Reggio Calabria befinden und zu den meistbewunderten Skulpturen der Antike gehören.

Das sind Beispiele, die uns helfen, den positiven Aspekt zu verstehen, der im Vorschlag des heutigen Evangeliums zu finden ist. Wir ähneln im Geist jenen Statuen vor der Restaurierung. Das schöne Ebenbild Gottes, das wir sein sollten, wurde von sieben Schichten bedeckt, die die Todsünden sind. Vielleicht ist es nicht schlecht, sie an dieser Stelle in Erinnerung zu rufen, sollten wir sie vergessen habe. Es handelt sich um Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit oder auch Überdruss. Der heilige Paulus nennt dieses entstellte Bild „das irdische Bild“, das dem „himmlischen Bild“, das Christus ähnelt, entgegensetzt ist.

„Sich selbst verleugnen“ ist also keine Tat, die in den Tod führt, sondern eine, die zum Leben führt; eine Tat für das Schöne und die Freude. Es ist auch ein Erlernen der Sprache der wahren Liebe.

Man stelle sich eine ganz menschliche Situation vor, sagte einst der große Philosoph Kierkegaard: Zwei junge Menschen lieben sich. Sie gehören aber zu verschiedenen Völkern und sprechen völlig verschiedene Sprachen. Wenn ihre Liebe überleben und wachsen will, so ist es notwendig, dass einer der beiden die Sprache des anderen lernt. Andernfalls werden sie nicht kommunizieren können, und ihre Liebe wird nicht von Dauer sein.

Genauso verhält es es sich auch mit uns und Gott, fügte er hinzu. Wir sprechen die Sprache des Fleisches, er aber jene des Geistes. Wir die Sprache des Egoismus, er jene der Liebe. Sich selbst zu verleugnen bedeutet, die Sprache Gottes zu lernen, um mit ihm kommunizieren zu können.

Es ist aber auch wichtig, die Sprache zu lernen, die es uns gestattet, miteinander zu kommunizieren. Man kann nicht Ja zum anderen sagen, angefangen beim Ehepartner, wenn man nicht fähig ist, Nein zu sich selbst zu sagen. Und um im Bereich der Ehe zu bleiben: Viele Eheprobleme und das Scheitern von Ehen hängen davon ab, dass der Mann sich nie wirklich darum bemüht hat, die Sprache zu lernen, mit der seine Frau ihre Liebe zum Ausdruck bringt und umgekehrt. Wenn das Evangelium von Selbstverleugnung spricht, hat das, wie man sieht, viel mehr mit dem Leben zu tun, als man meinen könnte.

Foto: © www.kath.net


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