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Welches Los erfährt Christus in meinem Leben?

5. Oktober 2008 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Kommentar zum Evangelium des XXVII. Sonntags im Jahreskreis von P. Raniero Cantalamessa.


Rom (www.kath.net/ Zenit)
Das Gleichnis von den bösen Winzern, die selbst Erben und Herren des Weinbergs sein wollen, veranlasst P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des päpstlichen Hauses, zur Frage, wie denn wir uns, jeder persönlich, verhalten würden, wenn wir in der gleichen Situation wären.

„Welches Los erfährt Christus in meinem Leben?“, fragt der Kapuzinerpater in seinem Kommentar zum XXVII. Sonntag. „Wie erwidere ich die unfassbare Liebe, die Gott mir schenkt? Habe ich ihn nicht vielleicht aus meinem Haus, aus meinem Leben gejagt?“
***
Das Reich Gottes wird euch weggenommen werden

Das Gleichnis von den mörderischen Winzern hat zuallererst mit dem Verhältnis zwischen Gott und dem Volk Israel zu tun. Ihm hat Gott zuerst die Propheten und dann seinen eigenen Sohn gesandt. Aber wie alle Gleichnisse Jesu ist es eine „offene Geschichte“. In der Geschichte Gottes mit Israel wird die Geschichte der Beziehung Gottes zur Menschheit aufgezeigt.

Jesus nimmt die Klage Gottes auf, wie sie im Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja (erste Lesung) zu hören ist, und setzt sie fort. Dort ist der Schlüssel für das Gleichnis und dessen Ton zu suchen. Warum hat Gott „den Weinberg gepflanzt“, und was sind die „Früchte“, die er sich erwartet und die er zur rechten Zeit ernten wollen wird?

An dieser Stelle entfernt sich das Gleichnis von der Wirklichkeit: Die menschlichen Winzer pflanzen sicherlich keinen Weinberg, und sie kümmern sich auch nicht um ihn, außer es gereicht zu ihrem eigenen Vorteil. Nicht so Gott. Er erschafft den Menschen und schließt mit ihm einen Bund, und zwar nicht aus eigenem Interesse, sondern zum Vorteil für den Menschen, aus reiner Liebe! Die Früchte, die er sich vom Menschen erwartet, sind Liebe zu ihm und Gerechtigkeit gegenüber den Unterdrückten – alles, was dem Wohl des Menschen dient und nicht dem Wohl Gottes.


Dieses Gleichnis Jesu ist höchst aktuell, wird es auf unser Europa und im Allgemeinen auf die christliche Welt angewandt. Auch in diesem Fall ist nämlich zu sagen, dass Jesus „aus dem Weinberg gejagt“ worden ist, insofern er aus einer Kultur ausgeschlossen wurde, die sich als „post-christlich“ oder sogar „anti-christlich“ versteht und bezeichnet. Die Worte der Winzer hört man auch in unsrer säkularisierten Gesellschaft – und sind es nicht die Worte selbst, dann sind es zumindest die Taten: „Wir wollen den Erben töten, damit wir seinen Besitz erben.“

Man will nichts mehr von den christlichen Wurzeln Europas, von einem christlichen Erbe hören. Der säkularisierte Mensch will selbst der Erbe sein, der Herr. Sartre lässt eine seiner Gestalten diese schrecklichen Worte sagen: „Es ist nichts mehr im Himmel: Nichts Gutes, nichts Schlechtes, keine Person, die mir befehligen könnte… Ich bin ein Mensch, und jeder Mensch muss seinen eigenen Weg erfinden.“

Das, was ich angedeutet habe, ist sozusagen eine „weitläufige“ Anwendung des Gleichnisses. Fast immer jedoch haben die Gleichnisse Christi auch eine „engläufige“ oder individuelle Anwendung: Sie können auf jeden einzelnen zugeschnitten werden, nicht nur auf die Menschheit oder die Christenheit im Allgemeinen. Wir sind dazu aufgefordert, uns zu fragen: Welches Los erfährt Christus in meinem Leben? Wie erwidere ich die unfassbare Liebe, die Gott mir schenkt? Habe ich ihn nicht vielleicht aus meinem Haus, aus meinem Leben gejagt, sprich vergessen, ignoriert?

Ich erinnere mich noch daran, dass ich dieses Gleichnis eines Tages während der Messe hörte. Ich war ein wenig zerstreut, und als man zu Stelle kam, an dem der Herr des Weinbergs zu sich selbst sagt: „Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben“, zuckte ich zusammen. Ich verstand, dass diese Worte mir persönlich galten. Der himmlische Vater schickte mir den Sohn im Sakrament seines Leibes und seines Blutes: War ich mir der Größe dieses Ereignisses bewusst? War ich bereit, ihn ehrfürchtig aufzunehmen, wie der Vater es sich erwartet? Die Worte des Evangeliums rissen mich weg von meinen Gedanken.

Im Gleichnis von den mörderischen Winzern ist Bedauern und Enttäuschung zu verspüren. Man würde es in der Tat keine Geschichte mit einem guten Ende nennen. Liest man sie jedoch in ihrer Tiefe, so spricht sie nur von der unglaublichen Liebe Gottes zu seinem Volk und zu jedem seiner Geschöpfe – einer Liebe, die am Ende auch über Verlorenheit und Rückkehr hinweg immer siegreich sein und das letzte Wort haben wird.

Die Weigerungen Gottes sind niemals endgültig. Es handelt sich hierbei vielmehr um ein pädagogisches Alleinlassen. Auch die Weigerung Israels, die andeutungsweise in den Worten Christi zu hören ist: „Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt“, gehört zu der Art, wie sie von Jesaja in der ersten Lesung beschrieben wird. Im Übrigen haben wir gesehen, dass auch die Christenheit oder wenigsten große Teile von ihr dieser Gefahr ausgesetzt sind.

Der heilige Paulus schreibt im Brief an die Römer: „Hat Gott sein Volk verstoßen? Keineswegs! Denn auch ich bin ein Israelit, ein Nachkomme Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst erwählt hat… Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie zu Fall kommen? Keineswegs! Vielmehr kam durch ihr Versagen das Heil zu den Heiden, um sie selbst eifersüchtig zu machen. Denn wenn schon ihre Verwerfung für die Welt Versöhnung gebracht hat, dann wird ihre Annahme nichts anderes sein als Leben aus dem Tod“ (Röm 11,1ff.).

In der vergangenen Woche, am 29. September, haben unsere jüdischen Schwestern und Brüder das Neujahrsfest gefeiert, das Fest, das ihnen wohl am meisten am Herzen liegt uns das bei ihnen „Rosh Ha-shanà“ heißt. Ich möchte diese Gelegenheit benutzen, um ihnen Frieden und Wohlergehen zu wünschen. Mit dem Apostel Paulus rufe auch ich: „Friede komme über das Israel Gottes.“

Foto: © www.kath.net


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