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Bevor wir den Menschen gehorchen, müssen wir Gott gehorchen

19. Oktober 2008 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Kommentar von P. Raniero Cantalamessa zum Evangelium des 29. Sonntags im Jahreskreis


ROM, 17. Oktober 2008 (kath.net/Zenit.org)
Die Trennung von Religion und Politik beleuchtet P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., Prediger des päpstlichen Hauses, in seinem Kommentar zum kommenden Sonntag (Jes 45,1.4-6; 1Thess 1,1-5b; Mt 22,15-21). Jesu Aufforderung „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gottes gehört”, verweist nach Worten des Kapuzinerpaters einerseits darauf, dass unsere Seele für Gott geschaffen ist.

Andererseits aber wird damit betont, dass der Christ im öffentlichen Leben seinen Beitrag leisten soll.

***

Das Evangelium dieses Sonntags gipfelt in dem unsterblichen Satz Jesu: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gottes gehört”: Nicht entweder dem Kaiser oder Gott, nicht dem einen oder dem anderen, sondern jedem so, wie es ihm entspricht. Es geht um den Anfang der Trennung zwischen Religion und Politik, die bis zu diesem Zeitpunkt in allen Nationen und unter allen Regierungen als untrennbar gegolten hatten.

Die Juden waren daran gewöhnt, sich vorzustellen, dass der Messias das Reich Gottes auf Erden als Theokratie errichten würde, das heißt, als eine direkte Herrschaft Gottes, verwirklicht durch sein Volk. Jesus aber offenbart stattdessen ein Reich Gottes, das in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt ist, das also auf einer ganz anderen Ebene liegt und deshalb neben jeder möglichen Regierungsform Bestand haben kann, egal, ob es sich dabei um eine kirchliche oder weltliche Regierungsform handelt. So werden zwei unterschiedliche Arten der Hoheitsgewalt Gottes in der Welt zum Ausdruck gebracht: die geistliche Gewalt, die jenes Königreich ausmacht, in dem Gott durch Christus auf direkte Weise seine Herrschaft ausübt, und die zeitliche oder politische Gewalt, die Gott indirekt ausübt, indem er die Herrschaft der freien Verfügung von Einzelpersonen und dem Zusammenspiel von Zweitursachen anvertraut.


Kaiser und Gott befinden sich nicht auf ein und derselben Ebene, denn auch der Kaiser hängt von Gott ab und schuldet ihm Rechenschaft. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist” bedeutet folglich, „dem Kaiser das zu geben, was Gott selbst dem Kaiser zu geben wünscht”. Gott ist in jedem Fall der höchste Herrscher. Wir sind nicht das Eigentum zweier Herrscher, und wir sind nicht dazu verpflichtet, „zwei Herren” zu dienen.

Der Christ ist frei, dem Staat zu gehorchen, sich ihm aber auch zu widersetzen, wenn sich dieser gegen Gott oder dessen Gesetz stellt. Es har keinen Zweck, sich auf Befehle von Vorgesetzten zu berufen, wie es etwa jene getan haben, die sich vor Gericht für Kriegsverbrechen verantworten mussten. Bevor wir den Menschen gehorchen, müssen wir Gott und dem ureigenen Gewissen gehorchen. Man darf dem Kaiser nicht die eigene Seele verkaufen, die ja nur Gott gehört.

Der erste, der daraus praktischen Nutzen zog, war der heilige Paulus. Er schrieb: „Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt (…) Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben” (Röm 13,1-6). Für einen Christen (und für alle ehrlichen Personen) ist es eine Pflicht der Gerechtigkeit, eine Verpflichtung des Gewissens, seiner Steuerpflicht nachzukommen.

Der Staat hat den Auftrag, Ordnung, Handel und alle Dienstleistungen sicherzustellen; er gibt dem Bürger etwas, für das er das Recht auf Gegenleistung hat, um eben in der Lage zu sein, weiterhin solche Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen.

Gewisse Ausmaße von Steuerflucht, so erinnert uns der Katechismus der katholischen Kirche, sind eine Todsünde. Es handelt sich dabei nämlich nicht um einen Diebstahl am „Staat” beziehungsweise „an niemandem”, sondern an der Gemeinschaft: an allen. Das bedeutet auf der anderen Seite selbstverständlich auch, dass der Staat gerecht sein muss, wenn er Steuern auferlegt.

Die Mitarbeit der Christen beim Aufbau einer gerechten und friedlichen Gesellschaft beschränkt sich aber nicht auf die Zahlung von Steuern, sondern sie muss sich auch auf die Förderung allgemeiner Werte erstrecken, wie etwa die Familie, die Verteidigung des Lebens, die Solidarität mit den Ärmsten oder der Frieden. Ein anderer Bereich, in dem Christen einen nachhaltigen Beitrag leisten sollten, ist die Politik. Und zwar nicht unbedingt nur, was ihren Inhalt abgeht, sondern vor allem, was die Methoden und den Stil angeht. Eine Atmosphäre, in der ständig Rechtsstreitigkeiten ausgefochten werden, muss entgiftet und die würdevolle, respektvolle Beziehung zwischen den beteiligten Seiten wiederhergestellt werden.

Respekt für den Nächsten, Milde, die Fähigkeit zur Selbstkritik – das sind Eigenschaften, die ein Jünger Christi in alle Angelegenheiten hineintragen muss, auch in die Politik. Es ist eines Christen unwürdig, sich Beleidigungen, Sarkasmen und herablassenden Streitereien hinzugeben. Denn wenn es so ist, wie Jesus gesagt hat, dass der, der zu seinem Bruder „Du Dummkopf!” sagt, in „die Hölle” kommen wird, was wird dann mit vielen Politikern geschehen?


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