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Schönborn: Humanae vitae war prophetisch

22. Dezember 2008 in Österreich, keine Lesermeinung
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Kardinal Schönborn in ORF-Pressestunde: Er hätte 1968 im Hinblick auf die Enzyklika "Humanae vitae" auch nicht anders gehandelt als die damaligen Bischöfe.


Wien (kath.net/PEW)
Für die Aufnahme von christlichen irakischen Flüchtlingen in Österreich hat sich Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag in der ORF-"Pressestunde" ausgesprochen. Die Erzdiözese Wien sei bereit, 100 irakische Familien in Pfarrgemeinden unterzubringen, sagte der Kardinal. Er werde auch selbst im Erzbischöflichen Palais eine Familie aufnehmen. Voraussetzung sei, dass Irak-Flüchtlinge, die aus den Minderheiten kommen (Christen, Mandäer, Jeziden), wie anerkannte Konventionsflüchtlinge behandelt werden. Viele dieser Menschen könnten unter keinen Umständen in den Irak zurückkehren.

In der "Pressestunde" plädierte Kardinal Schönborn für eine "menschengerechte" Wirtschaft, eine kinderfreundliche Gesellschaft und eine "klare Immigrationspolitik". Neuerlich stellte der Wiener Erzbischof im Hinblick auf die Diskussionen um seine "Jerusalemer Predigt" klar, dass in Sachen verantwortete Elternschaft die Gewissensentscheidung die oberste Norm sei.

Im Hinblick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise sagte Kardinal Schönborn, es gehe vor allem um "Mitgefühl und Solidarität" mit jenen Menschen, die um ihre materiellen Lebensgrundlagen bangen. Zugleich sie die Krise aber auch eine Chance, darüber nachzudenken, was "falsch gelaufen" ist.

Eine Wirtschaft, die nicht den Menschen in den Mittelpunkt stellt, gehe in die Irre, unterstrich der Wiener Erzbischof. Johannes Paul II. habe in seiner Enzyklika "Centesimus annus" bereits 1991 darauf verwiesen, dass die Welt nach dem Ende der kommunistischen Regime vor einer Weggabelung zwischen Neoliberalismus und sozialer Marktwirtschaft stehe. Leider habe sich die Weltwirtschaft für den Neoliberalismus entschieden.

Die katholische Kirche sei als "älteste globale Institution" nicht von vornherein gegen die Globalisierung, die auch "positive Wirkungen" habe, stellte Kardinal Schönborn fest. Eine völlig unkontrollierte Finanzwirtschaft führe aber in die Katastrophe. Der Staat habe die Aufgabe, "ordnend einzugreifen". Manche Grundfunktionen wie das Gesundheitswesen könnten nicht völlig privatisiert werden.

Plädoyer für kinderfreundliche Gesellschaft

Kardinal Schönborn plädierte in der ORF-"Pressestunde" für eine kinderfreundliche Gesellschaft. Der Erfinder der "Antibabypille", Carl Djerassi, habe vor kurzem im "Standard" von einer "demografischen Katastrophe" gesprochen und die Österreicher vor die Alternative gestellt, entweder drei Kinder pro Familie zu haben oder eine bessere Immigrationspolitik zu betreiben. Zugleich verwies der Kardinal darauf, dass der Pastoraltheologe Paul Zulehner in der "Wiener Zeitung" neueste Zahlen vorlege, wonach die Geburtenrate bei den Sonntagsmessbesuchern in Österreich 2,66 betrage, während der nationale Durchschnitt nur 1,4 ausmache.


Seine "Jerusalemer Predigt" vor 170 europäischen Bischöfen sei auf dem Hintergrund der Sorge um die Bevölkerungsentwicklung zu sehen, sagte Kardinal Schönborn. Angesichts von Wirtschaftsboom und Bevölkerungswachstum hätte er 1968 im Hinblick auf die Enzyklika "Humanae vitae" auch nicht anders gehandelt als die damaligen Bischöfe. Als die Enzyklika Pauls VI. veröffentlicht wurde, habe er sie als junger Theologe auch als "kalte Dusche" empfunden und sie als "nicht praktikabel" angesehen. Mittlerweile habe sich aber herausgestellt, dass Paul VI. "prophetisch" gesprochen habe.

Kardinal Schönborn erinnerte daran, dass es etwa in Frankreich auf Grund einer seit Jahrzehnten konsequent durchgehaltenen Politik eine positive Bevölkerungsentwicklung gebe. Grund dafür sei die steuerliche Bevorzugung der kinderreichen Familien und eine generell kinderfreundliche Einstellung der Gesellschaft. Die letzten Regierungen in Österreich hätten zwar auch viel für die Familie getan, es brauche aber eine "Lobby für Kinder".

"Flankierende Maßnahmen"

Bei der ORF-"Pressestunde" mit "Presse"-Chefredakteur Michael Fleischhacker und Waltraud Langer als Gesprächsleiterin plädierte Kardinal Schönborn für genaue Unterscheidung zwischen den Problemkreisen Empfängnisregelung und Abtreibung. Im Hinblick auf die Abtreibung forderte der Wiener Erzbischof neuerlich die Realisierung der "flankierenden Maßnahmen", die von Bruno Kreisky in den siebziger Jahren bei Einführung der Fristenregelung versprochen worden waren. Kardinal Franz König habe damals - 1973 - eine positive Maßnahme gesetzt und den Wiener "Diözesanen Hilfsfonds für Schwangere in Not" begründet. Durch den Fonds sei bisher 12.000 Kindern zum Leben verholfen werden, "weil Frauen in bedrängter Situation konkret beigestanden wurde". Eine konkrete "flankierende Maßnahme" der öffentlichen Hand könne darin bestehen, das Spendenaufkommen der kirchlichen Hilfsfonds für Schwangere zu verdoppeln. Eine andere "flankierende Maßnahme" wäre die Trennung zwischen beratendem und die Abtreibung durchführendem Arzt.

Beheimatung für Immigranten

Zur Immigrationsdiskussion erinnerte Kardinal Schönborn daran, dass ab den sechziger Jahren "Gastarbeiter" nach Österreich gerufen worden seien und "Menschen" gekommen sind. Diese Menschen gehörten zur Bevölkerung. Ihnen Integration und Beheimatung zu geben, müsse vom christlichen Standpunkt aus eine Selbstverständlichkeit sein. Außerdem müsse man nur an die Situation bei den Pflegeberufen denken, um zu verstehen, dass Österreich auf die Migranten angewiesen ist.

Grundsätzlich müsse man zwischen Asylgewährung und Immigration unterscheiden, unterstrich der Wiener Erzbischof. Das Asylrecht sei ein humanitäres Recht für verfolgte Menschen; ob Österreich hier dem internationalen Standard entspricht, müssten Experten diskutieren. Die Gestaltung der Immigration sei hingegen ein "politisches Ordnungsproblem".

In diesem Zusammenhang betonte Kardinal Schönborn im Hinblick auf die Minarett-Diskussionen neuerlich, dass in einem Land, in dem Religionsfreiheit herrscht, der Bau von Gotteshäusern durch eine gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft wie den Islam selbstverständlich sei. Freilich müsse genau schauen, was religiöses Bedürfnis sei und was darüber hinausgehe. Ebenso sei es natürlich ein Skandal, dass in einem islamisch dominierten Land wie Saudiarabien die mindestens eine Million Katholiken im Land keinerlei Religionsfreiheit haben. "Aber unser österreichischer Weg ist der des Miteinanders und der Religionsfreiheit".

Angesprochen auf die vom Wiener Studentenseelsorger Msgr. Helmut Schüller initiierte "Pfarrerinitiative" sagte Kardinal Schönborn, es sei ihm wichtig, das auch deren Stimme in Rom gehört werde. Daher habe er sich selbst dafür eingesetzt, dass eine Delegation der "Pfarrerinitiative" unlängst im Vatikan vorsprechen konnte.

Im Hinblick auf den Wunsch der "Pfarrerinitiative" nach einer Freigabe des Zölibats sagte der Wiener Erzbischof, die katholische Kirche des lateinischen Ritus habe gute Gründe, von ihren Priestern den Zölibat zu verlangen, vor allem das Beispiel Jesu. Als Ordinarius für die unierten Katholiken des byzantinischen Ritus in Österreich sei er auch für 15 Priester verantwortlich, von denen elf verheiratet sind und Familien haben, erinnerte Kardinal Schönborn. Er stehe aber zur Tradition der lateinischen Kirche: "Um des Himmelreiches willen" sei der Verzicht auf die Ehe akzeptabel.

Der Mangel an Priesteramtskandidaten stehe nicht zwingend im Zusammenhang mit dem Zölibat, unterstrich Kardinal Schönborn. Es gebe zahlreiche junge Männer, die darüber nachdenken, Priester zu werden, die jedoch von ihren Gemeinden und Familien darin wenig unterstützt werden oder gar Skepsis ernten. Hier müsse ein Umdenken stattfinden: "Man müsste wieder deutlicher in den Mittelpunkt rücken, was die Priester auch für die Gesellschaft eigentlich für einen wertvollen Dienst leisten, wenn sie etwa rund um die Uhr für die Menschen da sind".

Im Hinblick auf den oft beklagten "Reformstau" in der Kirche erinnerte der Wiener Erzbischof daran, dass die katholische Kirche sowohl "Veränderung" als auch "Stabilität" brauche. Jede Reform müsse bei einem selber anfangen. Außerdem gehe es darum, das, "was heute möglich ist", wirklich zu leben.

Auf die Frage nach dem Verhältnis von "Volkskirche" und "Movimenti" (Bewegungen) in der katholischen Kirche sagte Kardinal Schönborn, dass gerade in Österreich die "volkskirchliche Verwurzelung" sehr stark sei. Indikatoren seien etwa die Wallfahrtsbewegung und der Zustrom zu den Kirchen an den Hochfesten. Zugleich brauche die Kirche aber auch "Intensivzellen" wie sie die "Movimenti" darstellen. Er vertraue aber in gleicher Weise auf die Pfarrgemeinden, betonte der Wiener Erzbischof. Die Pfarrgemeinden seien ein unverzichtbares "Netzwerk der Solidarität und der Beheimatung". Daher sei er auch "ganz entschieden" gegen die Auflösung von Pfarrgemeinden.


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