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Zur Jungfrauengeburt Christi durch Maria

29. Jänner 2009 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Eine Klarstellung - Von Prof. Klaus Berger / Die Welt


Rom (kath.net/DieWelt)
Ist die Auffassung, Maria habe ohne Mitwirken eines Mannes allein durch die Kraft des Heiligen Geistes den Heiland empfangen und geboren, ist dieser Glaube der Christen und der Moslems Erfindung des Evangelisten Matthäus - noch dazu aufgrund eines Übersetzungsfehlers?

Denn, so heißt es seit langem immer wieder, die „junge Frau“, von der Jesaja in seiner Prophezeiung spricht, hätten erst Griechen unter dem Einfluss ihrer Herrscherideologie zur Jungfrau gemacht. So sei zwar nicht die Jungfrau zum Kind gekommen, wohl aber die junge Frau zur Jungfrau umfrankiert worden. War es so?

Doch der Glaube der Christen gründet sich, wie jedes Kind vor kurzem noch von Advent und Weihnachten her wusste, an diesem Punkt auf zwei Evangelien, auf das nach Lukas und das nach Matthäus. Beide berichten durchaus Verschiedenes, ihre Berichte sind sicher unabhängig voneinander. Aber in den wesentlichen Punkten stimmen sie überein.

Diese Punkte sind: Maria ist erstens die Verlobte Josephs. Sie hat keinen Verkehr mit Joseph gehabt. Zweitens ist der Heilige Geist Urheber Jesu im Leib Mariens. Dies wird – drittens - von einem Engel bekannt gemacht, und zwar nach Lukas bei der Empfängnis der Gottesmutter selbst, nach Matthäus nach der Empfängnis dem „Ziehvater“ Joseph. Übereinstimmend ist – viertens - der Satz im Munde des Engels: „Und du sollst seinen Namen Jesus nennen“.

Das Recht zur Namensgebung hat aber im jüdischen Kulturraum der „Erzeuger“, also Gott. Jesus wird dann – fünftens – in Bethlehem geboren, die Erzählung spielt zur Zeit des Königs Herodes.

Lediglich Matthäus fügt als Schriftgelehrter das Zitat aus Jesaja (7,14) hinzu, „auf dass erfüllt werde, eine Jungfrau werde empfangen und einen Sohn gebären.“ Es kann schon allein aus diesem Grund nicht davon die Rede sein, dass die breite gemeinsame Erzählung (in Lk 1f und Mt 1f) aus diesem einen Zitat abgeleitet oder heraus gesponnen wurde. Vielmehr wird die Stelle erkennbar nachträglich von Matthäus zur Kommentierung der Überlieferung gebraucht. Sie ist unmöglich deren Ursprung.

Matthäus ist hier also kein Erfinder. Sondern er findet nachträglich ein Stück der Geschichte, die er berichtet, auch in der Heiligen Schrift, eben bei J esaia. Sie wäre also auch – besonders angesichts der kräftigen Bezeugung durch Lukas, ganz ohne Schriftstelle bei Jesaja denkbar. Und sie ist auch ohne Bezug zu dieser Stelle entstanden.


Nun aber zu dem Zitat beim Propheten Jesaja selbst (in Kap 7, Vers 14). Im hebräischen Text ist da die alma genannt, zu deutsch eine junge Frau. Das kann alles h eißen, auch Jungfrau.

Doch man bedenke: Nach Jesaja soll das ein besonderes Zeichen Gottes sein, dass eine alma empfängt und ein Kind bekommt. Nun ist bekannt, dass zu über 99% aller Kinder von jungen Frauen empfangen und geboren werden. Worin soll das Besondere, das Zeichen, liegen, wenn lediglich eine junge Frau ein Kind bekommt?

Das wäre kein Zeichen, sondern normal. Der Sinn dieser Schriftstelle bei Jesaia wäre damit schon nach dem hebräischen Wortlaut verpufft. Da das Wort alma aber auch Jungfrau bedeuten kann, lässt also schon der hebräische Text geheimnisvoll offen, wie diese junge Frau zu ihrem Kind kommt.

Wenn die lateinische Septuaginta-Übersetzung hier „Jungfrau“ schreibt, so kann das heißen: Eine junge Frau, die zuvor Jungfrau war, und die gleich nach ihrer allerersten geschlechtlichen Begegnung mit einem Erzeuger schwanger wird.

Keineswegs meint die Septuaginta also schon zwingend eine Jungfrauengeburt von der Art, wie Matthäus sie später im Fall Marias im Nachhinein versteht und beschreibt, der die Stelle, dass nämlich das Kind in der schwangeren Maria vom Heiligen Geist kommt. Das geht auch aus der griechischen Fassung von Jesaja gewiss nicht hervor.

Aber haben hier nicht dennoch hellenistische Mythen Pate gestanden, wonach bedeutende Herrscher gern und oft durch göttlichen Ehebruch mit menschlichen Frauen entstanden sind? Es gibt eine ganze Reihe solcher pikanter Geschichten, die man zum Beispiel bei Plutarch in den Biographien der Herrscher nachlesen kann. So sei Philipp von Makedonien verfrüht von einer Reise zurückgekommen und habe aus dem Schlüsselloch des Schlafzimmers ein helles Licht leuchten sehen.

Als er hineinguckte, sah er, wie der Gott Zeus sich penisartig in eine Schlange gleißenden Lichts verwandelt und am Unterleib seiner Ehefrau zu schaffen machte. Das Drama hatte zwei Folgen: Philipp erblindete auf dem Auge, mit dem er durch die Türe gelinst hatte und das Kind, das seine Frau von Zeus empfangen hatte, wurde Alexander der Große.

So ähnlich, glauben mit bewundernswürdiger Einfalt spöttische Zweifler und Bibelausleger, hätten wohl auch die frühesten Christen frivole Göttergeschichten erfunden, um die Bedeutsamkeit Jesu in ihrem Sinn zu unterstreichen.

Mit einem wissenschaftlichen Purzelbaum wird dafür sogar postuliert, es müsse sich eben hier um Heidenchristen gehandelt haben, die solche „Schweinereien“ Jesus anhängten. Das soll einer glauben – dass frühe Christen zur Unerklärlichkeit des Auftretens Jesu nichts Besseres zu tun hatten als auf mehr oder weniger geschmacklose heidnische Mythen zurückzugreifen?! Sie sollen also ausgerechnet auf ein Thema zurück greifen, über das sich schon in der Antike der jüdische Historiker Josephus lustig macht?

Ein schlichter Blick auf die so genannten Kindheitsberichte bei Matthäus und Lukas lehrt jedoch, dass - wenn irgendwo in den Evangelien das Milieu ihrer Entstehung ganz und gar judenchristlich geprägt sein musste - dann hier, im Umkreis all dieser Berichte. Da ist von König Herodes und Bethlehem die Rede, von der Stadt Davids, da singt Maria beim Besuch Elisabeths im Magnifikat („Hoch preist meine Seele den Herrn“) ein Loblied, das voll ist von Anspielungen an die Schrift des Alten Testaments.

Da wird Jesus nach acht Tagen beschnitten und dann im Tempel ausgelöst. Und so weiter und so fort. Selten ist das Urteil selbsternannter Bibelkundler also so daneben gegangen wie darin, ausgerichtet in diesen Geschichten geballte hellenistische Mythologie anzunehmen.

Abgesehen davon ist auch die Auffassung, Jesus sei Gottes Sohn, und zwar durch den Heiligen Geist, eine Überzeugung, die allen Evangelien und Paulus so grundlegend gemeinsam ist, dass es schon ein grobes und großes Kunststück wäre, das alles für „spät“ und deshalb für erfunden zu erklären.

Aber wie dann? Wie soll es dann gewesen sein und sich zugetragen haben? Matthäus und Lukas lassen keinen Zweifel an der biologischen Gottessohnschaft Jesu. Darin waren sich Orthodoxe, Katholiken, reformatorische Christen und sogar Moslems stets einig – bis man eben seit dem 19.Jahrhundert grundsätzlich Gottes Wirken aus der Welt verbannen wollte und die biblischen Geschichten als Märchen erklärte.

Eine Lösung sehe ich mit einem Ausweg aus dieser wissenschaftlichen Sackgasse in zwei Punkten. Einmal gibt es eine innerhalb der Bibel des Alten und dann des Neuen Testaments selbst ansteigende Linie, als deren Erfüllung und Vollendung man die Entstehung Jesu durch den Heiligen Geist ansehen darf. Nach Jesaja 49 ist der Prophet „vom Mutterleib an berufen“, Gott hat seinen Namen genannt.

Auf der nächsten Stufe sehen wir, wie der Prophet Jeremia (Jer. 1) vom Mutterleib an ausersehen und „geheiligt“ ist. Eine weitere nächste Stufe findet sich im 1. Galaterbrief, wo Paulus vom Mutterleib an ausgesondert ist, berufen durch Gnade.

Von einer noch höheren Stufe Nächste Stufe spricht Lukas (Lk 1,15), wo er Johannes den Täufer darstellt als vom Mutterleib an „erfüllt vom Heiligen Geist“.

Am Ziel und Gipfelpunkt dieser aufsteigenden Linie kommen wir dann bei Jesus an, von dem Lukas (Lk 1,30) schließlich sagt: Jesus ist von Anfang an im Mutterleib durch den Heiligen Geist geworden.

Wichtig an dieser Linie ist: Die Frau ist jedes Mal in ihrer Mutterschaft einbezogen in die Sendung ihres Sohnes. Das ist Elisabeth bei Johannes, dem größten Propheten, und schließlich Maria, die mit Jesus, den Herrn aller Propheten zur Welt bringt. Dieses Geheimnis setzt radikal Gottes erwählendes Wirken vom Lebensanfang an voraus. Das wird hier immer tiefer begriffen und verstanden, immer heiliger aufgefasst und erlebt.

Hier findet sich deshalb nichts, aber auch gar nichts von Ehebruch und Frivolität oder, wie Plutarch es sagt, von gewissen göttlichen Gerüchen. Hier bereitet sich im Rahmen der Geschichte der Propheten über Johannes das Geheimnis der Menschwerdung Gottes und seiner Sendung in Jesus durch den heiligen Geist Gottes vor.

Dabei sind Erfassung, Selbstverständnis und Geschehen unteilbar eins. Hier geht es nicht um den Spalt zwischen Geschehen und späterer ideologischer Deutung, sondern hier wird in Entstehung und Schwangerschaft der Propheten und schließlich in dem, der mehr ist als alle Propheten, massiv Gottes Führung erlebt. Das geheime Thema ist Heiligkeit vom ersten Augenblick der Entstehung an. Mit dem neuzeitlichen Ausdruck „Jungfrauengeburt“ ist das alles nicht einmal gestreift.

Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Klaus Berger / Die Welt


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Lesermeinungen

  20. Dezember 2016 
 

Gut dargelegt, nur eine Kleinigkeit … ;-)

Anstelle von "Entstehung Jesu" in den letzten Zeilen hätte ich den Ausdruck "Menschwerdung Jesu" benutzt, denn Jesus existierte bereits vor Bethlehem. Er sagte: "Ehe Abraham war, bin ich." (Joh 8, 58)


2
 

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