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Wer ist eigentlich der Hauptzelebrant einer Eucharistiefeier?

13. März 2010 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Papstprediger Raniero Cantalamessa gab am Freitag bei der Fastenpredigt im Vatikan die Antwort


Rom (kath.net/Zenit.org)
Die Zweite Fastenpredigt von P. Raniero Cantalamessa im Wortlaut:

"Christus bringt sich selber Gott dar"

1. Die neue Warte des Priestertums

In dieser Betrachtung wollen wir über den Priester als Verwalter der Geheimnisse Gottes nachdenken und uns jetzt auf die "Geheimnisse", die konkreten Zeichen der Gnade, der Sakramente konzentrieren. Wir können nicht alle Sakramente in Betrach ziehen. Deshalb beschränken wir uns auf das Sakrament par excellence: Die Eucharistie.


So wird es auch in der Presbyterium Ordinis gehandhabt. Nachdem von den Priestern als Verkünder des Evangeliums gesprochen wird heißt es weiter, dass "ihr ganzer Dienste, mit der Verkündigung des Evangeliums angefangen, seine Kraft und seine Wirkung durch das Opfer Christi entfaltet", das sich auf mystsiche Weise am Altar erneuert [PO 2].

Diese beiden Aufgaben des Priesters sind jene, die auch von den Aposteln für sich in anspruch genommenwerden: "Was uns angeht, so erklärt Petrus in der Apostelgeschichte, so wollen wir uns dem Gebet und dem Dienst am Wort widmen" (Apg 6,4). Das Gebet, von der er spricht ist nicht nur ein privates Gebet, sondern auch das liturgische Gebet in Gemeinschaft, das seine Mitte im Brechen des Brotes findet. In der Didache können wir sehen, wie die Eucharistie in der Urkirche in den Kontext des Gebetes in Gemeinschaft als Teil und ihr Höhepunkt eingebettet war [Didaché 9-10 ]

Aber so wie das Opfer der Messe ist nicht denkbar wäre, ohne sich auf das Opfer des Kreuzes zu beziehen, so kann das christliche Priestertum nicht ohne diesel inneren Bezug und der Beteiligung am sakramentalen Priestertum Christi erklärt werden. Von diesel Warte aus, können wir beginnen, die wesentlichen Merkmale und Anforderungen des Priesteramt zu entdecken.

Die Neuheit des Opfers Christi ist im Hinblick auf das Priestertum des Alten Bundes (und, wie wir heute wissen, im Vergleich zu jeder andere Form von Priestertum außerhalb der Bibel) läßt sich, wie es im Hebräebrief aus verschiedenen Blickwinkeln betont wird, folgendermaßen beschreiben: Christus war nicht der Erste, der Opfer für Sünden dargeboten hat. Er tat dies, wie jeder andere Priester auch (Hebr 7,27). Man muss aber dies Opfer nicht mehrmals wiederholen; das Opfer Christi, aber geschieht "nur einmal, in der Fülle der Zeit", als Christus "durch das Opfer selbst die Sünde für immer beseitigt "(Hebr 9, 26).


Aber der Hauptunterschied ist eine anderer. Achten Sie, darauf wie es in der Schrift beschrieben wird:
"Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der künftigen Güter; [...), ist ein für allemal in das Heiligtum hineingegangen, nicht mit dem Blut von Böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut, und so hat er eine ewige Erlösung bewirkt. Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Unreinen, die damit besprengt werden, so heiligt, dass sie leiblich rein werden, wie viel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von toten Werken reinigen, damit wir dem lebendigen Gott dienen". (Hebräer 9, 11-14).

Jede andere Priester bietet etwas anderes als sich selber, Christus hat sich selbst angeboten. Jeder andere Priester bietet Opfergaben, Christus sich selbst als Opfer! Der hl. Augustinus hat dies feierlich in die Formel einer neuen Art von Priestertum gefasst, in dem der Priester und das Opfer die gleiche Sache sind: "Ideo Victor quia victima, sacerdos et ideo, quia sacrificium"- Sieger, weil Opfer, Priester, weil Opfer "[Augustinus , Bekenntnisse, 10,4]


Beim Übergang vom alten Opfergedanken zum Opfer Christi finden wir dieselbe Neuheit, wie beim Übergang vom Gesetz zu Gnade, als reine Gabe, wie wir es in einer früheren Meditation erklärt haben. Weg von den Werken des Menschen, um Götter zu besänftigen und so sich selbst aus eigener Kraft zu versöhnen, erleben wir das Opfer als ein Geschenk Gottes an die Menschen: Es will Frieden bringen, und ihn dazu bringen, abzulassen von jeder Gewalt und so mit sich selbst in Einklang zu kommen (vgl. Kol 1,20). Auch in seiner Hingabe, wie in allem anderen, ist Christus "der ganz Andere".

2. „Ahmt nach, was ihr vollzieht"

Die Folge von all dem ist klar: um „nach der Ordnung Jesu Christi" Priester zu sein, muss der Priester sich selbst darbringen, wie er es getan hat. Am Altar repräsentiert er nicht nur Jesus, den „Hohenpriester", sondern auch Jesus, „das höchste Opfer", da die beiden Wirklichkeiten nunmehr untrennbar sind. Mit anderen Worten: Er darf sich nicht damit zufrieden geben, Christus dem Vater in den sakramentalen Zeichen des Brotes und des Weins darzubringen, sondern er muss auch sich selbst zusammen mit Christus dem Vater darbringen. Einen Gedanken des heiligen Augustinus aufnehmend schreibt die Instruktion der Heiligen Ritenkongregation „Eucharisticum mysterium": „Indem die Kirche, Braut und Dienerin Christi, mit ihm das Amt des Priesters und des Opfers erfüllt, opfert sie dem Vater auf und opfert dabei sich selbst mit ihm auf"[1].

Was hier von der ganzen Kirche gesagt wird, gilt in ganz besonderer Weise für den Zelebranten. Im Augenblick der Weihe wendet sich der Bischof an die Weihekandidaten und ermahnt sie: „Agnoscite quod agitis, imitamini quod tractatis - Bedenkt, was ihr tut, ahmt nach, was ihr vollzieht". Mit anderen Worten: Tu auch du das, was Christus in der Messe tut, das heißt: Bringe dich Gott als lebendiges Opfer dar. Der heilige Gregor von Nazianz schreibt:


„Da mir dies bekannt war und ich wusste, dass niemand des großen Gottes und Opfers und Hohenpriesters würdig ist, der nicht zuerst sich selbst Gott als lebendiges, heiliges Opfer hingegeben, den vernünftigen, wohlgefälligen Dienst erwiesen (vgl. Röm 12,1) und Gott ein Opfer des Lobes und einen zerknirschten Geist gebracht hat, das einzige Opfer, welches Gott, der uns alles gegeben hat, von uns fordert, wie hätte ich den Mut haben sollen, ihm das objektive Opfer2 zu bringen, welches die die großen Geheimnisse enthaltende Erfüllung ist, wie hätte [S. 56] ich es wagen sollen, Würde und Name eines Priesters anzunehmen, ohne zuvor meine Hände durch heilige Werke gereinigt, ohne das Auge zur gesunden Weltbetrachtung - nur zur Bewunderung des Schöpfers, nicht aber zum Verderben des Geschöpfes - erzogen zu haben, ohne dass zuvor meine Ohren durch die Zucht des Herrn genügend geöffnet sind und mir ein Gehör gegeben ist, das nicht schwer zu hören vermag, ohne dass goldenem Ohrgehänge ein kostbarer Edelstein eingelegt ist, (d.h.) das Wort der Weisheit seinen Weg in aufmerksames Ohr gefunden hat?"[2]

Ich erlaube mir zu sagen, wie ich selbst diese Dimension meines Priestertums entdeckt habe, da dies vielleicht zu einem besseren Verständnis beitragen kann. Nach meiner Priesterweihe lebte ich so den Augenblick der Weihe: Ich schloss die Augen, senkte das Haupt, versuchte, mich von allem zu entfernen, was mich umgab, um mich in Jesus zu versetzen, der im Abendmahlsaal zum ersten Mal jene Worte ausgesprochen hatte: „Accipite et manducate - nehmt und esst".

Die Liturgie begünstigte diese Haltung, indem sie die Worte der Konsekration auf Latein und mit leiser Stimme aussprechen ließ, gebeugt über die heiligen Gestalten, hingewandt zum Altar und nicht zum Volk. Eines Tages habe ich dann verstanden, dass diese Haltung allein nicht die ganze Bedeutung meiner Teilhabe an der Konsekration zum Ausdruck brachte. Wer wirklich auf unsichtbare Weise jeder Messe vorsteht, ist der auferstandene und lebendige Jesus, der Jesus, um genau zu sein, der gestorben war, jetzt aber für immer lebt (vgl. Apg 1,18). Dieser Jesus aber ist der „ganze Christus", Haupt und Leib, die untrennbar miteinander vereint sind. Wenn es also dieser ganze Christus ist, der die Konsekrationsworte spricht, so spreche auch ich sie mit ihm. Im großen „Ich" der Hauptes ist das kleine „Ich" des Leibes verborgen, der die Kirche ist, es ist da auch mein eigenes so kleines „Ich" gegenwärtig.

Während ich als geweihter Priester der Kirche die Konsekrationsworte „in persona Christi" spreche und glaube, dass sie dank des Heiligen Geistes die Macht besitzen, das Brot in den Leib Christi und den Wein in sein Blut zu verwandeln, schließe ich seither im selben Moment nicht mehr die Augen, sondern blicke auf die Brüder und Schwestern vor mir, oder wenn ich allein zelebriere, denke ich an jene, denen ich während des Tages dienen muss, und sage ihnen zugewandt im Geiste zusammen mit Jesus: „Brüder und Schwestern, nehmt, esst: das ist mein Leib; nehmt, trinkt, das ist mein Blut".

In der Folge habe ich eine einzigartige Bestätigung in den Schriften der ehrwürdigen Dienerin Gottes Concepciòn Cabrera de Armida, genannt Conchita, gefunden, der mexikanischen Mystikerin und Gründerin von drei Ordensgemeinschaften, deren Seligsprechungsprozess im Gang ist. Ihrem Sohn, der ein Jesuit war, schrieb sie kurz vor seiner Priesterweihe: „Erinnere dich, mein Sohn: Wenn du die Heilige Hostie in der Hand halten wirst, so wirst du nicht sagen: Das ist der Leib Jesu, das ist sein Blut, sondern du wirst sagen: Das ist mein Leib, das ist mein Blut; das heißt: In dir muss eine völlige Verwandlung wirksam werden, du musst dich in ihm verlieren, du musst ein anderer Jesus sein"[3].

Das Opfer des Priesters und der ganzen Kirche wäre ohne das Opfer Jesu weder heilig noch Gott wohlgefällig, da wir nur sündige Menschen sind, das Opfer Jesu jedoch ohne das Opfer seines Leibes, der die Kirche ist, wäre ebenso unvollständig und nicht ausreichend: selbstverständlich nicht für das Heil, sondern weil wir es empfangen und es uns zu eigen machen. In diesem Sinn kann die Kirche mit dem heiligen Paulus sagen: „ Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt" (Kol 1,24).

Wir können das, was in jeder Messe geschieht, anhand eines Beispiels erläutern. Stellen wir uns vor, dass in einer Familie eines der Kinder, der Erstgeborene, sehr am Vater hängt. Zu seinem Geburtstag will er ihm ein Geschenk machen. Bevor er es ihm jedoch übergibt, bittet er im Geheimen alle seine Geschwister, das Geschenk mit zu unterschreiben. So gelangt es in die Hände des Vaters als ein Geschenk aller seiner Kinder und als Zeichen der Achtung und der Liebe aller, während es in Wirklichkeit nur von einem bezahlt worden ist.

Und nun die Anwendung des Beispiels. Jesus bewundert und liebt den himmlischen Vater unendlich. Ihm will er jeden Tag bis zum Ende der Welt das denkbar kostbarste Geschenk machen, das Geschenk seines Lebens. In der Messe lädt er alle seine „Geschwister" ein, die wir sind, ihre Unterschrift unter das Geschenk zu setzen, so dass es zu Gottvater als Geschenk all seiner Kinder kommen kann, „mein und euer Opfer", so nennt es der Priester im „Orate fratres". Doch in Wirklichkeit wissen wir, dass nur einer den Preis für dieses Geschenk bezahlt hat. Und welchen Preis!

3. Der Leib und das Blut

Um die praktischen Folgen zu begreifen, die sich für den Priester aus all dem ergeben, ist es notwendig, der Bedeutung der Worte „Leib" und „Blut" Rechnung zu tragen. In der Sprache der Bibel besagen das Wort Leib und das Wort Fleisch nicht wie für uns heute einen dritten Teil der Person wie in der griechischen Dreiteilung (Leib, Seele, nous); es verweist auf die ganze Person, insofern sie in einer leiblichen Dimension lebt. („Das Wort ist Fleisch geworden" bedeutet, dass es Mensch geworden ist, nicht Knochen, Muskeln, Nerven). Seinerseits besagt „Blut" nicht einen Teil des Menschen. Das Blut ist Sitz des Lebens, daher ist das Blutvergießen Zeichen des Todes.

Mit dem Wort „Leib" hat uns Jesus sein Leben geschenkt, mit dem Wort Blut hat er seinen Tod geschenkt. Auf uns angewandt bedeutet das Opfer des Leibes das Opfer der Zeit, der physischen und psychischen Kräfte, ein Lächeln, das typisch ist für einen Geist, der in einem Leib lebt; das Opfer des Blutes bedeutet das Opfer des Todes. Nicht nur im letzten Moment des Lebens, sondern in Bezug auf alles, das bereits jetzt den Tod vorwegnimmt: die Abtötung, die Krankheit, die Passivität, alles Negative im Leben.

Versuchen wir, uns ein in diesem Bewusstsein gelebtes Priesterleben vorzustellen. Der ganze Tag, nicht nur der Moment der Zelebration, ist eine Eucharistie: lehren, leiten, Beichte hören, die Kranken besuchen, auch die Ruhe, auch die Zerstreuung, alles. Ein geistlicher Meister, der französische Jesuit Pierre Olivaint sagte: „Le matin, moi prêtre, Lui victime; le long du jour Lui prêtre, moi victime - Am Morgen ich Priester, Er Opfer; während des Tages Er Priester, ich Opfer". „Wie gut tut doch ein Priester daran - sagte der heilige Pfarrer von Ars - sich Gott jeden Morgen als Opfer darzubringen".

Dank der Eucharistie ist auch das Leben eines alten, kranken und nicht mehr bewegungsfähigen Priesters äußerst kostbar für die Kirche. Er opfert „das Blut". Einmal besuchte ich einen an Krebs erkrankten Priester. Er bereitete sich mit der Hilfe eines jungen Priesters auf die Feier einer seiner letzten Messen vor. Er war auch augenkrank, so dass sie ununterbrochen tränten. Er sagte mir: „Ich hatte nie verstanden, wie wichtig es ist, auch in meinem Namen in der Messe zu sagen: Nehmt, esst; nehmt, trinkt... Jetzt habe ich es verstanden. Das ist alles, was mir bleibt, und ich sage es ständig im Gedenken meiner Pfarrkinder. Ich habe verstanden, was es heißt, für andere gebrochenes Brot zu sein".

4. Im Dienst des universalen Priestertums der Gläubigen

Hat man einmal diese existentielle Dimension der Eucharistie entdeckt, so ist es pastorale Aufgabe des Priesters, die auch den Rest des Volkes Gottes leben zu lassen. Das Priesterjahr sollte nicht nur eine Gelegenheit und eine Gnade für die Priester, sondern auch für die Laien sein. „Presbyterorum ordinis" sagt eindeutig, dass das Amtspriestertum im Dienst des universalen Priestertums aller Getauften steht, damit sie sich als „lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer" (Röm 12,1) darbringen können. Denn:

„Durch den Dienst der Priester vollendet sich das geistige Opfer der Gläubigen in Einheit mit dem Opfer des einzigen Mittlers Christus, das sie mit ihren Händen im Namen der ganzen Kirche bei der Feier der Eucharistie auf unblutige und sakramentale Weise darbringen, bis der Herr selbst kommt"[4].

Die Konstitution „Lumen gentium" spricht vom „gemeinsamen Priestertum" aller Gläubigen und sagt:

„Die Gläubigen wirken kraft ihres königlichen Priestertums an der eucharistischen Darbringung mit ... In der Teilnahme am eucharistischen Opfer, der Quelle und dem Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens, bringen sie das göttliche Opferlamm Gott dar und sich selbst mit ihm; so übernehmen alle bei der liturgischen Handlung ihren je eigenen Teil, sowohl in der Darbringung wie in der heiligen Kommunion, nicht unterschiedslos, sondern jeder auf seine Art"[5].

Die Eucharistie ist also ein Akt des ganzen Volkes Gottes, nicht nur im passiven Sinn, dass sie allen zum Wohl gereicht, sondern auch aktiv in dem Sinn, dass sie mit der Teilnahme aller vollzogen wird. Das eindeutigste biblische Fundament dieser Lehre liegt in Röm 12,1: „Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst".

Diese Worte des Paulus kommentierend sagte der heilige Petrus Chrysologos:

„Der Apostel sieht so alle Menschen zur priesterlichen Würde erhoben, um ihren Leib als lebendiges Opfer darzubringen. O unermessliche Würde des christlichen Priestertums! Der Mensch ist Opfer und Priester für sich selbst geworden. Er sucht nicht mehr außerhalb seiner selbst, was es Gott aufopfern soll, sondern er trägt mit sich und in sich das, was er Gott für sich opfert... Brüder, dieses Opfer ist nach dem Opfer Christi geformt... Sei also, o Mensch, sei Opfer und Priester Gottes"[6].

Versuchen wir also zu sehen, wie die von mir erläuterte Art, die Konsekration zu erleben, auch den Laien helfen könnte, sich dem Opfer des Priesters anzuschließen. Wie wir gesehen haben, ist auch der Laie dazu berufen, sich in der Messe Christus aufzuopfern. Kann er dies tun, indem er Worte Christi benutzt; „Nehmt,, esst, das ist mein Leib"? Ich denke, dass dem nichts entgegensteht. Tun wir nicht dasselbe, wenn wir, um unsere Hingabe an den Willen Gottes zum Ausdruck bringen, die Worte Jesu am Kreuz benutzen: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist", oder wenn wir in unseren Prüfungen wiederholen: „Dieser Kelch möge an mir vorübergehen", oder andere Worte des Heilands? Die Worte Jesu zu benutzen hilft dabei, sich seinen Empfindungen anzuschließen.

Die oben erwähnte mexikanische Mystikerin empfand die Worte Christi auch an sich und nicht nur an ihren Sohn, der Priester war, gerichtet: „Ich will, dass dieser Schrei deiner Seele in Einheit mit mir zum Himmel steigt - verwandelt in mir durch das Leid, die Liebe und die Praxis aller Tugenden: Das ist mein Leib, das ist mein Blut"[7].

Der Laiengläubige muss sich nur bewusst sein, dass diese in der Messe oder während des Tages zu ihm gesprochenen Worte nicht die Macht haben, den Leib und das Blut Christi auf dem Altar gegenwärtig werden zu lassen. Er handelt in diesem Moment nicht in persona Christi; er vertritt nicht Christus, wie dies der geweihte Priester tut, sondern er vereint sich nur mit Christus. Deshalb wird er die Konsekrationsworte nicht wie der Priester laut sprechen, sondern in seinem Herzen, er wird sie mehr denken als sprechen.

Versuchen wir uns vorzustellen, was geschähe, wenn auch die Laien im Moment der Konsekration still sagen würden: „Nehmt, esst: das ist mein Leib. Nehmt, trinkt, das ist mein Blut". Eine Familienmutter feiert so ihre Messe, dann geht sie nach Hause und beginnt ihren aus tausenderlei Kleinigkeiten bestehenden Tag. Ihr Leben ist im wörtlichen Sinn zerbröselt. Sie hinterlässt keine Spur in der Geschichte. Was sie aber tut, ist nichts Geringes: es ist eine Eucharistie zusammen mit Jesus! Auch eine Schwester sagt in ihrem Herzen im Moment der Konsekration: „Nehmt, esst: das ist mein Leib. Nehmt, trinkt, das ist mein Blut"; dann nimmt sie ihre Arbeit auf: mit Kindern, Kranken, alten Menschen. Die Eucharistie „dringt" in ihren Tag „ein", der so zu einer Verlängerung der Eucharistie wird.

Doch ich möchte im Besonderen auf zwei Kategorien von Menschen eingehen: die Arbeitenden und die Jugendlichen. Das eucharistische Brot - „Frucht der Erde und der Arbeit des Menschen" - hat etwas Wichtiges zur Arbeit des Menschen zu sagen, und dies nicht nur zur Landarbeit. In den Prozess, der vom in die Erde ausgesäten Samenkorn zum Brot auf dem Tisch führt, greifen die Industrie mit ihren Maschinen, der Handel, der Transport und eine unendliche Reihe anderer Aktivitäten ein, praktisch die gesamte menschliche Arbeit. Lehren wir den christlichen Arbeitenden, in der Messe seinen Leib und sein Blut zu opfern, das heißt die Zeit, den Schweiß, die Mühe. Die Arbeit wir nicht mehr entfremdend sein, wie dies in der marxistischen Vision der Fall ist, in der sie im Produkt endet, das verkauft wird, sondern sie wird heiligend werden.

Und was sagt die Eucharistie den Jugendlichen? Es genüge, dass wir an eines denken: Was will die Welt von den Jugendlichen heute? Den Körper, nichts anderes als den Körper! Der Körper ist in der Mentalität der Welt im Wesentlichen ein Instrument der Lust und der Ausbeutung. Etwas, das verkauft werden kann, das ausgenutzt werden kann, solange man jung und anziehend ist, um dann zusammen mit der Person weggeworfen zu werden, wenn sie nicht mehr diesen Zwecken dient. Besonders der Körper der Frau ist eine zu verbrauchende Ware geworden.

Lehren wir die christlichen Jugendlichen, im Moment der Konsekration zu sagen: „Nehmt, esst: das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird". Der Leib wird so geweiht, er wird etwas Heiliges, er kann nicht mehr der eigenen Wollust oder der des anderen ausgeliefert werden, er kann nicht mehr verkauft werden, da er geschenkt wurde. Er ist mit Christus Eucharistie geworden. Der Apostel Paulus schrieb an die ersten Christen: „Der Leib ist aber nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib... Verherrlicht also Gott in eurem Leib!" (1 Kor 6, 13.20). Und sofort erklärte er die beiden Weisen, mit denen man Gott in seinem Leib verherrlichen kann: entweder mit der Ehe oder mit der Jungfräulichkeit, je nach dem Charisma oder der Berufung eines jeden (vgl. 1 Kor 7,1ff).

5. Durch den Heiligen Geist

Wo können Priester und Laien die Kraft für diese totale Selbsthingabe an Gott finden, um sich sozusagen mit den eigenen Händen vom Boden zu erheben? Die Antwort lautet: im Heiligen Geist! Wie wir zu Beginn des Hebräerbriefes gehört haben, brachte sich Christus dem Vater als Opfer dar, „im ewigen Geist" (vgl. Herb 9,14), das heißt dank des Heiligen Geistes. Es war der Heilige Geist, der in der Weise, in der er im menschlichen Herzen Christi den Drang zum Gebet erweckte (vgl. Lk 10,21), in ihm den Drang und Wunsch erweckte, sich Vater als Opfer für die Menschheit darzubringen.

In seiner Enzyklika über den Heiligen Geist sagt Papst Leo XIII., dass „Christus jedes seiner Werke und besonders sein Opfer in der Gegenwart des Heiligen Geistes (praesente Spiritu) vollbracht hat"[8], und in der Messe, vor der Kommunion, betet der Priester: „Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, dem Willen des Vaters gehorsam hast du unter Mitwirkung des Heiligen Geistes (cooperante Spiritu Sancto) durch deinen Tod der Welt das Leben geschenkt...". Das erklärt, warum es in der Messe zwei „Epiklesen" gibt, das heißt zwei Anrufungen des Heiligen Geistes: eine vor der Konsekration über Brot und Wein und eine nach der Konsekration über den gesamten mystischen Leib.

Mit den Worten einer dieser Epiklesen (Drittes Hochgebet) bitten wir den Vater um die Gabe seines Geistes, um in einer jeden Messe wie Jesus Priester und Opfer zu sein: „Er mache uns auf immer zu einer Gabe, die dir wohlgefällt, damit wir das verheißene Erbe erlangen mit deinen Auserwählten, mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, mit deinen Aposteln und Märtyrern und mit allen Heiligen, auf deren Fürsprache wir vertrauen".


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Lesermeinungen

 chronotech 13. März 2010 

eine wunderbare Betrachtung!

Schade, dass nicht alle Priester zelebrieren die Heilige Messe im Sinne dieser Betrachtung...
Ich sehen mich sehr nach Priester, die Christus selbst im Messopfer kreativ werden lassen und nicht bloß, um jeden Preis die Liturgie missbrauchen, weil sie selber (unbedingt) kreativ werden wollen...
Diese Missbräuche sind viel schlimmer, als die in Medien gegenwärtigen.


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