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Domenico Bartolucci – ein Stück Musikgeschichte wird Kardinal

20. Oktober 2010 in Aktuelles, 5 Lesermeinungen
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Das Erbe der polyphonen Kirchenmusik – vor allem die der sogenannten ‚römischen Schule’ – ist ein Erbe, das sorgfältig bewahrt, am Leben erhalten und bekannt gemacht werden muss. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Mit der Ernennung Domenico Bartoluccis zum Kardinal hat Papst Benedikt XVI. ein Zeichen gesetzt. Der Name des „maestro“ ist in die Geschichte der römischen Kirchenmusik und Liturgie eingemeißelt. Bartolucci wurde 1917 in Borgo San Lorenzo (Toskana) geboren und ist der legendäre Chormeister der „Cappella Sistina“, die bei den päpstlichen Liturgien die musikalische Gestaltung übernimmt. Zu den Vorgängern Bartoluccis am Dirigentenstuhl des Chores, dessen Gründung auf den Pontifikat Gregors des Großen (590-604) zurückgeht, gehören unter anderen Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525/26-1594) und Domenico Scarlatti (1685-1757). Bereits in jungen Jahren wurde er der Leiter des Kathedralchores von Florenz. 1942 wurde er stellvertretender Maestro des Chores der Lateranbasilika. 1947 folgte das Amt des Chorleiters der „Cappella Musicale Liberiana“ der Basilika Santa Maria Maggiore.

1952 ernannte ihn Papst Pius XII. zum zweiten Kapellmeister der „Cappella Sistina“, wobei er einem Rat des damaligen Chorleiters Lorenzo Perosi folgte. Nach dem Tod Perosis im Jahr 1956 übertrug ihm der Papst die Aufgabe des „direttore perpetuo“ (Chorleiters auf Lebenszeit) des päpstlichen Chores der Petersbasilika.

Zu den Aufgaben Bartoluccis gehörte es, die „Cappella Sistina“, die einen schweren musikalischen Niedergang zu verzeichnen hatte, wieder zu sanieren. Dieser Aufgabe widmete sich Bartolucci mit der persönlichen Unterstützung durch Papst Johannes XXIII., so dass die „Cappella Sistina“ neben ihren Auftritten während der Papstliturgien zu Tourneen in verschiedenen Ländern aufbrechen konnte (Türkei, Polen, Deutschland, Österreich, Irland, Belgien, Holland, Frankreich, Spanien, Türkei, Japan, Philippinen, Australien, Kanada, Vereinigte Staaten von Amerika).


In der Zeit des II. Vatikanischen Konzils und den darauf folgenden Jahren wehrte sich Bartolucci gegen die fortschreitende Aufgabe des Lateinischen als Liturgiesprache und setzte sich vehement dafür ein, dass die in Gang gekommene und dann 1970 durchgesetzte Reform der Römischen Liturgie keine der „musica sacra“ abträgliche Richtung nimmt. Leider waren die Anstrengungen Bartoluccis von geringem Erfolg gekennzeichnet.

1997 wurde einer der bedeutendsten liturgischen Experten seines Amtes enthoben, obwohl ihn Pius XII. auf Lebenszeit berufen hatte. Die Ablösung Bartoluccis geschah nicht, ohne Kritiken und Polemiken zu provozieren. Als eine der Hauptkräfte, die mit dem liturgisch-musikalischen Kurs von Bartolucci nicht einverstanden waren und an einer Modernisierung der päpstlichen Liturgien arbeiteten, um sie den neuen Bedürfnissen der Feiern mit Johannes Paul II. anzupassen, wird der damalige päpstliche Zeremonienmeister und spätere Erzbischof Piero Marini genannt. Dieser war bereits in den Jahren des II. Vatikanischen Konzils sowie in der Folgezeit einer der Berater Annibale Bugninis, des Hauptarchitekten der Liturgiereform Pauls VI.

Auch der damalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Joseph Kardinal Ratzinger, gehörte als „Spezialist“ für Musik und Liturgie zu den Kritikern der Entscheidung, Bartolucci seines Amtes zu entheben. Rund ein Jahr nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri lud Papst Benedikt XVI. am 24. Juni 2006 zum Zeichen seiner Wertschätzung Maestro Bartolucci ein, um ein Konzert in der Sixtinischen Kappelle zu dirigieren. Damit setzte der Papst ein historisches Zeichen, das mit der jetzigen Ernennung Bartoluccis zum Kardinal der Heiligen Römischen Kirche zu seiner Vollendung gekommen ist.

In seiner Ansprache nach dem Konzert an jenem Junitag ließ der Papst ein liturgisches und musikalisches Programm erkennen, das zukunftweisend werden sollte. Benedikt XVI. lobte das von Bartolucci dargeboten Programm als eine Zusammenstellung, in der eine Parallele zwischen dem 16. und dem 20. Jahrhundert gezogen werde. Dies bekräftige die Überzeugung, „dass die polyphone Kirchenmusik – vor allem die der sogenannten ‚römischen Schule’ – ein Erbe darstellt, das sorgfältig bewahrt, am Leben erhalten und bekannt gemacht werden muss“.

Ein derartiges Unterfangen ist für Benedikt XVI. nicht nur zum Nutzen der Fachleute und derer notwendig, die sich für die Pflege der polyphonen Kirchenmusik einsetzen, sondern zum Nutzen „der ganzen kirchlichen Gemeinschaft, für die sie einen unschätzbaren geistlichen, künstlerischen und kulturellen Reichtum darstellt“.

Kennzeichnend für die Tätigkeit Bartoluccis und seiner Stiftung sei es, sich für den Erhalt und die Verbreitung der klassischen und zeitgenössischen Tradition der Polyphonie einzusetzen. Denn: „Ein echtes ‚Aggiornamento' der Kirchenmusik kann nur auf den Spuren der großen Tradition der Vergangenheit, des Gregorianischen Gesangs und der polyphonen Kirchenmusik stattfinden. Aus diesem Grund hat die kirchliche Gemeinschaft – sowohl im Bereich der Musik als auch in den anderen Kunstformen – stets diejenigen gefördert und unterstützt, die neue Wege des künstlerischen Ausdrucks suchen, ohne dabei der Vergangenheit, der Geschichte des menschlichen Geistes, die auch die Geschichte seines Dialogs mit Gott ist, eine Absage zu erteilen“.

Dreizehn Jahre musste Domenico Bartolucci warten, bis sein Lebenswerk nach seiner mehr oder minder gewaltvollen Entfernung im Jahr 1997 die höchste Anerkennung gefunden hat. Es ist kein Wunder, dass Bartolucci zu jenen gehört, die die Botschaft Benedikts XVI., die er der Kirche mit dem Motu proprio „Summorum Pontificum“ zur „Liberalisierung“ des nie abgeschafften Römischen Ritus nach dem Missale von Johannes XXIII. gegeben hat, aufnahm und verbreitete. Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser ehrenden Ernennung zum Kardinal ein Zeichen sowohl für die Zukunft der Musik in der vatikanischen Basilika als auch im Sinne der von Benedikt XVI. gewollten und geförderten neuen Besinnung auf die Liturgie, die „lex orandi“ der einen Kirche, gesetzt wurde, das zu weiterer Einsicht befähigt.

Foto: (c) L'Agenzia Sir


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Lesermeinungen

 Claudia Caecilia 23. Oktober 2010 
 

M.Schn-Fl

Oh ja, daran erinnere ich mich gut.
Die Methode des Professors hat übrigens meiner mittleren Tochter, die von Geburt an keine Konsonanten hören kann, ermöglicht ein normales Leben zu führen. Sie saß als Kind jeden Tag auf einer Schalltruhe und hörte und fühlte Mozart.

Es ist schön, dass wir uns einig sind, dass es soviel wunderbare Musik gibt.


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 M.Schn-Fl 22. Oktober 2010 
 

Liebe Claudia Caecilia,

auch hier muss ich Ihnen wieder voll zustimmen. Erinnern Sie sich, dass Prof Tomatis in Paris die Gregorianik unruhige, ängstliche Patienten ungefiltert über Kopfhörer hören liess?
Natürlich ist die Gregorianik ein Wunder an Gesang und Musik. Aber Prof Tomaits erziehlte seine grössten Heilerfolge mit den gefilterten Violinkonzerten Mozarts.
Sie haben einfach Recht, in dem sie den ganzen wunderbaren Reichtum der Musik betonen. Für mich persönlich gilt das von der Gregorianik bis zu Richard Strauss.


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 Claudia Caecilia 22. Oktober 2010 
 

@Wer Ist WieJesus

\"Ich singe nur noch Gregorianik. Nichts anderes kann mir noch gefallen.\"

Schade für Sie, da geht Ihnen viel verloren.
Gott hat doch die musikalische Begabung den Menschen geschenkt.

Man muß nicht Gregorianik gegen Bach, Händel oder Mozart usw. aufwiegen.
Als Kirchenmusikerin und Gregorianikdozentin ist das Singen des Chorals für mich ganz wichtig, aber die Schönheit der Kompositionen einiger Komponisten kann einen zutiefst berühren und auch Menschen den Zugang zum Glauben erleichtern.
Der Choral lebt davon, dass er in unvergleichlicher Weise die Musik dem Text unterordnet, er ist also wirklich reine Verkündigung.

\"...haben der Musik grossen technuschen Fortschritt gebracht aber der Musikalität grossen Schaden zugefügt.\"
Das ist definitiv falsch!

Ich bin froh und dankbar für den Reichtum der Musik, den wir von Gott durch Menschen geschenkt bekommen haben und - in seltenen Fällen - auch noch bekommen.
Haben Sie schon ´mal eine der Passionen von Bach gesungen oder den Messias von Händel, die Lauretanische Litanei von Mozart oder das Brahms Requiem?
Ich könnte die Liste beliebig fortsetzen - einfach nur wunderschöne, berührende, zu Gott führende Musik, die u.a. ich Menschen nahebringen darf.

Ich wünsche Ihnen ein offenes Herz.


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 horch 21. Oktober 2010 
 

ein wenig einseitig

Es stimmt wohl dass der greg Choral als rein gesungene Musik perfekt auf das interument \"Stimme\" angepasst ist. Man merkt das auch beim Proben. Sobald ein Tonus mal im Ohr drinnen ist, braucht man so gut wie nie ein Instrument um die Tonhöhe zu kontrollieren. Der bei Laienchören sehr häufig auftretende Effekt, dass ein Chorstück immer tiefer sinkt, tritt beim Choral praktisch nicht auf. 20 Jahre Praxis bestätigen das.

Aber das mit der \"Freiheit der Stimmen\" und dem Ideal Palestrina unterschreibe ich so nicht.
Palestrina hatte bei weitem nicht die kontrapunktischen Technik von Bach, Mozart, Reger, Distler etc. Die Entwicklung war einfach noch nicht so weit.

Die Chorwerke von Hugo Distler (1908-1942) sind die perfekteste Verbindung von Gesangs und Atemtechnik, Klangfarbenreichtum und kontrapunktischer Brillianz.
Seine polyphonen und polyrhythmischen Geflechte sind nicht nur techniscer Fortschritt - sondern auch musikalisch einzigartig.

Was den Choral einzigartig macht, ist dass er ausschliesslich zur kath. Kirche gehört, der ihr eigene Liturgiegesang, aber daraus kann ich nicht ableiten, dass es darüberhinaus keine musikalische Entwicklung mehr gibt.


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 WerIstWieJesus 20. Oktober 2010 

Gregorianik ist der schönste Gesang

Die Polyphonie ist technisch ein Fortschritt, musikalisch nicht.

Das Ideal Palestrinas kann nicht erreicht werden. Mehrere Stimmen sind nicht mehr frei. Folgerichtig ist der Polyphone Kontrapunkt zur Akkord-Musik depraviert (Bach) und zur Taktmusik.

Bach ist ein Genie der polyphonen Musik. Aber nicht einmal ihm gelingt die Freiheit der Stimmen.

Ich singe schon sehr lange Gregorianik (schon in sehr jungem Alter habe ich lateinische Polyphonie gesungen.)

Die Polyphonie, die Akkordmusik und die Taktmusik haben der Musik grossen technischen Fortschritt gebracht aber der Musikalität grossen Schaden zugefügt.

Am Anfang steht die Melodie.

Ich singe nur noch Gregorianik. Nichts anderes kann mir noch gefallen.


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