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Der Steuermann der Kirche im Angesicht der Anarchie des 'Bruchs'

8. Juli 2011 in Aktuelles, 19 Lesermeinungen
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Der Angriff auf die ‚Hermeneutik der Kontinuität’. Wirkliche Erneuerung kann nur von Rom und von Rom gestützt ausgehen. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Der heilige Bonifatius hat gesagt: „Man darf die Kirche, die wie ein großes Schiff durch das Meer dieser Welt fährt und durch verschiedene Wogen der Versuchungen in diesem Leben bedrängt wird, dennoch nicht im Stich lassen, sondern man muss sie lenken“. Gerade in einer Zeit des „Sturmes“ für die Kirche, in der die Wogen immer höher zu schlagen scheinen und es oft schwer fällt ein Licht hinter den Wolken hervorkommen zu sehen, stellt sich die Frage, wie dieses Schiff gelenkt werden kann. Und nicht wenige Stimmen haben sich erhoben, die meinten, das Dunkel ausnutzen zu können, um die Grundfeste des Glaubens selbst in Frage zu stellen, ein neues Christentum zu beschwören, das nicht „cum et sub Petro“, sondern gegen den Papst und die Hierarchie, gegen die Lehre der Kirche „neu“ errichtet werden sollte.

Es ist kein Zufall, dass gerade die sogenannten Fortschrittler oder Progressiven jeglicher Couleur und allen Alters immer wieder und in unterschiedlicher Formation hervorkommen, in völlig unsachlicher Weise z.B. gegenüber einem Skandal sexuellen Missbrauchs den Zölibat zitieren, als emeritierte Bischöfe und Konzilsgeschichtler ein „III. Vatikanisches Konzil“ beschwören und damit zu erkennen geben, worin im Moment eigentlich der Kern des Problems besteht. Es wird nämlich immer deutlicher, dass der Generalangriff, fleißig gestützt von den gierigen und ach so verteufelten Medien, von Innen her geführt wird. Das heißt: Kirche und Papst, der ehemalige „Wir-sind-Papst-Benedikt“, stehen nicht im Gefecht mit der postmodernen Relativismuskultur unserer Gesellschaft, sondern mit entscheidenden Schichten der Kirche, die den Moment der Krise nutzen, um die üblichen und gerade jetzt desorientierenden und wohlbekannten Elemente der „Kirchenkritik“ zu neuem Leben kommen lassen.

Alles wird in einen Topf geworfen und dazu missbraucht (nicht selten in beleidigender und ehrenabschneidender Form), um Sendung und Wesen der Kirche in Frage zu stellen und neu zu interpretieren. Die „Hermeneutik der Kontinuität“ – zentrales Thema des Pontifikats Benedikts XVI. – muss wieder vom Tisch, wie es scheint. Nach dem ersten „Bruch“ im Rausch eines beschworenen „Konzilsgeistes“ will man nun im Taumel einer heuchlerischen moralischen Panik verbunden mit dem klaren Ziel, einen „weg-von-Rom-Kurs entschlossen zu verwirklichen, den endgültigen „Bruch“ im Namen einer neuen humanisierten und im Grunde irrationalen und angepassten Pseudoreligion. Aber: „non praevalebunt“, und wenn sie sich auch noch so auf ihren von den Medien zur Verfügung gestellten Bühnen produzieren.


Wirkliche Erneuerung kann, wie die Geschichte lehrt, nur von Rom und von Rom gestützt ausgehen. Der Nachfolger Petri steht im Mittelpunkt dieser Erneuerung, die sich nur als Läuterung und Neugründung des christlichen Sinnes in einer entchristlichten Welt und säkularisierten Kirche vollziehen kann. Der Papst ist der Steuermann des angeschlagenen Schiffes der Kirche, und nicht zufällig war es gerade Benedikt XVI., der in seiner Katechese zum heiligen Bonaventura während der Generalaudienz am 10. März 2010 entscheidende Leitlinien zum Verständnis seines Amtes und seiner Sicht von Kirche und Regierung in der Kirche geboten hat.

Wie dies bereits der junge Theologe Joseph Ratzinger zu Beginn seiner akademischen Karriere getan hatte (Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura, Habil.-Schr. Univ. München 1955, München und Zürich: Schnell & Steiner 1959; Unveränd. Nachdruck St. Ottilien: Eos 1992. Mit neuem Vorwort: Rom, 24. Juli 1992), stellt der Papst in seinen Ausführungen die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura der Vorstellung eines trinitarischen Rhythmus der Geschichte entgegen, was von Joachim von Fiore behauptet worden war und unter anderem in den Anfängen des Franziskanerordens zur Bewegung der „Spiritualen“ geführt hatte. Joachim von Fiore wollte die Geschichte als eine Geschichte des Fortschritts deuten: von der Strenge des Alten Testaments zur relativen Freiheit der Zeit des Sohnes in der Kirche bis zur vollen Freiheit der Kinder Gottes in der Zeit des Heiligen Geistes, die endlich auch das Zeitalter des Friedens unter den Menschen, der Versöhnung unter der Völkern und Religionen sein sollte.

Es ist bezeichnend, dass eben diese Vorstellung im heutigen Moment der Krise der Kirche erneut vorgelegt wird: eine Vorstellung, die die Kirche nicht als die „una sancta“ gelten lässt, sondern ein völlig neues Zeitalter ankündigt, das über die Offenbarung des Evangeliums hinausgeht.

Dazu gehört auch die Negation der Notwendigkeit der hierarchischen Kirche. Demgegenüber hatte eben der heilige Bonaventura erklärt, wie Benedikt XVI. in Erinnerung rief, dass es kein anderes Evangelium und keine andere Kirche zu erwarten gebe. Christus wird nicht mehr als Ziel einer Epoche, sondern als Mittelpunkt der Geschichte erkannt.

Immer wieder kommt es für den Papst zur Vorstellung einer Geschichte, die von der Idee des Niedergangs bestimmt ist. Gleichzeitig stellt Benedikt XVI. einen sich wiederholenden „spiritualistischen Utopismus“ fest: „Wir wissen in der Tat, wie einige nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil davon überzeugt waren, dass alles neu wäre, dass es da eine andere Kirche gäbe, dass die vorkonziliare Kirche zu Ende wäre und wir eine andere, eine völlig ‚andere’ Kirche haben würden. Ein anarchischer Utopismus!“. Demgegenüber fordert der Papst, die Einzigkeit und Kontinuität der Kirche zu verteidigen, einer Kirche, „die immer Kirche der Sünder und immer Ort der Gnade ist“.

Benedikt XVI. will die Kirche leiten: auf seine Weise, den Lehren seines großen Meisters Bonaventura folgend, indem er einen „gesunden Realismus“ mit einem „spirituellen Mut“ verbindet, die ihn so nah wie möglich an den Kern des Evangeliums bringen. Als spreche er von sich selbst, erklärt der Papst, dass das Leiten für den heiligen Bonaventura nicht einfach ein Tun war, „sondern vor allem Denken und Beten“: „An der Basis seiner Leitung finden wir immer das Gebet und das Denken; alle seine Entscheidungen ergeben sich aus der Reflexion, aus dem vom Gebet erleuchteten Denken. Sein inniger Kontakt mit Christus hat seine Arbeit als Generalminister immer begleitet, und daher hat er eine Reihe theologisch-mystischer Schriften verfasst, die den Geist seiner Führung zum Ausdruck bringen und die Absicht bekunden, den Orden innerlich zu führen, das heißt nicht allein durch Befehle und Strukturen zu regieren, sondern indem er die Seelen leitete und erleuchtete und sie auf Christus ausrichteten“.

Für den heiligen Bonaventura waren, wie Benedikt XVI. erklärt, seine mystischen und theologischen Schriften die „Seele seiner Regierung“. Gleiches gilt für ihn selbst. Seine Lehre ist „durch das Gebet erleuchtetes Denken“. Der Steuermann betet, da er weiß, dass ein Schiff den Wassern und Stürmen nur widerstehen kann, wenn es durch das Gebet kalfatert ist, wenn das Gebet, die Suche nach dem Ort der mystischen Vereinigung mit Christus seine tragende Struktur bildet. Der Papst antwortet auf alle Unreinheit, auf alle Angriffe – mit dem Gebet. Sein Kalfathammer mit dem harten und edlen Kopf sind das Predigen, das Lehren, das Vorbildsein, die Liturgie, das liebende Drängen, es mit der Botschaft des Christentums ernst zu machen.

Zweimal beendete Benedikt XVI. seine großen Katechesen zum „Doctor Seraphicus“ mit einem Wort des heiligen Bonaventura aus dessen mystischem Hauptwerk „Itinerarium mentis in Deum“ – Worte, von denen der Heilige Vater und Stellvertreter Christi wünscht, dass sie in die Tiefe aller christlichen Herzen eingesenkt werden. Diese Worte bilden für den Steuermann der Kirche Ausgangspunkt und Ziel ihres Lebens:

„Wenn du dich nun danach sehnst zu wissen, wie die mystische Gemeinschaft mit Gott zustande kommt, so frage die Gnade, nicht die Lehre; die Sehnsucht, nicht den Verstand; das Seufzen des Gebets, nicht das Studium des Buchstabens; den Bräutigam, nicht den Lehrer; Gott, nicht den Menschen; den Dunst, nicht die Klarheit; nicht das Licht, sondern das Feuer, das alles entflammt und mit starken Salbungen und glühendsten Gefühlen zu Gott bringt... Treten wir also in den Dunst ein, lassen wir die Unruhen, die Leidenschaften und die Gespenster zum Schweigen kommen; gehen wir mit dem gekreuzigten Christus von dieser Welt zum Vater über, damit wir, nachdem wir ihn gesehen haben, zusammen mit Philippus sagen: das genügt mir“ (VII, 6).

Und es soll genügen. Alles andere kann nur dem Werk des bösen Geistes und des Durcheinanderwerfers Vorschub leisten. Und wer wollte schon Knecht des Teufels sein – oder vielleicht doch?


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