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'Wir haben es mit einem massenhaften Glaubensabfall zu tun!'

30. September 2011 in Interview, 42 Lesermeinungen
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Vorprogramm der Freiburger Jugendvigil war "ein Paradebeispiel für massenpsychologische Manipulation" - KATH.NET-Interview mit Dominikanerpater Wolfgang Ockenfels, Theologische Fakultät Trier - Von Petra Lorleberg


Trier (kath.net/pl) Das Kernproblem der deutschen katholischen Kirche ist der “inzwischen weithin ausgedünnte Glauben an Gott. Wir haben es mit einem massenhaften Glaubensabfall zu tun.“ Dies sagte Dominikanerpater Prof. Wolfgang Ockenfels, Ordinarius für Christliche Sozialwissenschaften an der Theologischen Fakultät Trier, im KATH.NET-Interview über den vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland.

kath.net: Herr Professor Ockenfels, wir haben Papst Benedikt XVI. in unserem Land und in unserer deutschen katholischen Kirche empfangen. Die ausländischen Medien schauten mit spürbarer Verwunderung auf den nicht nur außerkirchlichen Protest, die US-amerikanische Zeitschrift „Time“ beispielsweise nannte diesen Empfang „lauwarm“. Was war Ihr persönlicher Eindruck: wie hat die bundesdeutsche Öffentlichkeit und wie die deutsche katholische Kirche den Papst empfangen?

Ockenfels: Die säkulare Öffentlichkeit, also die überwiegende Anzahl der Printmedien und der Fernsehanstalten, ist in Deutschland fest in der Hand von Leuten, denen jede festgefügte christliche Glaubensgemeinschaft, die noch einen Wahrheitsanspruch erhebt, ein Gräuel ist. Von denen konnte man natürlich keinen freundlichen oder gar herzlichen Empfang des Papstes erwarten.

Erschwerend hinzu kommt die alte Los-von-Rom-Bewegung, die sich seit der Reformation nicht nur bei den nationalen Protestanten, sondern auch innerhalb der katholischen Kirche bemerkbar macht. Das kennen wir seit dem 19. Jahrhundert, und die meisten Reformvorschläge unserer modernen Reformkatholiken haben nur noch antiquarischen Wert. Sie sind ein Anachronismus.

Im Übrigen neigen die heutigen Deutschen nicht zum Enthusiasmus. Die „Berufskatholiken“ unter ihnen können wenigsten noch Papstreisen gut organisieren. Eine Begeisterung für den Papst werden sie in Abhängigkeit von den säkularen Medien nicht mehr artikulieren können. Das zeigt, wie sehr sich unsere Kirche von den weltlichen Medien abhängig gemacht hat.


Allerdings gebe ich zu bedenken, dass die veröffentlichte Meinung in den Medien nicht identisch ist mit der öffentlichen Meinung. Es gibt noch eine subversive Art von volkskirchlichem Glauben, der sich von der jeweiligen zeitgeistbeflissenen Propaganda nicht beeinflussen lässt.

kath.net: Schon im Vorfeld wurde über die Bundestagsrede hitzig diskutiert. Hatten Sie eine Rede in diese Richtung erwartet oder hat Sie Papst Benedikt XVI. mit der Wahl seiner Schwerpunkte überrascht? Welchem Aspekt der Bundestagsrede würden Sie besondere Beachtung wünschen?

Ockenfels: Ich lasse mich gern von ewigen Wahrheiten überraschen, die in Vergessenheit geraten sind.

Dass der Papst die überspannten Erwartungen vieler nicht erfüllt hat, unterstreicht die Bedeutung dessen, was er gesagt hat. Manche erwarteten eine ethisch-normative Aussage über europäische finanzpolitische Rettungsschirme und dergleichen. Stattdessen konzentrierte er die Aufmerksamkeit der Parlamentarier auf das, was wesentlich ist.

Wesentlich in der Demokratie ist nicht das formale Mehrheitsprinzip, sondern das Natur- und Menschenrecht. An dieser Frage hängt die gesamte Legitimation der Demokratie, die ja immer stärker in die Krise kommt. Somit gewinnt das Naturrechtsdenken der katholischen Soziallehre eine unerhörte Bedeutung, die besonders in der akademischen Theologie neu zu bedenken und zu vermitteln wäre.

kath.net: Man hört aktuell in steigendem Maß das Stichwort „Blockbildung in der katholischen Kirche“. Da ist die Rede von der Gefahr einer Kirchenspaltung, was dann je nach Standpunkt des Betrachters begrüßt oder verurteilt wird. Dies macht sich zunächst an unterschiedlichen Themen fest, wie wir bei den heftigen Diskussionen im Vorfeld der Papstvisite beobachten konnten, doch um was geht es im Eigentlichen?

Ockenfels: Innerkirchlich unterschiedliche Strömungen hat es immer gegeben. Dazu sind ja die Hirten der Kirche da, dass sie feindselige Blockbildungen auflösen und das Auseinanderdriften der Schafe verhindern. Das ist die wichtige Aufgabe einer innerkirchlichen Ökumene, die sich nicht in permanenten, in sich kreisenden Dialogen und Strukturfragen erschöpfen darf.

Das eigentliche Problem bei uns liegt aber viel tiefer: Es ist die Frage nach dem inzwischen weithin ausgedünnten Glauben an Gott. Wir haben es mit einem massenhaften Glaubensabfall zu tun, mit einem eklatanten Mangel an Erlösungsbedürftigkeit.

Der Papst hat ein Missionsgebiet betreten, als er nach Deutschland kam. Und er hat den christlichen Missionsauftrag eindringlich wahrgenommen, ohne aufdringlich zu sein.

kath.net: Spielt hier auch die Frage nach der Kirchensteuerproblematik hinein? Und: hat denn nun, Ihrer Einschätzung nach, der Heilige Vater in der Freiburger Rede vor den engagierten Laien das Thema Kirchensteuer angesprochen oder nicht?

Ockenfels: Dem Papst geht es um die Glaubwürdigkeit einer Ortskirche, die allzu stark in weltliche Dinge verstrickt ist. Es geht ihm um die Freiheit einer Kirche, die sich allzu sehr hat einbinden lassen in politische, wirtschaftliche und kulturelle Abhängigkeiten. Wo diese Abhängigkeiten dem Verkündigungsauftrag im Wege stehen, müssen sie aufgelöst werden. Das bedeutet „Entweltlichung“.

Ob dazu auch der Abschied vom deutschen Kirchensteuersystem gehört, wird schon seit längerem diskutiert, und zwar nicht nur von Kirchenfeinden. Die glaubwürdige Lebens- und Wirkungsform der Kirche darf nicht von ihrem öffentlich-rechtlichen Status abhängen.

kath.net: Ein Papst kommt naturgemäß mit einer Botschaft an die Ortskirche. Sehen Sie eine Bereitschaft in der deutschen katholischen Kirche, seine Botschaft anzunehmen? Oder erwarten Sie Schwierigkeiten? Die Deutsche Bischofskonferenz hat ja gerade angekündigt, dass sie auf ihrer Herbstvollversammlung die Papstreden auswerten möchte.

Ockenfels: Manche Bischöfe haben es ja gelernt, sehr freizügig „mit Texten umzugehen“, die von Rom kommen. Adressaten der Papstreden waren nicht vorrangig Bischöfe und Priester, sondern alle Gläubigen. Sogar die Nichtgläubigen durften sich angesprochen fühlen.

Mir scheint, viele einfache Gläubige haben den Papst besser verstanden als manche Theologen und „Berufskatholiken“. Freilich hat uns der Papst einige Nüsse zum Knacken hinterlassen. Dazu gehören vor allem das Programm der „Entweltlichung“ und die ziemlich vernachlässigte Naturrechtstradition der Kirche.

kath.net: Für die Begegnung des Papstes mit den Jugendlichen bei der Jugendvigil in Freiburg war ein Jugendprogramm angesetzt, bei dem u.a. die Jugendlichen Stellung beziehen sollten zu Themen wie Priesterweihe für Frauen; auch die Zölibatsdiskussion wurde zu den Jugendlichen getragen. Halten Sie das Vorprogramm der Jugendvigil für empfehlenswert?

Ockenfels: Das war ein Paradebeispiel für massenpsychologische Manipulation. Und dafür, wie weit sich Jugendfunktionäre bereits von ihrer Kirche entfernt haben.

kath.net: Pater Ockenfels, ich danke Ihnen sehr herzlich für das Interview!

Kontakt Erzbistum Freiburg

Apostolische Nuntiatur


Das Video von der Ansprache des Heiligen Vates an die engagierten Laien:

Ansprache an die JUGEND:

Video von der Predigt in Freiburg:



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