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Der Sieg über das Böse durch die Kraft des Kreuzes

26. Oktober 2011 in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Benedikt XVI.: Erliegt nicht der Versuchung, zu Wölfen unter Wölfen zu werden! Wortgottesdienst in der Audienzhalle ‚Paolo VI’ am Vorabend des interreligiösen Treffens in Assisi. Gebet für die Erdbebenopfer in der Türkei. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) In Vorbereitung auf das interreligiöse Treffen von Assisi am morgigen Donnerstag, 27. Oktober, das unter den Thema steht: „Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt – Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens“, feierte Papst Benedikt XVI. einen Wortgottesdienst in der Audienzhalle „Paolo VI“. Daher fiel die Generalaudienz in ihrer traditionellen Form aus.

Aufgrund des schlechten Wetters konnte die Feier nicht auf dem Petersplatz stattfinden. Um allen Pilgern die Möglichkeit zu geben, sich am Wortgottesdienst zu beteiligen, wurde die Begegnung mit dem Papst zweigeteilt. Benedikt XVI. grüßte zuerst die in der Petersbasilika versammelten Gläubigen und feierte dann den eigentlichen Gottesdienst in der Audienzhalle.

In seiner Predigt betonte Benedikt XVI. zunächst, dass die Christen nicht der Versuchung erliegen dürften, „zu Wölfen unter Wölfen“ zu werden. Das Reich des Friedens Christi verbreite sich nicht mit Macht, Kraft oder Gewalt, sondern mit der Gabe seiner selbst, mit der zum Äußersten geführten Liebe, die auch die Feinde einschließe. „Jesus besiegt die Welt nicht mit der Kraft der Waffen, sondern mit der Kraft des Kreuzes, das die wahre Gewährleistung des Sieges ist“, so der Papst.

Als Beispiel verwies der Papst auf den Völkerapostel Paulus, dessen „Schlacht“ nicht die der Gewalt und des Krieges gewesen sei, sondern des Martyriums für Christus. Paulus habe sein Leben hergegeben, um die Botschaft der Versöhnung und des Friedens des Evangeliums zu überbringen. Dazu habe er alle seine Energien aufgewandt, um sie bis an die Enden der Welt erklingen zu lassen. Für Benedikt XVI. bestand die Kraft des Paulus darin, dass er kein ruhiges und bequemes Leben gesucht, sondern sich für das Evangelium ohne Vorbehalte hergegeben habe. So sei Paulus der große Bote des Friedens und der Versöhnung Christi geworden.

Benedikt XVI. erinnerte an die monumentale Statue des Völkerapostels vor dem Sagrato der Petersbasilika, die ihn mit einem Schwert in der Hand darstellt. Dieses Schwert, Zeichen des Martyriums des Apostels, rufe auch die Macht der Wahrheit in Erinnerung, die oft verletzen und schmerzen könne. Paulus sei dieser Wahrheit bis ins Letzte treu geblieben. Er habe ihr gedient, für sie gelitten und sein Leben für sie aufgeopfert. Dieselbe Logik gelte auch für die Christen von heute, wenn sie Überbringer des vom Propheten Zacharias verkündeten und in Christus verwirklichten Reiches des Friedens sein wollen: „Wir müssen bereit sein, persönlich zu bezahlen, an uns selbst Unverständnis, Ablehnung, Verfolgung zu erleiden“. Nicht das Schwert des Eroberers baue den Frieden auf, sondern das Schwert des Leidenden, das Schwert dessen, der es verstehe, sein Leben zu schenken.


Zu Beginn seiner Predigt ging Benedikt XVI. auf das Thema des morgigen interreligiösen Treffens sein: „Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens“. Damit komme der Einsatz zum Ausdruck, gemeinsam mit den Mitgliedern anderer Religionen und auch mit Nichtgläubigen, die jedoch aufrichtig auf der Suche nach der Wahrheit seien, das wahre Wohl der Menschheit und den Aufbau des Friedens zu begünstigen. „Als Christen sind wir überzeugt, dass der wertvollste Beitrag, den wir zur Sache des Friedens leisten können, das Gebet ist“, so der Papst. Allein durch das Gebet um das Geschenk des Friedens könne der Herr Verstand und Herz erleuchten „und uns führen, um zu Stiftern der Gerechtigkeit und der Versöhnung in unseren alltäglichen Wirklichkeiten und in der Welt zu werden“.

Die Geburt Jesu Christi bringe eine Botschaft des Friedens für die ganze Welt. Als Jesus dann in die Heilige Stadt eingezogen sei, habe er dies nicht in einer reich ausgestatteten Kutsche oder wie die Großen zu Pferd getan. Er „ist ein armer König, der König derer, die die Armen Gottes sind“. Jesus sei der König derer, deren Herz frei sei vom Streben nach Macht und Reichtum, vom Streben nach Herrschaft über den Anderen. Jesus „ist der König derer, die jene innere Freiheit haben, die dazu befähigt, Habsucht und Egoismus zu überwinden, die in der Welt sind, der König derer, die wissen, dass Gott allein ihr Reichtum ist“. Jesus sei ein armer König unter den Armen, mild unter denen, die mild sein wollen. Auf diese Weise sei Jesus „König des Friedens, dank der Macht Gottes, der die Macht des Guten ist, die Macht der Liebe“.

Christus „ist der König, der den Frieden auf dem Kreuz verwirklicht, so Himmel und Erde miteinander vereint und eine brüderliche Brücke unter allen Menschen schlägt“. „Das Kreuz ist der neue Bogen des Friedens, Zeichen und Werkzeug der Versöhnung, der Vergebung, des Verständnisses, Zeichen dafür, dass die Liebe stärker ist als jeder Hass und jede Unterdrückung, stärker als der Tod: das Böse wird durch das Gute, durch die Liebe besiegt“, so Benedikt XVI.

Das Reich Christi eröffne universale Dimensionen. Der Horizont dieses armen Königs sei nicht der eines Staates oder eines Gebiets, sondern die Grenzen der Welt. Jenseits aller Barrieren der Rasse, der Sprache, der Kultur schaffe er Gemeinschaft und Einheit. Diese Verkündigung verwirkliche sich heute „in dem großen Netz der eucharistischen Gemeinschaften, die sich über die ganze Erde erstrecken“. Dies sei „das große Mosaik“, das das Reich des Friedens Jesu bilde. Jesus werde überall gegenwärtig. Indem die Menschen in Gemeinschaft mit ihm treten, „sind sie auch untereinander in einem Leib vereint und überwinden so Spaltungen, Rivalitäten und Groll“. Christus komme in der Eucharistie, um den Menschen von seinem Individualismus zu befreien, der die anderen ausschließe, um aus den Menschen einen Leib, ein Reich des Friedens in einer nicht gespaltenen Welt zu machen.

Benedikt XVI. beschloss seine Predigt mit einem besonderen Gebet. „Als Christen“, so der Papst, „ wollen wir Gott um das Geschenk des Friedens bitten, wir wollen ihn bitten, dass er uns zu Werkzeugen seines Friedens in einer Welt macht, die noch von Hass, Spaltungen, Egoismen und Kriegen zerrissen ist. Wir wollen ihn bitten, dass die morgige Begegnung in Assisi den Dialog unter Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit fördere und einen Lichtstrahl bringe, der dazu fähig ist, Verstand und Herz aller Menschen zu erleuchten, auf dass Vergebung an die Stelle von Groll, Versöhnung an die Stelle von Spaltung, Liebe an die Stelle von Hass, Milde an die Stelle von Gewalt trete und in der Welt der Frieden herrsche“.

Am Ende des Wortgottesdienstes und vor den Grüßen in den verschiedenen Sprachen richtete Benedikt XVI. einen Appell zugunsten der Opfer des schweren Erdbebens in der Türkei: „Ich lade euch ein, euch mir im Gebet für all jene anzuschließen, die das Leben verloren haben und im Geist den vielen Menschen nahe zu sein, die so schwer geprüft wurden“.

Am Sonntag war der Südosten der Türkei von einem Erdbeben der Stärke von 7,2 betroffen. Bislang wurden mehr als 460 Tote geborgen. Viele Menschen werden noch vermisst.


Die Pilger aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Liebe Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache! Danke! Einen herzlichen Gruß richte ich zunächst an die Teilnehmer der Romwallfahrt des Internationalen Kolpingwerks. Seit der Seligsprechung von Adolph Kolping sind zwanzig Jahre vergangen. Wir hoffen alle, daß die Heiligsprechung nahe ist, aber wir brauchen noch Gebet dazu, damit wir das Wunder erhalten, das nötig ist. Aber ich freue mich, daß so viele gekommen sind, und ich sehe darin doch die Kraft des Kolpingwerks, welche eine Kraft des Glaubens in unserem Land ist. Wie ihr wißt und soeben gehört habt, werde ich morgen in Assisi zusammen mit Vertretern verschiedener Religionen einen Tag der Reflexion, des Gesprächs und des Gebets für den Frieden und die Gerechtigkeit in der Welt halten. Ich möchte euch einladen, euch im Gebet mit mir zu verbinden und den Herrn um seinen Segen für ein friedliches Miteinander aller Menschen und Völker zu bitten. Der dreifaltige Gott begleite uns bei unserem Reden und Tun und lasse uns stets seiner Nähe gewiß sein. Euch allen wünsche ich einen frohen Aufenthalt in Rom.




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Lesermeinungen

 supernussbi 26. Oktober 2011 

Friede den Menschen, die guten Willens sind!

Wieder einmalig - die Predigt von Benedikt XVI. Bemerkenswert zu Beginn die Warnung vor der Versuchung, selber Wölfe und Wölfen zu werden. Wollte er etwa mit dem \"Schwert des Eroberers\" indirekt den Gründer einer Religion nennen und uns darauf hinweisen, dass wir gerade darauf nur mit dem \"Schwert des Leidenden\", der bereit ist persönlich zu bezahlen (Martyrium der Liebe\" reagieren dürfen, um den wahren Frieden zu fördern?
Wunderbar auch die Erwähnung der Kraft der eucharistischen Einheit - verbunden mit der Bitte, sein morgiges Assisi-Treffen eben als Anbetende zu begleiten. Das wollen wir tun!


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