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In Kuba wächst bereits eine Jugend mit neuem Potenzial heran

25. März 2012 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Ein KATH.NET-Bericht aus Kuba. Reisetagebuch Teil 1. Von Christoph Hurnaus


Havanna (kath.net/ch) Sonnenschein und karibischer Flair empfangen uns bei unserer Ankunft am Flughafen Varadero. Die Zuckerinsel zeigt sich hier von ihrer besten Seite. Ein Schwall heißer Luft steigt uns entgegen, als wir aus dem Flugzeug steigen, um uns schließlich in die Schlange wartender Touristen für die Passkontrolle einzureihen. Nun steigt unsere Spannung. Über die kubanische Botschaft in Wien haben wir bereits vor einigen Wochen ein Journalistenvisum für die Papstreise beantragt. Eine Woche vor unserer Abreise wurde dann das Visum in unseren Pass geklebt. Das Visum mit der Bezeichnung D-6 gewährt internationalen Journalisten einen Aufenthalt von genau einer Woche in Kuba. Ein längerer Aufenthalt ist nicht erwünscht. Wir haben neben dem Papstbesuch allerdings auch einige Tage Badeurlaub und Sightseeing auf der Insel eingeplant, so dass unsere Gesamtreisedauer 14 Tage beträgt. Das sorgte schon im Vorfeld für einige Komplikationen. Die freundliche Sekretärin in der kubanischen Botschaft in Wien versuchte alles, um unser Problem zu lösen. Zeitgleich arbeitete auch die österreichische Botschaft in Havanna auf Hochtouren, um uns eine sichere Ein und Ausreise zu gewährleisten. Nach mehrmaligen Telefonaten mit den Botschaften in Wien und Havanna schien sich die Lage einige Tage vor unserer Abreise zu entspannen. Es wurde uns empfohlen, neben dem Journalistenvisum zusätzlich eine Touristenkarte zu besorgen und mit dieser einzureisen. Um ein Ablaufen des Journalistenvisums zu verhindern, sollte es nach Möglichkeit bei der Einreise nicht gestempelt werden. Doch genau das konnten wir leider nicht verhindern. Es bestand nun das Risiko, dass wir nach Ablauf des Visa einen Tag vor Eintreffen des Papstes auf der Insel Probleme mit unseren Akkreditierungen bekommen könnten. Doch vorerst wollten wir uns nicht mit solchen unangenehmen Fragen beschäftigen, sondern erst einmal einige Tage Badeurlaub in Varadero genießen.

Die Halbinsel Varadero gehört zu den schönsten und bekanntesten Ferienregionen in Kuba. Vor der Revolution war Varadero ein bevorzugtes Badeparadies schwerreicher US-Amerikaner, die hier luxuriöse Villen bauten und das Leben in ihren Villen, Luxushotels und Kasinos mit Spiel und Prostitution zubrachten. Wer die Geschichte der kubanischen Revolution verstehen will, muss auch deren Vorgeschichte kennen, um zu verstehen, wie viel Hass sich gegen die Imperialisten aus dem Westen in all den Jahrzehnten aufgestaut hatte. Im Zentrum Varaderos beziehen mein Reisekollege Peter und ich einen Ferienclub, der zu einer großen französischen Hotelkette gehört. Urlaub in Vardero heisst ¨todo incluido¨, was so viel wie ¨alles inklusive¨ bedeutet. Für mich, der ich früher viel mit dem Tramperrucksack gereist war und eher in Hotels der unteren Kategorie abgestiegen bin, ist dies ein völlig neues Abenteuer.


Am nächsten Morgen lernen wir Alois, den Hotelmanager aus Bayern, kennen. Er ist schon viel herumgekommen in der Welt, und hat in den vergangenen Jahren auch an anderen Badeparadiesen dieser Erde Hotels und Klubs geleitet. Alois ist mit einer Kubanerin verheiratet und spricht noch immer ein gepflegtes ¨bayerisch¨, so als ob er seine niederbayerische Heimat nie verlassen hätte. Er hat zuletzt in Bad Birnbach gelebt und ist in Traunstein geboren, in jener Stadt, in welcher auch der heutige Papst Joseph Ratzinger einige Jahre seines Lebens verbrachte. ¨Ja, der Ratzinger, der hätte wahrscheinlich auch mir die obligatorische Firmwatsche verpasst, hätte ich damals noch im Erzbistum Muenchen gelebt¨, so der Hotelmanager im bayerischen O-Ton. Sein Klub beherbergt während der Hauptsaison bis zu 500 Gäste am Tag. Die Touristen aus aller Welt werden dabei von etwa 200 Mitarbeitern rund um die Uhr betreut. Neben den Rezeptionsangestellten, Köchen und Kellnern versuchen vor allem die Animateure den Gästen das Leben im Klub möglichst unterhaltsam und spannend zu gestalten. Täglich werden karibische Tanzvorführungen angeboten, die selbst einen Nichttänzer wie mich begeistern. Die hübschen Mädchen und ihre kubanischen Tanzpartner zeigen eine Performance, die mir große Bewunderung abringt. Ich hätte mir nie vorstellen können, zu welchen Kunststücken junge karibische Tänzer fähig sind.

Jeder junge Kubaner, der es in einen dieser Hotels oder Clubs als Bediensteter schafft, hat schon das große Los gezogen. Ob Tänzer, Badewart, oder Kellner, sie verdienen hier auf jeden Fall schon das zig-fache eines kubanischen Arztes. Auch wenn Reisefreiheit immer noch in weiter Ferne schwebt, so knüpfen diese jungen Kubaner hier jene wichtigen Kontakte, die für ihr weiteren Leben von großem Vorteil sein könnten.

Die meisten der jungen Kubaner, mit denen wir sprechen, sind äußerst nett, aufmerksam und charmant. Egal, wie lange der Prozess der gesellschaftlichen Transformation noch dauert, hier wächst bereits eine Jugend mit neuem Potenzial heran. Kuba ist eines jener Länder, in dem ein großes Augenmerk auf Schulbildung und medizinische Versorgung gelegt wird. Auch wenn viele Kubaner noch immer in bitterer Armut leben, so hat die touristische Öffnung des Landes viele Devisen ins Land gespült, die das politische System während einer nicht gerade einfachen politschen und wirtschaftlichen Phase bitternötig hat. Die von ausländischen Investoren betriebenen Hotels müssen alle Einkünfte an den Staat abliefern, dieser verteilt die Gewinne dann nach einem komplizierten Verteilungsschlüssel an die Hotelbetreiber und deren Mitarbeiter. Innerhalb weniger Jahre haben Investoren aus dem Ausland fast die gesamte Fläche Varaderos zubetoniert. Einige dieser Hotelburgen sind in ihrem Aussehen so hässlich, das mir das Herz blutet. Und doch sorgen Pferdekarren und amerikanische Oldtimerautos für eine Stimmung auf den Straßen, die wirklich zauberhaft ist, und die sehr an die 50er Jahre der USA erinnert.

Trotz der Bausünden vergangener Jahre hat Varadero kilometerlange paradiesische Sandstrände und türkisblaues Meer zu bieten. Die Badesaison dauert hier 12 Monate, selbst die von Mai bis September regelmäßig auftretenden Hurrikans können die Touristen nicht davon abhalten, diesen wunderschönen Flecken Erde zu besuchen.

Wir joggen täglich den Strand rauf und runter und genießen das einzigartige Gefühl, endlich im Sommer angekommen zu sein. Am Abend besuchen wird die Pfarrkirche Santa Elvira und nehmen an einer Messe teil. Da wir beide nicht spanisch sprechen, können wir leider auch nicht der Predigt des Priesters folgen. Ich schaue wie gebannt auf seine funkelnden Augen, in Gestik und Mimik gleicht dieser graumelierte Mann eher einem Filmstar aus Hollywood als einem katholischen Priester. Auch wenn wir kaum ein Wort seiner Predigt verstehen, so spüre ich doch intuitiv, dass er seinen Schäfchen gerade etwas sehr Wichtiges zu sagen hat. Die Kirche ist an diesem Wochentag halbvoll, am Ende des Gottesdienstes umarmen sich die Gläubigen, egal ob alt oder jung, in großer Herzlichkeit. Der Priester verabschiedet sich noch von jedem Gottesdienstbesucher mit einem herzlichen Händedruck an der Kirchentür, während am Vorplatz der Kirche die Gläubigen sich noch eine Weile lang unterhalten. Gerne würde ich einige ihrer Geschichten hören, um die sicherlich manchmal sehr harten Lebensschicksale von Katholiken auf der Insel kennenzulernen. In dem touristischen Trubel Varaderos ist die Kirche der Heiligen Elvira jedenfalls ein Leuchtturm und eine Oase des Friedens und der Ruhe.

kathTube-Foto: Kuba bereitet sich auf den Papstbesuch vor: Benedikt XVI., willkommen auf Kuba!




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