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Kubas Menschen sind desillusioniert aber warmherzig

26. März 2012 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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„Wir stellen sehr bald fest, dass es auch im realen Sozialismus eine Zweiklassengesellschaft gibt“ - KATH.NET-Bericht aus Kuba. Reisetagebuch Teil 2. Von Christoph Hurnaus


Havanna (kath.net/ch) Mit einem Bus brechen wir nach Havanna auf, um unsere Akkreditierungen abzuholen. Am Busbahnhof des Badeortes herrscht dichtes Gedränge. Vor einem geöffneten Schalter steht eine lange Schlange wartender Passagiere. Wir stellen uns hinten an und warten eine Zeit lang, bis wir merken, dass wir vor dem Schalter der falschen Buslinie stehen. Wir suchen nun nach dem Busunternehmen VIAZUL, einer kubanischen Linie, mit einer relativ modernen Reisebusflotte. Für einen normalsterblichen Kubaner mit einem Monatsgehalt von etwa 20 US-Dollar wäre eine Fahrt mit VIAZUL unerschwinglich. Wir stellen sehr bald fest, dass es auch im realen Sozialismus eine Zweiklassengesellschaft gibt. Beim Ausstieg in Havanna werden wir von einer ganzen Meute Privatzimmeranbieter, Schwarzmarkt -Zigarrenverkäufer und Taxichauffeuren eingekreist. Unser Hinweis, schon ein Hotel gebucht zu haben, nützt anfangs nicht viel. Trotz unserer schweren Tramperrucksäcke werden wir noch eine ganze Weile lang verfolgt und mit allerlei Angeboten belästigt. Ganz ohne Taxi schaffen wir es dann doch nicht in unser Stadthotel, das ganz in der Nähe des berühmten Kapitols in Havanna liegt.

Unser Hotel im spanischen Kolonialstil strahlt die Noblesse vergangener Tage aus, als die „alte Dame der Karibik“ Dichter wie Ernest Hemingway, Graham Green, aber auch Schauspieler und Mafiabosse in ihren Bann zog. Seit den 90er Jahren steht die Stadt unter UNESCO Denkmalschutz. Trotzdem bröckeln die Fassaden der einstigen Bilderbuchstadt. Wir machen einen ersten Stadtspaziergang und besuchen das Geburtshaus der Mutter Fidel Castros. Während wir einen „Mochijto“ trinken, scheint gleich am Nebentisch ein Krieg loszubrechen. Innerhalb von Sekunden schlagen einige Frauen wild aufeinander ein. Der Kampf scheint immer bedrohlicher zu werden, bis einige Männer einschreiten, um die Frauen auseinanderzuhalten. Nach nur kurzer Zeit haben sich die Damen wieder beruhigt und beginnen relativ einträchtig mit den Aufräumarbeiten. An ihren Blicken und Anbahnungsversuchen haben wir schon beim Eingang bemerkt, dass es sich um eine Gruppe Prostituierter handelt. Prostitution ist in Kuba allgegenwärtig. Die wirtschaftliche Not und die schlechte Versorgungslage im Land treibt immer mehr Frauen in dieses missliche Geschäft. Durch ihre Dienste, die sie hauptsächlich Touristen anbieten, versuchen sie, an die begehrten „Pesos convertibles“ heranzukommen.


Nach einem Telefongespräch mit der österreichischen Botschaft fahren wir zum Internationalen Pressezentrum, um unsere Akkreditierungen für den Papstbesuch abzuholen. Die Mitarbeiterin der Botschaft ist sehr zuversichtlich, dass alles klappen wird. Im Internationalen Pressezentrum werden wir sehr freundlich von einer Diplomatin empfangen, die einige Jahre ihren Dienst an der kubanischen Botschaft in Wien versehen hatte. Während eines Botschafterwechsels führte sie sogar kurz die Geschäfte an der diplomatischen Vertretung Kubas in Wien. Mit großer Begeisterung erzählt sie über ihre Zeit in Wien. Sie nennt Österreich ein wunderbares Land, das Musiker wie Mozart, Strauss oder Bruckner hervorgebracht hat, für die sie eine tiefe Verehrung pflegt. Österreich habe auch in schwierigen Zeiten immer gute diplomatische Verbindungen mit Kuba unterhalten, so die äußerst charmante Diplomatin. Die Dame spricht voller Hochachtung über Papst Benedikt XVI. sowie über seinen Vorgänger und erzählt uns, dass sie sogar zwei Enzykliken Benedikts gelesen habe. Auch für uns scheinen sich die guten diplomatischen Beziehungen der beiden Staaten positiv auszuwirken. Wir bekommen nun ganz problemlos unsere Journalistenakkreditierungen ausgehändigt. Nach den kubanischen Reisebestimmungen hätten wir mit unserem Journalistenvisa eigentlich nur sieben Tage im Land bleiben dürfen. Ohne diese Bestimmungen zu kennen, hatten wir uns aber schon im Vorfeld für eine zweiwöchige Reise auf die Zuckerinsel entschieden.

Nun starten wir zu unserem nächsten Abenteuer, einer 15-stuendigen Busfahrt von Havanna nach Santiago de Cuba. Dort soll der Empfang für den Heiligen Vater am Montag, 26. März, stattfinden. Die ersten Stunden verlaufen noch relativ entspannt, wir fahren einige Stunden auf der Autobahn, die wir jedoch nach Santa Clara wieder verlassen. Nun wird der Weg immer kurviger. Die chinesischen Autobusse, die in Kuba alle großen Busunternehmen verwenden, bieten leider auch nicht jenen Komfort, den wir von europäischen Fernreisebussen kennen. Wir wechseln ständig unsere Sitzpositionen, unsere Füße schmerzen schon nach kurzer Zeit.

Nach 15 Stunden und sehr wenig Schlaf erreichen wir unser ersehntes Reiseziel, Santiago de Cuba, die zweitgrößte Stadt des Landes mit ca. 440000 Einwohnern. Der Sturm auf die Moncada-Kaserne der „Bewegung 26. Juli“ und deren Niederschlagung leitete die Revolution auf Kuba ein. Am 1. Januar 1959 verkündete hier Fidel Castro den Sieg der Revolution. Gleich neben dem Busbahnhof befindet sich der ¨Platz der Revolution¨, wo am heutigen Montag der große Papstgottesdienst stattfinden wird. Vor dem Denkmal des Freiheitskämpfers Antonio Maceo, eines berühmten Sohnes dieser Stadt, hat man den Papstaltar aufgebaut. Er wirkt grösser und imposanter als der Papstaltar, den wir in Havanna auf dem gleichlautenden „Platz der Revolution“ besichtigt hatten. Die politischen Behörden wollen die Papstübertragungen nützen, um aller Welt die Symbole ihrer Revolution vorzuführen.

Am Nachmittag besuchen wir das Zentrum Santiagos, das viel karibisches Flair verströmt. Allerdings bröckeln hier die Fassaden noch mehr als in Havanna. In besonders schlechtem Bauzustand befinden sich die Kirchen in der historischen Altstadt. Auch die Kathedrale würde einer dringenden Renovierung bedürfen. Doch die Kirche Kubas ist arm, und nur mit Spenden aus dem Ausland können Kirchen notdürftig repariert werden. Im Pressezentrum erzählt uns ein emeritierter Bischof aus Uruguay, der in seiner Pension als Pfarrer einer Stadtpfarre wirkt, von einer Gemeinde in Santiago, die ihre regelmäßigen Gottesdienstversammlungen in einer Holzkirche abhält, die schwer einsturzgefährdet ist.

Vor der Kathedrale ist eine kleine Ausstellung über Papst Benedikt XVI. installiert, die von dem Kirchenrestaurator Abdel mit großer Hingabe betreut wird. Er erinnert sich noch mit viel Funkeln in den Augen an den Besuch von Papst Johannes Paul II. in Santiago. Abdel hofft, dass Papst Benedikt XVI. den Menschen in Kuba eine Botschaft der Hoffnung bringen wird. Die bröckelnden Fassaden in den Straßen von Santiago sind nur das äußere Zeichen einer Gesellschaft, die in einer großen Lethargie gefangen zu sein scheint. Unsere Gesprächspartner bedauern immer wieder, nicht auf E-Mails antworten zu können, weil ein Internetzugang nur einer kleinen privilegierten Gruppe vorbehalten ist. So ist es für Jugendliche praktisch ausgeschlossen, sich mit Jugendlichen aus anderen Ländern auszutauschen. Auch der Besitz eines Mobiltelefons scheint für die meisten Kubaner ein großer Traum zu bleiben. Abdel möchte aber auch in Zukunft mit uns in Kontakt bleiben. Er hofft, vielleicht über einen Freund ein Papstfoto von uns empfangen zu können.

Es wird wohl für ihn kein leichtes Unterfangen werden, denn ein Mailempfang von hochauflösenden Fotos mit entsprechenden Megabytes Speichervolumen ist aufgrund der schwachen Internetverbindungen völlig unmöglich.


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