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Eine neue Priestergeneration

21. Dezember 2012 in Weltkirche, 11 Lesermeinungen
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„Ein neuer, der genuinen katholischen Überlieferung verpflichteter Priestertyp ist auf breiter Front im Kommen“. Von Walter Kardinal Brandmüller / Pur Magazin


Vatikan (kath.net/Pur Magazin) Seit mehr als zehn Jahren erlebt man – nicht nur in Rom – immer mehr Priester, die an ihrer Kleidung als solche erkennbar sind. In den Nachkonzilsjahren war es auf weite Strecken hin üblich geworden, dass Priester „Zivil“ trugen – nicht selten auch „Räuberzivil“: man wollte nichts anderes sein als alle anderen, man suchte die Nähe zu den Menschen, die man nicht durch elitäre Kleidung abschrecken wollte.

Nun hat sich darin ein augenfälliger Wandel vollzogen. Nicht nur Priester und Ordensleute tragen seit geraumer Zeit „klerikal“, sondern auch Seminaristen, und die besonders gern. Wenn man heute von manchen despektierlich so genannten „Krawattenpriestern“ begegnet, handelt es sich meist um angegraute Herren „über 60“. Was auf diese Weise sichtbar wird, ist ein Generationenwandel. Eine neue, jüngere Priestergeneration ist im Kommen. Es geht dabei natürlich nicht um Textilien, es geht um den Abschied von einem „nachkonziliaren“ Priestertyp und um das Heraufkommen eines neuen. In der Tat hatten sich gerade als fortschrittlich, menschennah und weltoffen geltende Priester eher als Lebensberater, Sozialarbeiter, verstanden, denn als Verkünder des Evangeliums, Liturgen, Spender der Sakramente.

Was dabei aus dem Evangelium, aus der Liturgie und dem Sakramentenempfang geworden ist, ist schon zur Genüge beschrieben und oftmals beklagt worden, als dass es hier zu wiederholen wäre. Nun stehen die Jungen mit ihren „Tipp-ex“ genannten Kollarhemden, mit ihrer Vorliebe für traditionelle Frömmigkeitsformen, – mag man sie nun auch Nightfever, Holy hour oder Prayer festival nennen – für einen neuen Priestertyp. Aber: ist der wirklich neu? Nein! Er ist einfach genuin katholisch.

Wenn man aufmerksam die einschlägigen Dokumente des II. Vatikanums liest – etwa „Presbyterorum ordinis“ – über Leben und Dienst der Priester, oder „Optatam totius“ über die Ausbildung der Priester, dann stellt man mit Erstaunen fest, dass genau diese Jungen, die das Konzil selber nur aus dem Kirchengeschichtsunterricht kennen, den Ideen des Konzils viel näher sind als jene, die es noch miterlebt haben.

Nun auf einmal wird Anbetung, feierliche Liturgie, Treue zu Papst und Bischof, Bejahung der Nachfolge Christi im Zölibat wieder hochgeschätzt. Man entdeckt staunend das Latein und den Gregorianischen Choral, und wo die hl. Messe seit „Summorum Pontificum“ Benedikts XVI. in der auβerordentlichen Form des Römischen Ritus gefeiert wird, sind diese jungen Seminaristen mit ihren „weltlichen“ Freunden zu finden. Bezeichnenderweise interessieren sie sich auch weit mehr als frühere Studentengenerationen für das Studium der Theologie, anstatt sich sozialen Aktivitäten zu widmen.


Ein neuer, der genuinen katholischen Überlieferung verpflichteter Priestertyp ist auf breiter Front im Kommen. Es ist bezeichnend, dass die Priesterseminarien von Gemeinschaften, die man gern „traditionalistisch“ nennt, unter Raumnot leiden, während die meisten der diözesanen Seminarien weit mehr Zimmer als Studenten haben.

Stellt man sich die Frage nach den Ursachen einer solchen Entwicklung, greifen bloß soziologische, psychologische Antworten zu kurz. In all den vergleichbaren Fällen ergab sich solcher Wandel aus einer Vertiefung, einer ausgreifenderen Erfassung, einer aktuelleren Akzentuierung und intensiveren Aneignung des Glaubens der Kirche. Heute, etwa, ginge es um die Aussagen des II. Vatikanischen Konzils, die noch längst nicht wirklich in den Alltag des kirchlichen Lebens eingedrungen sind.

Viele sehen in dieser Entwicklung, die nicht zuletzt durch Papst Benedikt XVI. gefördert wird, ein hoffnungsvolles Zeichen für einen neuen kirchlichen Aufschwung erblicken, wird sie von der Generation der „Väter“ nicht selten da und dort mit Missbilligung beargwöhnt – und wo man kann auch unterdrückt.

Besonders wirksame Instrumente hierzu sind nach wie vor gruppendynamische Übungen in den Seminarien, „Supervision“ durch Psychologen bzw. Soziologen etc. Dass es für einen normalen, selbstbewussten jungen Mann eine Zumutung darstellt, sich solchen eher infantilen Praktiken unterwerfen zu müssen, scheinen manche Seminarvorstände nicht wahrzunehmen.

Für manchen dieser Jungen ist es dann auch gefährlich, mit dem Rosenkranz oder bei der Anbetung vor dem Tabernakel ertappt zu werden. Die Fälle, in denen solche Seminaristen als untauglich für das Priestertum entlassen wurden, sind nicht selten. Wo nicht so weit gegangen wird, sorgen die Vorgesetzten immer wieder dafür, dass ein so „verdächtiger“ Kandidat ins Praktikum zu einem Pfarrer geschickt wird, von dem man erwartet, dass er ihn „auf Linie“ bringt.

Wenn ein solcher Kandidat schließlich doch zum Priester geweiht wird, dann kann es leicht geschehen, dass er einem Pfarrer beigegeben wird, der mit „der ganzen Richtung“ seines Kaplans gar nicht einverstanden ist. Nicht selten geschieht es, dass es ihm verboten bzw. unmöglich gemacht wird, auch dann die hl. Messe zu feiern, wenn er nicht dazu eingeteilt ist.

In solchen Fällen ist der Konflikt unvermeidlich – und wenn ein Kaplan sich an seine vorgesetzte Behörde, das Ordinariat, wendet? Wird ihm dann geholfen? Dieses Szenario – und das ist in gewissem Masse tröstlich – ist keineswegs neu.

Der Zusammenstoß zwischen Elementen des trägen Beharrens und solchen des reformerischen Aufbruchs ist ein Phänomen, das die gesamte Geschichte der Kirche charakterisiert, das sich zwangsläufig periodisch wiederholt, weil eben auf Wellentäler des kirchlichen Lebens immer auch Wellenberge neugewonnener Glaubenstiefe und -freude gefolgt sind.

Was hat der hl. Bonifatius vorgefunden, als er aus dem kirchlich-kulturell hochentwickelten England nach Germanien kam! Säufer, Raufbolde, Ehebrecher saßen auf den Bischofsstühlen, und Priester kannten nicht einmal die korrekte Taufformel. Es war ein harter Kampf, in dem er manches Mal mutlos sich an die Päpste um Rat und Hilfe wandte. Doch wenige Jahrzehnte nach seinem Tod erlebte die Kirche im Reich Karls des Großen eine Zeit hoher Blüte.

Ein Episkopat, eine Priesterschaft war herangewachsen und hatte sich durchgesetzt, die auf der Höhe ihrer Berufung standen. Kaum zwei Jahrhunderte danach galt es wiederum eine Periode des Niedergangs zu überwinden. Besetzung der Bischofsstühle durch weltliche Herren, Kauf geistlicher Ämter, Konkubinat von Bischöfen und Priestern waren eingerissen und hatten das kirchliche Leben gelähmt.

Doch auch angesichts dieser Übel regten sich die jungen Kräfte der Reform, die sich das Programm Papst Gregors VII. zu eigen machten und ans Werk gingen. Doch gegen welche Widerstände! Reformeifrige Bischöfe wurden vertrieben, ein Abt, Anhänger Gregors VII., wurde von einer Synode von reformgegnerischen Bischöfen verprügelt, misshandelt und ins Gefängnis geworfen – doch am Ende ging die Kirche aus diesen Stürmen gereinigt und gekräftigt hervor.

Ähnliches ereignete sich – tun wir einen großen Zeitsprung – nach dem Konzil von Trient, und gut zweihundert Jahre danach im Gefolge von Aufklärung und Revolution, in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.

Namentlich Frankreich erlebte, nicht zuletzt unter dem Einfluss von Schriftstellern wie Chateaubriand und de Maistre eine staunenswerte Wiedergeburt des durch radikale Aufklärung und Revolution nahezu ausgelöschten religiösen Lebens, der im deutschen Sprachraum die Bewegung der Romantik entsprach. Hier waren Zeitschriften wie „Der Katholik“ oder die Münchener „Historisch-politische(n) Blätter“ und andere Sprachrohre dieser neuen Generation. Diese verband entschiedene Romorientierung zunehmend mit sozialem Engagement. So entstand ein Klerus, der sich dem – wieder aktuellen – Ideal der libertas ecclesiae einer von der Staatsmacht unabhängigen Kirche verpflichtet wusste. Als dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden, Preußen und Bayern sich der „Kulturkampf“ anbahnte und in den siebziger Jahren zu härtesten Auseinandersetzungen führte, war es der „ultramontane“ Klerus, der lieber in die Gefängnisse ging, als sich den Kulturkampfgesetzen zu beugen. Eine Spätfolge zeitigte diese Haltung noch unter der NS-Diktatur, der es gleichfalls nicht gelungen ist, den katholischen Klerus „gleichzuschalten“.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bahnte sich ein neuer Generationenwechsel an, der, von der 68er Bewegung bestimmt, zu den bekannten Folgen geführt hat, die die eingangs erwähnte neue Priestergeneration zu überwinden begonnen hat.

Ihr wird es zukommen, die von Benedikt XVI. eingeforderte Verwirklichung des 2. Vatikanums, eine Reform in Kontinuität mit der Überlieferung der Kirche, ins Werk zu setzen.

Nun sollte es darauf ankommen, diesen neuen Generationenwechsel ohne Generationenkonflikt zu bewältigen.

Das ist, wie die Erfahrung zeigt, sehr schwierig. Noch haben die Vertreter jener Umbruchsgeneration die Zügel des Kirchenregiments in der Hand. Sie stehen den heraufkommenden Kräften oftmals wo nicht ablehnend, so doch verständnislos gegenüber.

Wenn es aber den „Alten“ nicht um Selbstbehauptung und den „Jungen“ nicht um Selbstverwirklichung, sondern beiden um das Kommen des Reiches Gottes geht, wird auch der Generationenwechsel sich ohne Generationenkonflikt vollziehen.


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