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Segen oder Fluch?

17. Mai 2013 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
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Angelina Jolie und der Brustkrebs: Die Problematik von Gentests Von Christoph Arens (KNA)


Bonn (kath.net/KNA) Segen oder Fluch? US-Schauspielerin Angelina Jolie hat mit ihrer Entscheidung, sich aus Furcht vor Krebs die Brüste abnehmen zu lassen, weltweit für großes Aufsehen erregt. Sie hat damit jenseits des Themas Brustkrebs auch eine grundsätzliche Frage aufgeworfen: Wie viel wollen wir eigentlich von unserer eigenen Zukunft wissen?

Gerade 13 Jahre ist es her, seit das menschliche Erbgut vollständig entschlüsselt wurde. Doch das damals angekündigte Goldene Zeitalter der Medizin ist eher ein langfristiges Unternehmen: Die Sprache der Genetik erweist sich komplizierter als früher angenommen.

Andererseits: Forschung und Pharmaindustrie versuchen fieberhaft, mit genetischen Daten neue Behandlungsformen und Medikamente zu entwickeln und Geld zu verdienen. Die Erbgutanalyse wird immer billiger und schneller. Schon bald dürfte eine komplette Untersuchung des Erbguts für 1.000 US-Dollar zu bekommen sein. Die Anbieter versprechen nicht nur Aufklärung über Krankheitsrisiken, sie liefern auch Prognosen zur individuellen Entwicklung - vom sportlichen Talent bis zum Risiko, eine Glatze zu entwickeln. «Wir treten in das Zeitalter der genetischen Medizin ein», analysiert der Bonner Humangenetiker Peter Propping.


Doch was tun mit der Unzahl an Daten zu seiner künftigen Gesundheit? Mit den neuen Möglichkeiten wird jeder Mensch auch vor ganz neue Entscheidungen gestellt. Das Wissen um eine Veranlagung kann eine extreme Belastung sein - etwa bei Chorea Huntington. Die Krankheit bricht meist um das 40. Lebensjahr aus und führt im Schnitt innerhalb von 15 Jahren zum Tode. Ein Gentest kann lediglich Gewissheit über eine Veranlagung verschaffen - doch er eröffnet keinerlei Gewissheit über den Ausbruch der Erkrankung und liefert keine Therapieoptionen.

Angesichts der Fortschritte sei es die brennendste Frage, «welches Wissen wir zu welchem Zeitpunkt besser nicht haben sollten», warnt deshalb der niederländischen Ethikers Guido de Wert. Insbesondere eine komplette Analyse des Erbguts von Embryos oder minderjährigen Kindern sei «ethisch extrem problematisch». «Eltern sollten definitiv nicht alle genetischen Eigenschaften ihrer Kinder kennenlernen dürfen, weil das deren Rechte auf eine offene Zukunft und ihre künftige Autonomie bei Entscheidungen verletzen könnte», so der Maastrichter Professor für Biomedizinische Ethik. Es geht bei Gentests nicht nur um das eigene Leben: Wer sich zu einem Test entschließt, entscheidet zwangsweise für Verwandte mit.

Auch die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Christiane Woopen, verweist auf die Grenzen der Gendiagnostik. «Einmal birgt sie die Gefahr, dass man dem Irrtum aufläuft, alles, was in den Genen steht, ist auch tatsächlich schon ein festgeschriebenes Schicksal, und man vergisst dabei, dass der Mensch sehr viel mehr ist als seine Gene», sagte sie am Mittwoch im DeutschlandRadio Kultur. Beispiel Herzinfarkt: Falls es überhaupt genetische Ursachen dafür gibt, sind sie nur ein Teil des Puzzles, denn der Lebensstil spielt immer eine Rolle. Selbst mit den besten genetischen Voraussetzungen können permanenter Stress und ein ungesunder Lebenswandel zu einem Infarkt führen. Und Woopen weiter: «Das andere Risiko besteht darin, dass man plötzlich das ganze Leben unter so ein Gesundheitsdiktat stellt und denkt, dass ein sinnvolles Leben nur ein gesundes Leben wäre.»

In seiner Ende April veröffentlichten Stellungnahme hat der Deutsche Ethikrat deshalb empfohlen, allen Bürgern eine «selbstbestimmte Entscheidung über die Inanspruchnahme von Gentests und den verantwortungsvollen Umgang mit ihren Ergebnissen zu ermöglichen».

Das schließe auch die informationelle Selbstbestimmung ein, also das Recht auf Wissen, vor allem aber auf Nichtwissen. Zugleich forderte das Gremium vom Gesetzgeber, den Umgang mit Nebenergebnissen oderüberschüssigen Daten klarer als bisher zu regeln. Das bedeutet auch, Tests zielgerichteter zu gestalten und weitere Ergebnisse im Zweifelsfall zu löschen. Neben dem Schutz setzt der Rat vor allem auf Aufklärung und ärztliche Beratung.

(C) 2013 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


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Lesermeinungen

 Kurti 19. Mai 2013 
 

Ob eine möglicherweise - das Wort möglicherweise

ist dick zu unterstreichen - vorhersehbare Krankheit ausbrechen wird, ist ganz, ganz sicher nicht allein von den Genen abhängig, sondern auch von anderen Faktoren wie dem Immunsystem, das man fördern oder schädigen kann. Es ist also keinesfalls sicher, dass eine genetisch prognostizierte Veranlagung auch zu der entprechenden Krankheit führen MUSS.
Frau Jolie wird eben an einer anderen Krankheit sterben, von denen es sehr, sehr viele gibt. Man kann sich ja nicht alles abmontieren lassen, sonst bleibt nichts mehr übrig.


1
 
 Kurti 19. Mai 2013 
 

Ob eine möglicherweise genetisch vorhersehebare KKrankheit


0
 
 Wuna 18. Mai 2013 
 

Missverständnis

@marienzweig
Ich glaube, Sie haben mich nicht verstanden. Ich schrieb nicht von Brustkrebs allgemein. Ein diffuse Angst vor Krebs würde einen solch radikalen Schnitt in der Tat nicht rechtfertigen. Es geht hier um eine besonders aggressive Form von Brustkrebs, die nicht sehr häufig ist, den Betroffenen aber wenig Chance lässt. Eine Freundin erkrankte daran. Sie kannte ihre familiäre Disposition und wurde daher in ein engmaschiges Vorsorgeprogramm aufgenommen. Es nütze ihr nichts, die Krankheit schritt rasch voran. Bei ihrem Tod waren die Kinder noch recht jung. Ich kann es deshalb nachvollziehen, wenn sich betroffene Frauen für ein Lösung à la Jolie entscheiden.


2
 
 Incomódo 18. Mai 2013 

@Mithrandir

„was kann man noch alles wegoperieren?“ Ganz recht, da eröffnen sich doch phantastische Aussichten: zum Beispiel Menschen, die das Gen zur Demenz in sich tragen, können sich im Alter von 50 Jahren, ganz Besorgte schon früher, ihr Hirn absaugen lassen :-)) Ich kann dem Gedanken von @Marienzweig nur beipflichten: „Ich hoffe, einmal die Kraft zu haben, gelassen und vertrauensvoll gehen zu können, wenn der Herr mich ruft!“


1
 
 Mithrandir 18. Mai 2013 

Mir gefällt es nicht,

dass die Entscheidung von A. Jolie so weitgehend positiv aufgenommen wird. Erstens sagt auch der beste Gentest nichts darüber aus, ob man tatsächlich an einer bestimmten Krankheit erkrankt. Zweitens bedeutet diese Art Vorsorge: Verstümmelung.
Drittens: sollte der Fall Brustkrebs eintreten, ist die Behandlung sicher teurer als diese vorsorgliche OP. Könnte die Krankenkasse also auf den Gedanken kommen, bei Vorhandensein bestimmter Gene diese Art der Vorsorge verbindlich zu machen?
Viertens kann diese Vorsorge-Angst auch zur fixen Idee werden, was kan man noch alles wegoperieren? Ist so ein angstbsetztes Leben lebenswert?


1
 
 Marienzweig 17. Mai 2013 

@Wuna

"...Sie müssen von einem sehr hohen Risiko für sich selbst ausgehen und möchten Gewissheit, auch um eventuell entsprechende Maßnahmen zu ergreifen."

Soweit Ihre Aussage!
Die Maßnahme sieht dann im Falle Jolie so aus, dass man seine obere Vorderfront komplettt abtragen lassen müsste, um diesem eventuellen Schicksal zu entgehen.

Arme Angelina Jolie!
Fassade und Realität!
Solch eine hübsche Frau (=Fassade) und
solch eine Panik, womöglich innere Hölle (=Realität).
Es liegt mir fern, zu verurteilen!
Nur - meine Mutter hatte auch Brustkrebs, hat ihn aber überlebt und starb erst viele Jahre später an einer gänzlich anderen Krankheit.
Meine Großmutter verlor ihr Leben durch Magenkrebs.
Soll ich nun meine restlichen Jahre in ununterbrochener Panik verbringen?
Ich hoffe, einmal die Kraft zu haben, gelassen und vertrauensvoll gehen zu können, wenn der Herr mich ruft!


2
 
 Wuna 17. Mai 2013 
 

Übertreibung

Warum muss der Autor gleich das Kind mit dem Bad ausschütten?
Im Fall von Angelina Jolie geht es schließlich nicht um eine Entschlüsselung des kompletten Erbgutes, sondern um ein Gen, das für eine besonders heimtückische Form von Brustkrebs verantwortlich ist. Eine glückliche Ahnungslosigkeit gibt es in diesem Fall nicht, denn die betroffenen Frauen haben ihre Mutter, Großmutter oder Schwester, manchmal auch alle zusammen an diese Krankheit verloren. Sie müssen von einem sehr hohen Risiko für sich selbst ausgehen und möchten Gewissheit, auch um eventuell entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.


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